Zu betrunken?

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Kanan wachte langsam auf. Sein Kopf tat weh und er stöhnte etwas, als er sich vorsichtig in dem Pilotensitz aufrichtete. Durch die Frontscheibe blickte er auf einen von hier aus gesehen recht verlassenen Planeten, der ihm nicht bekannt vorkam.
„Ezra, alles ok bei dir?", fragte er und drehte sich langsam um.
Doch von seinem Padawan fehlte jede Spur! „Hera wird mich umbringen!" Er sprang auf und blickte sich um, doch es war eindeutig – Ezra war fort.
Und noch etwas ganz anderes war fort! Etwa die halbe Phantom war mit Ezra verschollen gegangen! Dort wo einst eine Decke, Wände und eine Luke gewesen waren, klaffte nun ein Loch. Es war kaum mehr als die Front und der Pilotensitz übriggeblieben. „Hera wird mich wiederbeleben und nochmal umbringen!"
Beunruhigt lief Kanan los, wollte sich genauer umschauen. Was auch immer geschehen war, es hatte ihr Schiff zerfetzt und er konnte nur hoffen, dass Ezra ebenfalls irgendwo auf diesem Planeten gelandet war und mit der Landung so viel Glück gehabt hatte, wie er!
„Ezra! Ezraaaa!"
Kanan rief so laut er konnte, doch es kam nichts zurück und sehen konnte er weder seinen Padawan, noch die restliche Phantom.
Das war nicht gut, wirklich nicht gut!
Kanan griff nach seinem Kommunikator und versuchte Ezra zu erreichen – ohne Erfolg. Dann versuchte er die restliche Crew zu erreichen, auch wenn Hera dann sogar versuchen sollte ihn mit der Kraft ihrer Gedanken schonmal umzubringen – ohne Erfolg.
Vielleicht war das Gerät bei dem Absturz beschädigt worden oder aber dieses lila Licht in dem Hyperraum, was auch immer das gewesen war, hatte die Technik beschädigt. Er lief zurück zur Phantom, doch dort funktionierte auch nichts mehr. Die Computer sprangen nicht an. Er konnte nicht einmal eine Karte aufrufen, um zu errätseln, auf welchem Planeten er hier war. Dafür gab es dieselben möglichen zwei Erklärungen.
Mutlos ließ er sich auf den Sitz fallen und wünschte sich noch einmal Hera wäre hier gewesen. Mit ihr gestrandet zu sein wäre angenehmer gewesen und sie hätte sicher einen kühlen Kopf bewahrt. Oder sie hätte ihn umgebracht und ihm somit den kommenden Ärger zumindest erspart.
Kanan hatte wirklich keine Erklärung für das, was geschehen war. Er war sich recht sicher gewesen, dass Ezra alles richtig gemacht hatte – sonst hätte er ja auch eingegriffen! Doch so etwas wie dieses purpurne Licht nach ihrem Sprung durch den Hyperraum hatte er noch nie gesehen oder auch nur davon gehört!
Er stand wieder auf. Während des Laufens konnte er noch immer darüber nachdenken und bei dem Versuch eine Lösung zu finden, verzweifeln. Nun hatte die Suche nach Ezra erstmal oberste Priorität! Er schloss die Augen und versuchte ihn mithilfe der Macht zu finden. Doch die Macht offenbarte ihm nur ein so galaktisches Chaos, dass sie ihm beinahe wie der lila Farbstrudel vorkam.
Also beschloss er, dass er Ezra auch auf die altmodische Art finden konnte. Ging er davon aus, dass sein Padawan sich noch in der passenden zweiten Hälfte der Phantom befand, konnte er der Richtung folgen, die der Einschlagsrichtung seiner Hälfte entgegen war.
~
Kanan lief eine Ewigkeit umher und fand nichts. Keine Antworten, keine Stadt, kein Lebewesen, keinen Padawan, kein halbes Schiff und auch nicht den Tod – was zumindest ein Lichtblick war.
Langsam wurde er müde und sehr durstig. Sein Kopf tat noch immer weh und er hoffte, dass er sich bei dem Sturz nicht verletzt hatte. Für Verletzungen hatte er gerade wirklich keine Zeit!
Er wünschte sich, er würde wenigstens irgendwas finden. Wenn er schon nicht Ezra fand, dann zumindest eine Stadt oder kleine Siedlung. Dort könnte er versuchen Hera, Zeb und Sabine zu kontaktieren, damit sie ihm mit der Suche nach seinem Padawan halfen.
Doch scheinbar war sein Glück mit dem überlebten Absturz aufgebraucht.
Zumindest nahm er das an, bis in der Ferne schließlich etwas in Sicht kam.
Zunächst konnte er nicht sagen, ob es sich um ein Gebäude, mehrere oder ein großes Raumschiff handelte, aber da es nach Stunden der Suche das einzige war, was er gefunden hatte, abgesehen von Sand, Steinen, Selbstzweifeln und Durst, hielt er eilig darauf zu.
Als er näher kam, erkannte er schließlich auch, dass es sich um einen beeindruckend großen Gebäudekomplex handelte. Jedoch war es ihm nicht möglich zu sagen, was genau er beherbergte, ob es nun eine Firma, ein Hotel oder eine Residenz war.
Zumindest entdeckte er keine Sturmtruppen oder auch nur imperiale Banner. Das sah er als gutes Zeichen und beschloss sein Glück dort zu versuchen.
Er erreichte das große Türportal und schaute sich nach einer Klingel oder dergleichen um, bis er schließlich ein mechanisches Feld an einer Seite entdeckte.
Er ging darauf zu und als es plötzlich ohne Vorwarnung versuchte ihn zu scannen, sprang er schnell zur Seite, da es ihm doch nicht mehr ganz geheuer war! Wenn diese Anlage nun doch zum Imperium gehörte, wüsste sonst gleich sofort jeder, dass sich hier eine unautorisierte Person befand oder sogar ein Jedi, falls es mit irgendeiner miesen Datenbank verbunden sein sollte!
„Akzeptiert", sagte eine Computerstimme und das Tor öffnete sich.
Nun war Kanan mehr als misstrauisch, doch er wollte auch nicht gleich wieder umdrehen und sich noch einmal hoffnungslos auf diesem trostlosen Planeten verlaufen. Verschwinden konnte er später schließlich noch immer.
So lief er durch das Tor und betrat diese seltsame Anlage. Ein weiter Platz führte zu einem sehr pompösen Gebäude, das ihn noch mehr verunsicherte, als er es bereits war. Dennoch hielt er weiter darauf zu.
Er hielt so lange darauf zu, bis er scheinbar irgendwas aktivierte und von einer Stromwelle erfasst wurde, die ihn in die Bewusstlosigkeit schickte.
~
„Hey, ich glaube er wacht auf!"
Kanan blinzelte ein paar Mal, bis er Sabine erkannte. „Du wirst nicht glauben, was ich gerade für einen verrückten Traum hatte! Ich sollte Ezra Flugstunden geben, aber irgendwie sind wir auf diesem Planeten abgestürzt und ich hab ihn, sowie die halbe Phantom verloren und dann war da diese komische Anlage..."
„Klingt wirklich nach einem verrückten Traum. Du kannst noch nicht einmal fliegen!", bemerkte Zeb.
„Nur weil Hera mich nicht fliegen lässt, heißt das nicht, dass ich es nicht kann!", warf Kanan ein und richtete sich auf. Er hatte Kopfschmerzen.
„Warum sollte sie dir auch eine Erlaubnis fürs Fliegen geben?", fragte Sabine.
„Also so langsam wird es beleidigend", bemerkte Kanan.
Dann bemerkte er noch etwas ganz anderes. Er war nicht auf der Ghost. Er war nicht in seinem Bett, sondern in... irgendeinem Bett!
Erschrocken sprang er auf, nur um daraufhin auf den Boden zu knallen, weil seine Beine wie Pudding waren.
Zeb hob ihn auf und setzte ihn wieder ins Bett. „Vorsichtig. Du bist in eine der Elektromienen getreten. Deine Muskeln brauchen noch einen Moment, um die Arbeit wieder aufzunehmen."
„Elektromienen? Was ist passiert?", murmelte Kanan und rieb sich den Kopf.
„Keine Ahnung, wir dachten du seist unterwegs und dann haben wir mitbekommen, dass jemand in die Mienen getreten ist. Wir dachten erst es wäre Hera, aber heute ist gar nicht Donnerstag. Hat sich herausgestellt, dass du es warst", erklärte Sabine gelassen.
„Warum sollte Hera...? Warum liegen hier überhaupt Elektromienen!? Und wo ist hier!? Wessen Bett ist das!?", rief Kanan, der zunehmend verwirrter war. Wenn das irgendeine Art Streich sein sollte, dann fand er ihn nicht lustig. Vielleicht später, aber jetzt nicht.
„Das ist dein Bett. Ich weiß du warst länger nicht mehr in Schlafzimmer Nummer drei, aber es lag am nächsten. Die Elektromienen waren außerdem deine Idee, erinnerst du dich nicht mehr? Das war nach dem... ah ich glaube das war nach dieser Feier, vermutlich kannst du dich also wirklich nicht mehr daran erinnern", überlegte Zeb nachdenklich.
„Welche Feier?", fragte Kanan verwirrt.
„Genau! Du warst sicher viel zu betrunken, um es dir zu merken. Aber zum Glück hast du ja uns!", bemerkte Sabine, die noch immer neben ihm auf diesem Bett saß, dass er noch nie in seinem Leben gesehen hatte und irgendwie zunehmend beunruhigte.
„Moment mal... wenn da diese Mienen waren... dann war das Ganze doch kein Traum!? Klar! Das hier ist diese Anlage! Ich bin also doch mit der Phantom abgestürzt!", ging es ihm langsam auf. Obwohl es ihm beinahe so vorkam, als wären Zeb und Sabine abgestürzt, so seltsam wie sie sich benahmen. „Was macht ihr beide überhaupt hier?"
„Du wolltest allein fliegen. Aber es gab einen Absturz? Bist du verletzt?", wollte Sabine wissen.
„Nur in meiner Ehre...", murmelte Kanan. „Aber ich bin noch immer etwas verwirrt..."
Sabine und Zeb tauschten besorgte Blicke aus.
„Ich fürchte du hast dir etwas den Kopf angestoßen, aber keine Sorge! Wenn du dich einen Moment ausruhst, geht es dir sicher bald wieder besser und dir wird gar nichts mehr komisch vorkommen!", erklärte Sabine, was Kanan jedoch stark bezweifelte.
„Ich weiß was ihn wieder auf die Höhe bringt!", rief Zeb dann plötzlich. „Schnell, Sabine! Der Medizinschrank!"
Plötzlich sprang Sabine auf und sprintete zu einem kleinen Metallkasten, der an der Wand hing, aus dem sie eine kleine Flasche nahm, mit der sie beinahe ebenso schnell zu ihm zurückkehrte, wobei sie auf die Knie fiel und ihm beinahe ehrfürchtig die Flasche entgegenhielt.
„Äh... danke", erwiderte er nur. Er hatte keinen blassen Schimmer was es war, aber vielleicht würde es ja die Kopfschmerzen vertreiben. Also setzte er die Flasche an seine Lippen und trank etwas von dessen Inhalt.
Diesen spukte er erschrocken in hohem Bogen wieder aus, wobei er auf dem fremden Bett landete. Er hustete. „Wie viel Alkohol ist in diesem Zeug drin?" Es brannte jedenfalls ordentlich in seinem Hals.
„So um die neunzig Prozent", antwortete Zeb.
Kanan versuchte den Husten wieder in den Griff zu kriegen. „Wer kam denn auf die Idee das in den Medizinschrank zu stellen!?"
„Na du", erwiderte Sabine verwirrt.
„Aber warum?", wollte Kanan wissen. Zumindest dachte er, dass er es wissen wollte. Vielleicht wollte er es auch nicht wissen, aber er hatte das Gefühl die Frage müsse gestellt werden.
„Für Notfälle", erklärte Zeb.
„Ich hätte meine Notfälle vielleicht vor sieben Jahren so gelöst, aber heute..." Kanan schüttelte den Kopf. Irgendwie passte hier einfach nichts zusammen.
Er schloss für einen Moment die Augen. Er musste nachdenken, irgendwo ergab alles sicher Sinn. Es musste einfach! Oder er hatte den Verstand verloren, aber er mochte seinen Verstand eigentlich und es reichte schon, dass er Ezra und zwei Drittel der Phantom verloren hatte.
Er öffnete seine Augen einen Schlitz und sah, wie Sabine und Zeb ihn erwartungsvoll anschauten. „Könntet ihr mir vielleicht etwas Freiraum geben?"
„Natürlich, Boss!", rief Zeb.
„Warum nennst du mich nun so?", wollte Kanan wissen. Eventuell wollte er es wissen.
„Uhm... wurde die Anrede schon wieder geändert?", fragte Zeb und kratzte sich am Kopf.
„Ja! Da war doch irgendwas...", überlegte Sabine. „Ah, ich glaube Machthaber!"
„Das klingt ja noch schlimmer!", rief Kanan.
„Herrscher?", schlug Zeb vor.
„Wo sind wir denn hier?", seufzte Kanan.
„Oberhaupt!", rief Sabine.
„Wovon denn?", fragte Kanan.
„Kommandant."
„Ich kommandiere niemanden!"
„Häuptling?"
„Wir sind bei keinem Stamm!"
„Hauptmann!"
„Oder Direktor!"
„Ich weiß, ich bin sozusagen, Lehrer aber..."
„Initiator!"
„Urheber!"
„Meister!"
„Wenn ihr das sagt klingt es wie Sklaventreiber. Wisst ihr was? Ich glaube Boss gefällt mir doch ganz gut, wenn es denn unbedingt sein muss!", warf Kanan schnell ein. „Aber nun lasst mich bitte einen kleinen Moment allein!"
Zeb und Sabine nickten und verließen dann den Raum.
Obwohl sie es sicher irgendwo gut meinten, seufzte Kanan erleichtert und rutschte dann aus dem Bett, weil es ihm irgendwie Unbehagen bereitete.
Dann schloss er noch einmal die Augen und versuchte eine Erklärung zu finden. Was genau nun bei dem Sprung durch den Hyperraum geschehen war, würde er wohl nicht erraten können, doch zumindest den Rest vielleicht.
Womöglich hatten die anderen irgendwie von dem Absturz Wind bekommen. Vielleicht hatten sie sie kontaktieren wollen und angefangen sich Sorgen zu machen, nachdem niemand geantwortet hatte. Sie hatten ihre Route zurückverfolgt und waren auf diesem Planeten gelandet. Womöglich hatte die Anlage einen kleinen Raumhafen, sie schien zumindest groß genug. Sicher hatten sie sich gerade auf die Suche begeben wollen, als er hier aufgetaucht und – scheinbar – direkt in eine Miene gelaufen war.
Vielleicht konnte Hera ihm ja sagen, was da in der Phantom geschehen war. Immerhin war sie eine unglaubliche Pilotin und kannte viele Piloten. Womöglich hatte sie sowas schonmal gehört und wusste etwas darüber.
Das klang nach einem guten Plan!
Kanan kämpfte sich auf die Beine. Sie kribbelten komisch, doch er konnte wieder laufen, was er sicher nicht diesem Alkohol zu verdanken hatte. So marschierte er bis zur Tür. Auf der anderen Seite erwarteten Zeb und Sabine ihn bereits wieder.
„Uhm, könntet ihr mir sagen, wo ich Hera finde?", fragte er sie und versuchte sich nicht weiter über ihre heutige Anhänglichkeit zu wundern. Vielleicht machten sie sich nur Sorgen, dass er sich bei dem Absturz oder durch die Miene verletzt hatte.
„Klar, sie ist im Thronsaal", erklärte Sabine.
Kanan fragte sich wirklich, was das für eine verdammte Anlage war und warum sie ausgerechnet hier landen mussten, aber er wollte nicht unhöflich sein, da ihnen hier ja scheinbar zumindest irgendeine Gastfreundschaft zuteilwurde, die ihm wohl auch dieses Bett verschafft hatte. Womöglich redete Hera in dem Thronsaal gerade mit dem Besitzer der Anlage und er konnte sich bedanken, auch wenn es ihm nicht sehr gefallen hatte.
„Gut, ich muss mit ihr reden. Auch wenn sie mich vermutlich umbringen wird!", seufzte Kanan ergeben.
„Ach was, sowas kommt doch nur einmal im Monat vor", winkte Sabine ab.
„O-okay?"
„Na dann. Auf zum Thronsaal", bemerkte Zeb, trat auf Kanan zu und wollte nach ihm greifen.
„Ähm, was machst du da?", wollte dieser leicht beunruhigt wissen.
„Die Sänfte ist noch immer kaputt", erklärte Zeb, als wäre es selbstverständlich. „Und ich bin zur Ersatzsänfte ernannt worden, erinnerst du dich?" Mit diesen Worten hob er Kanan hoch, ohne weiter auf dessen Proteste zu achten und trug ihn den Gang hinunter. Sabine folgte ihnen.

My Ego in this crazy Parallel Universe (Star Wars Parodie)Where stories live. Discover now