Halloween Special

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Keuchend läuft die rothaarige Frau durch die Straßen. Sie muss ein sicheres Versteckt finden, irgendwo, wo sie nicht gefunden werden kann. Wo sie sie nicht finden können.

Kurz bevor ihr die Puste ausging kam sie an ein verlassenes Lagerhaus. „Hoffentlich kann ich mich hier irgendwo verstecken", dachte Sabrina und ging hinein. Ein paar einzelne Kisten standen hier und da in den Schränken aber sonst war die Halle leer. Auch an Versteckoptionen mangelte es. Hinter ihr hörte sie ein leises stöhnen, dass pro Sekunde lauter wurde. „Fliehen, kämpfen, totstellen? Fliehen, kämpfen, totstellen?", ihr Gehirn arbeitete wie wahnsinnig. Verstecken ist in einer leeren Lagerhalle kein Kinderspielen, totstellen würde ihr nicht helfen, aber sie hatte noch nie in ihrem Leben gegen etwas gekämpft. Erst recht nicht gegen Zombies.

Vor ein Stunden fing alles an.

Wie jedes Jahr ging Sabrina zum Friedhof Josefs Grab zu besuchen. Während ihrer Zeit in der Psychiatrie bekam sie eine Genehmigung und einen Betreuer zur Seite gestellt der sie begleitete. Es war nicht üblich im Zuge einer Therapie den Patienten so viel Ausgang zu genehmigen, aber ihr Therapeut hielt es für wichtig, damit sie mit der Geschichte abschließen kann. Sie behielt dieses Ritual bei. Für Sabrina war es das Richtige Josef zu ehren. Immerhin war sie es, die ihn umgebracht hat.

Lange wurde mit ihr daran gearbeitet zu verstehen, dass es nicht ihre Schuld war, ganz darüber hinweg kommen wird sie aber wahrscheinlich nie.

Mit einer bunten Variation an Blumen und einer Kerze in den Händen, machte sich die junge Frau auf den Weg zu seinem Grab. Vorsichtig kniet sie sich auf den Boden, legt die Blumen auf das Grab, zündet die Kerze an und stellt diese auf den Grabstein.

Wie jedes Jahr fängt sie an mit dem Grabstein zu reden, „Es tut mir so leid. Ich weiß ich sage das jedes Jahr. Jedes Jahr komme ich her und entschuldige mich, dabei kann keine Entschuldigung der Welt wieder gut machen was ich dir angetan habe. Alles was ich wollte war Erlösung und stattdessen habe ich dir das Leben genommen. Und es tut mir so unendlich leid."

Als sie sich verabschiedet hat blickte sie mit Tränen in den Augen zum Himmel und sah eine schwarze Wolkenmasse auf sie zukommen. Sabrina hatte gerade heute ihren Regenschirm vergessen und macht sich schnell auf den Weg nach Hause.

Klatschnass rast sie durch die Türe, denn das Unwetter hatte aufgeholt und sie doch noch erwischt. Schuhe und Kleidung wurden gleich an der Tür ausgezogen, um nicht die ganze Wohnung nass zu machen. Im Adamskostüm macht sich Sabrina auf den Weg ins Badezimmer um eine heiße Dusche zu nehmen. Ihr Körper ist verziert mit Narben. Einige sind Erinnerungen an ihre Zeit als Ehefrau andere an den schrecklichen Tag ihres „Unfalles". Es war kein richtiger Unfall, es war ihre Entscheidung. Zugegeben eine dumme Entscheidung, die an der Ausführung gescheitert ist, aber es war kein Unfall. Das warme Wasser tut ihren kalten Knochen gut und als sie schläfrig wird, dreht sie das Wasser ab und kuschelt sich in ein frisches, flauschiges Handtuch.

Müde tapst sie in ihr Schlafzimmer um sich ihren Schlafanzug anzuziehen und dann nur noch ins Bett zu fallen.

Mitten in der Nacht wird Sabrina von einem lauten Krachen geweckt. Verschlafen schaut sie auf ihren Wecker, es war 4 Uhr in der Nacht. Wer würde um die Uhr so viel Lärm machen? Verschlafen wandert sie in ihr Wohnzimmer. Es war ungewohnt kühl und sie bemerkt, dass ihr Fenster weit offen stand. Plötzlich hört sie Geräusche aus ihrem Badezimmer, dass sich verdächtig nach einem Einbrecher anhörte. Gepaart mit dem offenen Fenster, wusste Sabrina, dass es sich hierbei sicher nicht um unangekündigten Besucht handelt. Die junge Frau hatte genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass jetzt nicht die Zeit ist um sich die Zähne zu putzen.

So leise wie möglich schleicht sie in ihr Vorzimmer um sie dort die Schuhe anzuziehen und noch leiser aus der Wohnung zu flüchten.

Im Gang ihres Wohnhauses bemerkt sie, dass alle Licht aus und die Türen der anderen Wohnung offen waren.

Ohne weiter darüber nachzudenken, rennt sie die Treppen nach unten auf die Straße. Sie musste irgendwo ein Handy finden, obwohl sie sich mit einem anderen Menschen im Moment zufrieden geben würden. Die Straßen sind nämlich komplett leer und in ihr stieg immer mehr die Panik auf.

Nun sah sich endlich, wer die Geräusche vor ihrem Fenster gemacht hat, oder besser gesagt was.

Vor ihr stand Josef, aber sie hatte ihn anders in Erinnerung. Seine Augen waren nicht mehr die freundlichen,  die sie in der Früh durch die Windschutzscheibe der U-Bahn sah, sie waren nun leer und leblos. Und seine Haut war fahl, fast schon weiß und es stinkt nach Verwesung. Als Josef auf sie zu rannte erwachte die junge Frau aus ihrem Schock und rannte los in die andere Richtung.

So befand sie sich jetzt in einer Ecke kauernd, in einem verlassenen Lagerhaus. Sie war sich sicher diese Dinger konnten ihren Herzschlag hören, sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz gleich aus ihrer Brust sprang. Sollte sie das hier überleben, wird sie mehr Sport machen, nimmt sie sich zumindest vor.

Als Sabrina Schritte hörte die näher kamen fing sie an zu beten. Direkt vor ihr stand nun der ehemalige U-Bahn Fahrer. Jetzt wo sie näher beieinander standen, konnte sie die Narbe sehen, die sein Leben beendet hatte. Die Frau brach in Tränen aus, „es tut mir so leid. Ich wollte die, dass das passiert". Sie kniete schluchzend vor dem Wesen.

Plötzliche hörte man einen lauten Schuss und überall klebte Fleisch, Knochen und Blut. Auch sie war voll mit Dreck. Als sie hoch sah traute sie ihren Augen kaum. Vor ihr standen Sam und Dean Winchester aus ihrer Lieblingsserie Supernatural.

Schweißgebadet schreckt Sabrina in ihrem Bett hoch. Sie riss einen Zettel aus ihrem Traumtagebuch, das neben ihr auf dem Nachttisch lag.

„Notiz an mich selber: Kein Supernatural vor dem schlafen gehen. Psychiaterin auf eventuellen Medikamenten-Wechsel ansprechen"

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