Kapitel 27

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Belle

Der Tag verging relativ langsam. Wir sprachen nur sehr wenig miteinander, nur das nötigste. Der Himmel war diesmal von dunklen Wolken umgeben, der Mond versteckte sich dahinter. Und trotzdem gab es ein ästhetisches Himmelsbild ab. Auch das hätte ich gerne auf eine Leinwand gebracht.

»Wir sind da«, gab Jack bekannt und blieb stehen.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Was war daran bitte der blaue Viertel? Ich sah immer noch nur Bäume überall.

»Und wenn ich mich nicht täusche sind hier« Er zog mich mit zu einem grünen Busch zwischen zwei Bäumen und griff rein. »unsere Werkzeuge.«, zog er eine große Tasche heraus.

Ich blinzelte als mir klar wurde, dass wir endlich diese Handschellen loswerden würden. »Das wurde aber auch mal Zeit.«, murmelte ich und sah dem Farblosen beim Suchen des jeweiligen Werkzeugs zu.

Er zog eine lange Metallsäge hervor. Meine Augen wurden groß. Damit wollte er in die Nähe meines Handgelenks? Nie und nimmer!

»Das kannst du vergessen!«

Jack verdrehte die Augen. »Ich komme damit sehr gut klar!«, hob er demonstrativ die Säge in die Höhe, aber das Sägeblatt löste sich und fiel zu Boden.

Ich warf ihm einen kritischen Blick zu und schüttelte entschlossen den Kopf. »Sieht mir nicht danach aus.«

»Es ist kaputt. Das hatte ich völlig vergessen.«

Toll.

»Aber damit sollte es auch funktionieren.«, zog er einen kleinen Schraubenzieher raus und fing an, an seiner Seite der Handschelle herumzubasteln. Er drehte eine Schraube nach der anderen raus, bis er sich komplett befreit hatte.

Er rieb sich über die rote Stelle am Handgelenk und machte sich dann an meines. Dabei streiften seine kalten Fingerspitzen sachte meine Haut und ich zuckte unwillkürlich ein wenig in mich zusammen. Ich konzentrierte mich auf die blühende Nacht im Himmel. Als schließlich auch ich befreit war, legte ich mein Gelenk in die andere Hand und strich mir sanft über die leicht wunde Stelle. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich so sehr daran gezerrt hatte. Erst jetzt bemerkte ich das starke Brennen auf meiner Haut.

Schmerzerfüllt zischte ich auf als ich über eine offene Wunde strich. Wann hatte ich mir die zugezogen?

Jack warf nur einen raschen Blick darauf und reichte mir danach Wasser damit ich es säuberte. Das tat ich.

»Was jetzt?«, fragte ich anschließend.

»Jetzt legen wir wieder eine Pause ein. Wir können erst bei Morgendämmerung ins Viertel. In ungefähr fünf Stunden sollten wir los können.«

Ich nickte nur, verschränkte die Arme vor der Brust und machte es mir auf dem Boden am Baum lehnend gemütlich. Jack allerdings blieb auf den Beinen und starrte in eine andere Richtung. Neugierig folgte ich seinem Blick, aber entdeckte nichts.

»Warte hier, ich muss nur etwas abchecken, dann bin ich wieder zurück.«, sagte er plötzlich.

»Wie bitte?!«, verdoppelte sich mein Herzschlag sofort als ich seine Worte aufnahm und ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf die Beine. Wollte er mich hier im dunklen Wald alleine lassen?!

»Du hast mich schon richtig verstanden.«, sah er mir eindringlich in die Augen und machte dann Anstalten loszugehen.

Aus Instinkt griff ich nach seinem Ellenbogen und hielt ihn auf. Irritiert starrte er erst meine Hand auf seinem Arm an und dann mich. »Lass mich mitkommen.«, sagte ich und achtete darauf, dass ich nicht ängstlich klang. Auch wenn ich eine Heidenangst hatte alleine im Wald auf ihn zu warten.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz