Montage gehen mir auf den Wecker

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Hallo Welt! Ich bin dieser Typ, der eine Zeitmaschine dafür gebaut hat, um 9 Monate vor seine Geburt zu reisen und sicher zu stellen, dass er gezeugt wird. „Ring ring ring ring". Der Wecker klingelt. Mehrfach schaue ich auf sein Display, um zu gucken, ob er es heute tatsächlich ernst meint, in der Hoffnung, dass es doch nur ein schlechter Scherz ist. Er meint es tatsächlich ernst. Diese Wecker haben echt keinen Humor. Ich glaube wir werden keine Freunde mehr in diesem Leben. Nein, ich weiß es noch besser, das ist wahrer Hass, der viele Reinkarnationen übersteht. Anstatt den Wecker jedoch auszuschalten, schmeiße ich ihn unsanft und ohne zu sehen wo genau ich hin hinwerfe, auf den Boden. Rache ist süß und kostet in dem Fall 4,99€. Ein Schnäppchen. Es ist wieder Ruhe. Das war schon der fünfte Wecker für diese Woche und wir haben Montag.

Jedenfalls muss ich jetzt wohl aufstehen. Ich setze mich zunächst auf die Bettkante. Lange muss ich überlegen, welches mein richtiger und welches mein falscher Fuß zum aufstehen ist. Ich komme zu dem Entschluss, dass es wohl relativ egal ist. Allerdings kann ich auf diese Art und Weiße wunderbar Zeit schinden, denn jede Sekunde die hier vergeht ist eine Sekunde, in der ich nicht arbeiten muss. Schließlich stehe ich auf, gehe ins Bad und betrachte mein Spiegelbild. Normalerweise würde das lyrische Ich an dieser Stelle vermutlich beschreiben, was es im Spiegel sieht. Das ist so ein altes Stilmittel, mit dem man eine eigene Beschreibung gekonnt in das Geschehen einbauen kann, ohne sie als einfache Aufzählung unterzubringen. Das ganze spare ich mir jedoch an dieser Stelle, denn ich schreibe kein Horrorbuch. Ein Glück muss ich mich heute gar nicht fertig für die Arbeit machen, das hat schon der Wecker für mich übernommen. Ich setze mir noch schnell meine Arbeitskappe auf, ziehe mir eine Jacke über und gehe aus dem Haus Richtung Arbeit. Ein langweiliger kurzer Weg zur Arbeit wie immer. Gut bei der Arbeit angekommen, muss ich meinen Chip aktivieren, damit genau aufgezeichnet werden kann, wann ich komme und wann ich gehe. Was gibt es noch so? Letzten Sommer habe ich eine Cola bestellt, aber eine Fanta...Nah ja ich glaube, ich muss jetzt wirklich anfangen, über meine Arbeit zu sprechen. Echt schade, dass so ein Buchen mehrere Seiten hat, es fing gerade schon fast an Spaß zu machen.

Auf dem Weg in mein Forschungslabor passt mich meine Chefin ab. Ich glaube, ich habe mir einen schlechten Tag ausgesucht, um euch heute mit zur Arbeit zu nehmen. Sie redet in Phrasen und schaut mich dabei an, als würde ich verstehen was sie meint. „So geht es nicht mehr weiter", höre ich. „Sie müssen das in den Griff bekommen." Jedoch verstehe ich überhaupt nicht, was sie meint. Ich nicke alles ab und gehe endlich in mein Labor. Ein dicker Stapel Papier liegt auf meinem Schreibtisch. Eigentlich handelt sich dabei um keinen Schreibtisch, sondern vielmehr, um einen ganz normalen Tisch, den ich als Schreibtisch nutze. Und eigentlich ist das vollkommen egal, aber hey, das bringt auch ein paar Zeichen mehr. Ich setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. Noch bevor ich das erste Wort des Papierstapels lesen kann, klingelt das Telefon. Einen kurzen Moment dachte ich tatsächlich, dass das wieder mein Wecker sei und ich immer noch in meinem Bett liege und vor mich hin Träume. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber wir dürfen nicht vergessen, diese Wecker haben keinerlei Humor. Nein! Ich habe tatsächlich das seltene Vergnügen und werde angerufen. Es ist eine Kollegin von mir. Kollegin am Telefon: „Mister X120, haben Sie schon den Papierstapel auf Ihrem Schreibtisch entdeckt?" Ich antworte nicht. Sie redet weiter: „Es wäre nett, wenn Sie diesen Stapel bis heute Abend durcharbeiten könnten. Es handelt sich um Befunde..." Ich lege auf. So wie sie mir am frühen Morgen schon das Ohr abkaut, Kannibalismus! Wir reden hier von Arbeit! Meiner Arbeit. Ich lege die Beine auf den Tisch und denke über diesen Papierstapel nach. Besser wäre Videoclip, damit ich nicht lesen muss. Oder Katzenvideos. Auch wenn wir im Jahr 2243 leben[Spoiler-Alarm], Instagram gibt es immer noch. Facebook ist ja selbst bei euch schon tot, also muss ich euch nicht erklären, dass es die unsägliche Seite nicht mehr gibt.

Ich beschließe mich die Arbeit zunächst einmal zu verschieben und mich auf meinen Lieblingsplatz zu begeben. Mein Büro bzw. mein Labor liegt im obersten Stock. Ich muss nur einen kleinen Flur entlang laufen und eine Wendeltreppe hoch gehen und schon bin ich auf dem Dach. Die Dachluke ist heute offen. Es ist jedoch niemand auf dem Dach. Vermutlich habe ich sie selbst beim letzten Mal vergessen zu schließen. Ich setze mich auf meinen Liegestuhl, den ich mir auf das Dach gestellt habe und mache das Radio an. Mein Lieblingsplatz. Der NASA-Tower ist das höchste Gebäude der Stadt. Wenn ich hier oben aufrecht hinstelle, fühle ich mich wie der König der Welt. Plötzlich kommt meine Chefin, mit zwei mir fremden Männern, aufgeregt auf das Dach.

Ich bin kein TeilzeitjobWhere stories live. Discover now