Kapitel 11

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"Wie hast du das gemacht?", fragte ich erschrocken, "und woher hast du gewusst, dass...". "Geheimnis", gab er nur zurück und hielt seinen Finger, mit welchem er all meine Verletzungen hatte verschwinden lassen, vor die Lippen. "Bitte, Seong! Verrat' mir doch was, irgendwas", bettelte ich ihn hartnäckig an. "Ich seh' Alles", antwortete er, woraufhin ich weiter nachhakte: "Wie 'Alles'? Die Zukunft und Vergangenheit 'Alles' oder Dinge die sonst niemand sehen kann 'Alles' oder Details 'Alles'?" - "Alles davon, ja!" Verunsichert verschränkte ich meine Arme und er ließ wieder sein tiefes, leises Lachen hören. Als er aufstand meinte ich ein "schön wär's" gehört zu haben und wurde rot wie eine Tomate. Um mich abzulenken sah ich mir meinen Oberschenkel an, der so zuletzt vor zwei Jahren ausgesehen hatte. Gedankenverloren strich ich über die glatte Haut und dachte an meinen Traum zurück. "Heute ist ein großer Tag. Die Details sind wichtig", hallte es in meinem Kopf wieder. "Wenn der Mond aufgeht, geht ihre Welt unter", sprach die gleiche Stimme, nur dass dies eine Erinnerung aus einer lang vergangenen Zeit war und das andere eine Warnung oder eine Hilfe für den heutigen Tag. "Die Details... die Details", murmelte ich, während ich all meine Träume Revue passieren ließ. Dabei zeigten sich drei Schlüsselelemente: die schwarzen Federn, der Schrei, der bis heute jeden Traum ausnahmslos beendet hatte und der Mond, der stets präsent war. Aber nicht einfach nur der Mond, sondern es war jedes mal die leuchtende Scheibe eines Vollmondes gewesen. Außerdem schien Alles mit dem Mittelalter in Verbindung zu stehen. 'Detective Hyun on the case', dachte ich belustigt, da ich vermutlich sowieso den Großteil falsch oder überinterpretierte. Mein Kopf fing an sich zu drehen und ich beschloss meine Nachforschungen wann anders fortzuführen. Ich stand auf um meine Schwester zu wecken, die sonst vermutlich bis zum Abend liegen bleiben würde. Als ich in den Flur trat, vergaß ich zu Atmen, denn dort stand Mr. Quiet, was ja an sich nichts Neues war. Jedoch kam er gerade aus dem Bad, von seinen schwarzen Haaren, die jetzt noch dunkler aussahen als sonst, tropften Wassertropfen. Um seine Hüften war ein weißes Handtuch geschlungen, was er mit einer Hand festhielt, mit der anderen fuhr er durch seine nassen Haare. Auf seinem wunderschönen Sixpack perlten glitzernde Tropfen und suchten sich einen Weg nach unten. Ich biss mir auf die Unterlippe, um das 'Wow', das mir auf der Zunge lag, für mich zu behalten. 'Diesen Mann hat der Himmel geschickt', dachte ich, während sich eine leichte Wärme auf meine Wangen legte, 'so langsam wird's kritisch, Hyun.' Schnell holte er sich aus seinem Zimmer, wo Miso zum Glück tief und fest schlief, einen Stapel Klamotten. Als er mir allerdings den Rücken zuwandte, blieb mir die Luft noch mehr weg als vorher. Nur für einen kleinen Moment bewunderte ich seine perfekten Rückenmuskeln, denn etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Haut schien wie aus einem einfarbigen, seidigen Stoff gemacht worden zu sein ohne die kleinste Verfärbung, doch auf seinem Rücken waren zwei längliche, breite Striche, die von den Schulterblättern bis zur Mitte seines Rückens reichten. Ich kannte die Farbe nur zu gut, es waren Narben, die aussahen als wäre dort etwas entfernt worden.... Flügel!

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt