Verlust

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„Ey, muss das Leben hier so langweilig sein?"

Diese Frage stelle ich mir nunmehr seit 17 Jahren. Ich meine, es sieht für die allermeisten Menschen doch eh gleich aus. Kindergarten, dann Schule, Vielleicht noch Uni, dann 50 Jahre oder so Arbeiten, dann Rente und schlussendlich sterben. Optional kann man noch einen Lebensgefährten finden, heiraten, Kinder kriegen und großziehen und das wars dann.

„Warum?"

Warum sind wir dazu verdammt, uns immer anderen Ärschen zu unterwerfen, nur um zu überleben? Wieso können wir nicht einfach nur ein schönes Leben führen?

„Wann wird sich das ändern?"

Diese Frage habe ich mir ebenso oft schon gestellt. Aber die Antwort ist doch eigentlich ganz eindeutig, oder? Nie!

„Und was ist, wenn man sich gegen dieses unfaire System stellt? Mal seine Meinung sagt?"

Dann kann man seinen Job, seine Familie und sogar sein Leben verlieren. Das, was sie hier Meinungsfreiheit nennen, nenne ich einfach nur Zensur. Oder Ignoranz, da das, was gesagt wird, eh nicht von den höheren Rängen vernommen wird. Für sie sind wir doch eh nichts weiter als kleine Kieselsteine, die ihre Straße zum Erfolg ausmachen.

„Ey, Luka! Nicht pennen, sonst schaffst du die Prüfung nicht"

Das... war meine nervige Mathelehrerin, die mir von Tag zu Tag mehr auf die Nerven geht. Labert, labert und labert, bis die Motten von der Raumdecke fallen und erwartet dann auch noch, dass wir das alles aufschreiben und bis zur nächsten Stunde auswendig lernen. Denkste! Ist mir doch egal, wenn ich es verkack, dann bin ich endlich raus aus dem Laden hier.

„Was ist nur aus dieser Welt passiert?"

Okay, einiges, nehme ich an. Seit der großen Dürre im Jahr 2026 ist die Komplette Erdoberfläche zu Sand zerfallen. Die Ozeane sind um ein Drittel der ursprünglichen Fläche geschrumpft und die Menschen mussten sich in kleinen, aber hoch besiedelten Städten, die unter einer spitzen, lichtundurchlässigen Kuppel lag, auch „Tents" genannt, unterbringen. In diesen wurde die Versorgung wieder weitestgehend Normalisiert. Dieser Vorgang wurde 2049 fertiggestellt. Durch die Dürre haben sich fast alle Kontinente, die vorher durch das Meer getrennt wurden, miteinander verbunden und man könnte angeblich sogar mit einem Schnellfahrzeug, wie es sie damals gab, von Kontinent zu Kontinent reisen. Als einziger Kontinent, ist nur noch Australien komplett von Wasser umgeben. Aber dieses Land ist Sperrgebiet. Warum, wurde uns übrigens nie gesagt. Jedes Mal, wenn ich oder jemand anderes dieses Thema hinterfragt, werden wir entweder angepöbelt oder ignoriert. Mittlerweise hab ichs aufgegeben.

Jetzt, im Jahr 2168, ist die Menschheit, durch die Hohe Anzahl von Dürreopfern, auf gerade mal 2 Milliarden Menschen zusammengeschrumpft. Diese Menschen leben alle in den Tents. Von diesen Tents gibt es 12 Stück, die jeweils auf der ganzen Erde stationiert sind. Das Tent, in dem ich lebe, sollte irgendwo im Ehemaligen Osteuropa liegen. Woher ich das nur so ungenau sagen kann: Auch diese Information wird uns komischerweise verwährt. Ich schätze dies nur an dem Klima ab, das den Menschen und den Orten, an denen sie vorher lebten, angepasst wurde.

„Jetzt ist aber gut, Luke! Entweder, du passt auf oder du kannst nachhause gehen!"

Ich überlegte. Sollte ich das jetzt echt bringen und nach Hause gehen? Ich meine, meine Mitschüler würden es feiern. Meine Eltern allerdings nicht. Zudem werden bestimmt Strafpunkte meinem Chip plusgeschrieben.

In dieser Welt wird das meiste durch Punkte geregelt. Jedem Menschen wurde ein Chip in seinen Arm oder Nacken implantiert. Dieser ist Rund um die Uhr mit dem Tentnet, dem lokalen Netzwerk, das im gesamten Tent verfügbar ist, verbunden. Somit können Gesundheit, Psychischer Status oder sogar der Standort ermittelt werden.

TentsWhere stories live. Discover now