45. Abschied

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Ich blieb noch weitere zwei Tage in Green Bay. Meine Schwester hatte es geschafft, mich dazu zu überreden. Mit knirschenden Zähnen und mehreren verzweifelten Seufzern hatte ich mit mir gerungen, dann aber doch zugestimmt. Ich wusste mein Vater gab sein Bestes, mir meinen Aufenthalt so 'normal' wie möglich zu gestalten. Er gab sich wirklich Mühe, wofür ich ihm Dankbar war, aber eine gewisse Unbeholfenheit war ebenfalls spürbar. Kritisch betrachtete er immer wieder Aiden und war sich nicht sicher, ob er ihm vertraute. Wer konnte ihm das verübeln? Wir hatten ihm das mit dem ‚Wolf-sein' lieber verschwiegen. Wer weiß, was sonst passiert wäre.. vielleicht hätte er irgendwen beauftragt Aiden einzufangen und mir den Kontakt zu ihm dann doch verboten.. ich wollte darüber gar nicht erst nachdenken. Wenigstens hatte ich so ein wenig Gelegenheit, Aiden die Umgebung in der ich aufgewachsen bin, sowie meine Lieblingsplätze zu zeigen.

Sobald wir aber wieder zurück waren, begab er sich erneut der laut ihm 'sehr wichtigen' Aufgabe meine Eltern um seinen Finger zu wickeln. Er beteuerte bei Gesprächen mit ihnen immer wieder, wie sehr ich ihn beeindruckte und ließ unsere Geschichte so kitschig und romantisch klingen wie nur möglich. Ich hatte teilweise das Gefühl, er zitierte aus irgendwelchen vor Romantik nur so triefenden Serien oder Filmen. Aber meiner Mutter schien dies zu Gefallen. Ihr Blick verriet, wie sehr sie dahinschmolz und lächelte uns beide an. Natürlich zeigte sie ihm auch stolz Kindheitsfotos von mir, die er dann lächelnd kommentierte. Ich verkniff mir ein Augen rollen, oder Würgereiz wenn er über meine Schönheit sprach. Ich machte mir schon ein wenig Sorgen, ob seine Geschichte nicht ein wenig zu übertrieben rüber kam..

Der Blick meines Vaters zeigte zwar Zustimmung zu der Beziehung, doch schien er trotzdem noch ein leichtes Misstrauen ihm gegenüber zu haben.

Wenn es der Zufall zuließ und ich unbemerkt auf Aiden's Fuß treten konnte oder ihm in seine Hand zwicken konnte, um seine Zweifelhaften Geschichten zu beenden, tat ich dies auch. Seine Mundwinkel zuckten zwar dann leicht, aber es stoppte ihn nicht in seinen Liebesbeschwörungen.

Ich war mehr als froh, nach zwei Tagen erneut meine Sachen zu packen. Auch wenn es diesmal wesentlich mehr Gepäck war. Ich hatte den Eindruck, dass auch mein Vater ein wenig froh war meinen offensichtlich schwer verliebten Lover wieder los zu werden.

Wenn wir Nachts nebeneinander einschliefen, musste Aiden immer leise lachen, wenn ich mich über seine Bühnenreifen Auftritte beschwerte. Das ich ihm vorwarf, ein wenig zu sehr zu übertreiben, ignorierte er gekonnt und verteilte stattdessen kleine Küsse auf meinen Nacken, die Gänsehaut bei mir auslösten.

Er wusste genau, dass mich dies genug ablenkte, sowie mein Gejammer beendete. Schmollend genoss ich dann die Aufmerksamkeit, sowie die kleinen Liebkosungen, mit denen er mich zufrieden stellte. Sein grinsen konnte ich in meinem Nacken spüren.

Er genoss es, wenn er mich in Verlegenheit brachte, durch seine unendlich scheinenden Erzählungen die meinen Vater besänftigen und seine ehrlichen Absichten damit beweisen sollten.

Ich schüttelte erschöpft meinen Kopf, so gut das liegend eben ging und seufzte. „Ich bin froh, wenn wir zurück sind", murmelte ich leise. Aiden seufzte kurz „um ehrlich zu sein ich auch. Mir gefällt es hier nicht. Man spürt die Anspannung in diesem Haus nur zu deutlich, aber ich glaube ich bin nun ein akzeptierter Schwiegersohn. Deine Mutter liebt mich", er lachte wieder. „Offensichtlich", sagte ich bevor ich in den Schlaf driftete.

Es dauerte etwas, bis wir mein Zimmer komplett geleert hatten und alles wichtige ins Auto verstaut hatten. Meine Mutter sah mich traurig an. Ich nahm ihre Hände und drückte sie kurz, bevor ich sie in den Arm nahm. Auch mir kullerten ein paar Tränen über die Wangen, als ich sah wie sie um Fassung rang. Ich verabschiedete mich von meiner Schwester und Felix und bat sie, gut auf unsere Eltern aufzupassen, sowie uns wieder besuchen zu kommen. Auch mein Vater drückte mich an sich und sah Aiden dabei ernst an „du passt besser auf sie auf, oder ich hol' sie zurück zu uns nach Hause." Ich lächelte über seinen ernsten Gesichtsausdruck. Aiden nickte nur „ihr seit jederzeit willkommen bei uns!", rief er meinen Eltern noch zu, als wir beide ins Auto stiegen.

Der Abschied war mir dann doch nicht so leicht gefallen, wie ich gedacht hatte aber es fiel trotzdem ein Stein von meinem Herzen, als Aiden's Wagen aufheulte und er noch ein mal hupte als wir meine ‚Familie' hinter uns ließen.

Eine Erleichterung machte sich breit und ich atmete aus. „Auf nach Hause..", murmelte ich leise. „Auf nach Hause", stimmte Aiden mir zu.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt