Der Verbotene Wald

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Der Verbotene Wald



Die Nächte sind dunkel im Wald, weit dunkler als auf den Ländereien. Während man die Lichter des Schlosses am Waldrand noch erkennen kann, schlucken die Bäume, je tiefer man kommt, bald alles Licht. Es ist leise, ohrenbetäubend still, in der Nacht. Kein Blättchen oder Ast regt sich und die Stille drückt auf den Körper. Dunkelheit und Stille zusammentreiben die Sinne zunächst zu Höchstleistungen an. Jedes noch so kleine Geräusch, jeder noch so kleine Fleck wird registriert. Aberbald stumpfen die Sinne ab.

Je weiter man in den Wald geht, desto mehr verlieren sich die Wege. Es dauert nicht lange, bis unerfahrene Besucher sich verlaufen und kaum eine Chance haben, den Weg zurück zu finden. Desto weiter sie in den Wald laufen, desto mehr gleicht sich alles. Ein Baum sieht aus wie der andere, Spuren auf dem Boden werden unsichtbar. Wenn man sich drehen würde, um in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, drehte man sich gar zu weit oder nicht weit genug und würde, ohne es zu wissen, weiter hineingehen, fort von Schloss und Dörfern.

Jeder Wald muss mal ein Ende haben, sagt ihr? Wenn man gerade in eine Richtung liefe, käme man auch hinaus? Ja, das mag für Wälder gelten, nicht aber für diesen, denn ihr vergesst eines, ihr seid hier nicht allein und jene Wesen, die euch dort begegnen, sind euch arroganten Menschen in vielem weit überlegen. Hab ihr Glück, so streift ein wunderbares Geschöpf euren Weg, mit weißem Fell und heller Mähne. Sein Kopf wird von einem einzelnen Horn geschmückt. Läuft es über den dunklen Boden, scheint es fast als tanze pures Mondlicht dahin; wunderschön und sanft, fleischgewordene Reinheit. Doch ist es scheu und so schnell es kommt, verschwindet es wieder.

Vielleicht kreuzt auch ein anderes euren Weg. Der Körper eines Pferdes, der Kopf eines Adlers, große, kräftige Flügel und scharfe Krallen. Es täte euch besser Ruhe zu bewahren, höflich und respektvoll zu agieren, da ein kräftiger Schlag euer Ende sein könnte. Ich rate euch, geht langsam hinter die Bäume zurück. Es täte Unerfahrenen nicht gut, zu lange die Aufmerksamkeit auf sich zu zieh'n.

Macht schnell kehrt und geht in die andere Richtung, die Augen nach vorne, den Blick geradeaus, an Bäumen vorbei, alt und knorrig und lauscht. Hört ihr das leise Piepsen inden Ästen. Dreht euch um...DOCH NICHT SO RASCH! Nun müsst ihr euch mit Baumgeistern plagen! Sie sitzen in den Ästen, klein und kaum zusehen, doch ihr Beschützerinstinkt ist stark. Und wenn schützen sie, fragt ihr? Den Baum an dem ihr vorbei gegangen seid. Sie erkennen die Schönheit und Macht, die sich, unsichtbar für euch, in dem edlen Holz versteckt, und schrecken nicht zurück auch zu beißen und zu kratzen, wenn sie ihn bedroht sehen.

Geht weiter, von dem Gepiepse fort, doch still! Seht ihr das wundersame Tier? Schwarze, ledrige Flügel, ein Kopf wie ein Skelett und Augen weiß wie der Mond, wunderschön und schrecklich. Ihr seht es nicht? Was für ein Glück für euch. Es ist ein sagenhaftes Tier und weithin gefürchtet. Die Leute glauben, es bringe den Tod. Hört auf mich, die ich sie schon oft gesehen habe und glaub mir, keine Gefahr droht euch hier. Missverstanden und dabei so sanft leben diese Tiere hier im Wald. Ganz nützlich sind sie manchmal, mit schlauen Instinkten und weichen eher zurück, als anzugreifen.

Ihr wollt weiter, sagt ihr, aus dem Wald hinaus. Nur zu, geht weiter, doch seht euch gut um! Ein weiteres Wesen lauert nicht weit von hier. Zu erkennen ist es leicht, groß und schwer, zu überhören unmöglich. Hört ihr es? Die große Keule schleift auf dem Boden, mit schweren Füßen stapft es dahin. Ein großer Körper, mit starken Muskeln, doch ein winzig kleines Hirn. Das heißt nicht, es könnte euch nicht verletzen. Zuschlagen tut es mit gewaltiger Kraft, doch die kleine Erbse in seinem Kopf, ist leicht auszutricksen. Die Flucht kann man schaffen. Dennoch, lasst uns dem Kampf aus dem Weg gehen und lieber weiter voran.

Dort ist eine Lichtung, gleich da vorn. Wir gehen dort hin und plötzlich wird es hell. Der Mond erleuchtet die sanfte Wiese, mit herrlichen Blumen und dem kleinen Bach. Lasst euch nieder und ruht aus, trinkt einen Schluck und kommt wieder zu Kraft! Legt euch hin, auf den Rücken und blickt zum klaren Himmel hinauf. Zehntausende von Sternen auf schwarzem Samt und ein Mond, voll und klar, fast könnt ihr die Krater darauf sehen.

Doch ich, die ich den Wald gut kenne,werde unruhig bei dem schönen Bild. Ihr fragt mich warum, ich sagees euch: Gefahr droht bei diesem wunderschönen Mond. Ihr versteht nicht und ich darf nicht weiter sprechen. Ich blicke euch an und sage, wir müssen fort, doch ihr wollt nicht weg gehen und hört gar nicht das Rascheln und spürt die Gefahr nicht und jetzt ist es zuspät.

Ein Wesen tritt zwischen den Bäumen hervor, groß wie ein Mann, doch mit dichtem Fell. Kalten Augen blicken uns an und gefletschte Zähne blitzen hell. Ihr kauert euch hin, kein Zauber hilft hier, also springe ich ein und jage ihn davon.Von weitem hören wir seinen lauten Ruf, markerschütternd und laut. Das war das letzte Mal, das ich in euer Schicksal eingegriffen hab'. Hört ihr wieder nicht, müsst ihr allein dadurch. Ich treibe euch an und wir gehen weiter, hoffentlich von weiteren Gefahren verschont.

Wisst ihr vor was sich die meisten Menschen fürchten? Ich gebe euch einen Tipp. Sie sehen sonderbar aus, doch ihr Anblick ist beinahe gewöhnt. Sie haben zahlreiche Augen und Beine, acht Stück. Ihr Körper ist groß und rund und haarig dazu. Und sie haben Greifzangen, zwei, stark und scharf. Und sie fressen Menschen, sollte ich vielleicht erwähnen. Nicht immer, aber besonders gern. Könnt ihr erraten, wovon ich euch berichte? Spinnen, sagt ihr. Ihr wisst es zu Glück. Doch Spinne allein beschreibt nicht das Tier, das hinter euch gierig mit den Greifzangen klickt. Eine Acromantula, fürchte ich, die euch ins Visier nimmt. Euren Zauberstab fest umklammert, dreht ihr euch um und sagt euren Spruch. „Arania Exumai!", ruft ihr und sie fällt auf den Rücken, die Beine von sich gestreckt und betäubt, zum Glück. Doch leben diese Tiere niemals allein. Es gibt eine Kolonie mit unzähligen davon. Ist euch euer Leben lieb, dann sollten wir schnellstens verschwinden.

Und wir rennen, ich an eurer Seite so schnell wir können, von der Spinne weg, doch ich fürchte jetzt droht uns noch schlimmeres Unheil: Ich höre Hufgetrappel, nicht weit entfernt und ich kenne die Herde, die uns gleich besucht. Wächter des Waldes und Leser des Schicksals, von Menschen nicht allzu angetan. Sie kreisen uns ein, wir können nicht mehr fliehen. Mit Pfeil und Bogen zielen sie auf uns. Meine frühere Herde und jetzt Feinde von mir. Ich fürchte, nichts rettet uns aus unserer Not. Sie drohen uns, scharren mit den Hufen im Sand und schnaufen erregt und lodernd vor Hass. Beschwichtigend versuche ich, auf sie einzureden, doch es hat keinen Sinn, nichts rettet uns hier....nichts rettet mich.

Ich erinnere sie, dass Unschuldigen nichts getan werden darf. Manche von euch noch Fohlen, die anderen haben nichts getan. Sie müssen es einsehen. Ich rede und rede bis mir die Wörter ausgehen. Doch ich habe gesiegt, sie werden euch verschonen. Und ich zeige euch den Weg, den ihr wählen müsst, um zum Schloss zurück zu kehren. Mit verängstigten Blicken seht ihr mich an. Schon gut, so geht nur, sage ich sanft. Und mit vorsichtigen Schritten geht ihr langsam zurück und bald dreht ihr euch um und lauft nach Hause davon.

Mein Blick gleitet zum Himmel und ich lese die Sterne. Ihr schafft es. Ich bin sicher und froh euch begegnet zu sein, euch geholfen zu haben, nach Hause zu kommen. Und nun wird es Zeit, mich meinem Schicksal zu stellen. Schon immer Stand mein Tod in den Sternen. Und mit lächelndem Gesicht die Sterne betrachtend, gehe ich mit dem Tod dahin. 


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Die zweite Geschichte, heute mal über einen ganz besonderen Ort. Ich hoffe, sie hat euch gefallen.Lasst mir gerne einen Kommentar da und weiterhin gilt das Angebot, dass ihr mir gerne Wünsche für Orte, Charaktere, Wesen, usw. dalassen könnt.

Liebe Grüße und bis bald. :)

Luci



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⏰ Last updated: Jan 04, 2019 ⏰

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