"Wer ist den schon wieder hier?",fragte der Hausdrache und drehte sich zu mir um.
"sehen Sie mich nicht?",fragte ich schnippisch zurück,"Sie sollten sich echt mal ne neue Brille zulegen."
Der Hausdrache reagierte nicht auf mein folgendes Lachen, sondern fuhr fort:"Tobias, du bist jetzt zum dritten Mal in dieser Woche negativ aufgefallen. Was war diesmal der Grund?"
Die Stimme von Frau Schulz, die ich nur Liebevoll "Hausdrache" nannte, war sie streng wie immer. Ich schwieg, denn egal was ich jetzt gesagt hätte, meine Strafe stand schon fest.
"Okay, du möchtest nicht mit mir reden.",sprach sie und sah mich nochmal an,"Gut, das heißt, das Wochenende geht's nicht raus und es wird nachgesessen."
"sonst noch was?",fragte ich und erntete nur einen bösen Blick von ihr.
"verlasse nun bitte mein Büro."
Ich nickte und stand von dem alten Holzstuhl auf, verließ dann das kleine Büro.
Draußen im Flur stand Erik, mein bester Freund, und wartete auf mich. Erik war größer als ich, um einiges sogar, hatte dunkles Haar, blaue Augen und eine Brille. Er kam später als ich hierher.
"und? Was haste bekommen?",fragte er nur und begleitete mich, weil ich schon nach draußen ging.
"Ich darf Nachsitzen und am Wochenende hab ich Hausarrest",sagte ich knapp,"wie immer eigentlich."
"warst du je ein Wochenende draußen?",fragte er lachend und machte die Tür zum Innenhof auf.
"Ja",antwortete ich.
"das ist aber etwas her...?"
"wenn ich wüsste, wie lange",lachte ich und zusammen gingen wir etwas an der Wand entlang nach hinten. Es kam wirklich oft vor, dass ich nachsitzen musste oder am Wochenende nicht rauskam, weil ich "drei Mal negativ auffiel". Ich hatte irgendwie immer mit irgendwem Stress und so waren die drei Mal, die man als Verwarnung abstempeln konnte, schnell erreicht.
Nach kurzer Zeit kamen wir an unsere Ziel an: etwas weiter weg vom Eingang, leicht versteckt bei den Mülltonnen. Auf uns wartete schon Pan, Erik feste Freundin seit immer schon. Pan war noch kleiner als ich, was fast unmöglich war, hatte rot-blondes Haar und grüne Augen. Sie war fast genauso lange hier wie ich und eigentlich hieß sie Tatjana, aber sie hasst es, so genannt zu werden.
"Das seid ihr ja endlich",sprach sie und lächelte,"hast du die selbe Strafe wie immer bekommen?"
Sie hielt uns schon die Packung Zigaretten entgegen und wir nahmen uns jeder eine. Eigentlich war das Rauchen hier drinnen komplett verboten, selbst für die Älteren. Aber man hat ja seine Mittel und Wege, um an alles zu kommen.
"klar, was sonst?",fragte ich und suchte in meinen Taschen nach einem Feuerzeug,"als hätte die neue Ideen."
"wieso Ideen? Ist doch 'Vorschrift'. 'Und wer die Vorschriften nicht einhält'...",äffte Erik den alten Drachen nach und Pan und ich kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich war echt froh, dass ich die beiden hier hatte, weil sie halt nicht wie die anderen hier waren. Sie ließen sich von niemandem etwas vorschreiben oder spielten nach fremden Regeln. Wir kannten keine Regeln, wir machten sie. Daher waren wir auch die Bosse hier, wenn man das so sagen durfte. Und irgendwie war ich darauf auch echt stolz, obwohl der Boss in einem Heim zu sein nicht wirklich was tolles ist.
"was steht heute eigentlich noch so an?",fragte Pan und brach die Stimme zwischen uns.
"warte, heute ist Donnerstag, nicht?",fragte Erik und wartete auf unser nicken, danach sprach er weiter:"Das heißt wir haben noch diese Gruppenaktivität."
Man konnte quasi zusehen, wie jegliche Freund, sei mal egal woher sie kam, aus unseren Gesichtern binnen Sekunden verschwand. Hier gab es jeden Donnerstag eine Gruppenaktivität, die die gleichaltrigen zusammen machen mussten, wozu auch immer. Kurz gesagt: Ich wäre lieber nochmal negativ aufgefallen als dahin zu gehen. Es war die Hölle, weil ich einfach niemanden hier leiden konnte, außer meine Freunde natürlich.
"wie lange haben wir noch?",fragte ich und sah zu Erik. Es war echt hilfreich, dass er die Termine wusste. Ich meine, Pan und ich waren manchmal so verballert, dass man sich wundern konnte, dass wir noch lebten.
"Es ist noch Zeit",sprach Erik ganz gelassen,"Vielleicht übersehen sie uns ja."
"sie haben noch nie jemanden übersehen",warf Pan gleich ein.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt",erwiderte Erik und man sah Pan lachen.
"Grün ist die Hoffnung",sagte Pan immernoch grinsend und deutete auf das Gras, welches nicht weit weg von uns anfing zu wachsen. Erik schüttelte nur den Kopf, doch ich konnte nun das Lachen nicht mehr unterdrücken. Verdammt, ich liebte die beiden.
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Mein niederes, komisches Leben im Heim
FanfictionWenn du einmal im Heim bist, kommst du nicht mehr heraus. Dies ist eine Geschichte aus dem Leben eines Menschen in einem Heim, welche durch viele Erlebnisse geprägt ist und durch eine besondere Begegnung komplett auf den Kopf gestellt wird. #Currbi...