Das Bad

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Triggerwarnung für dieses Kapitel: Machtmissbrauch, Andeutungen sexueller Handlungen, Selbstzweifel 

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Jisungs Pov:

Nach meiner Atempause an der Luft, die größtenteils daraus bestand, dass ich ziellos durch den Garten gelaufen war, hatte ich beschlossen, mir ein richtiges Bad zu genehmigen – diesmal allerdings allein.

Also war ich an einen der Bediensteten herangetreten und hatte ihm meinen Wunsch mitgeteilt, woraufhin er sofort dienstbeflissen losgeeilt war und mir zuvor versicherte, dass man mich rufen lassen würde, sobald das Wasser in die Wanne gefüllt wäre. Mir tat es leid, dass ich dem Diener solche Umstände bereitete, aber ich selbst hätte nicht einmal gewusst, woher ich mir Wasser zum Waschen hätte holen müssen, schließlich konnte ich nicht einfach einen Wasserhahn aufdrehen und mich unter eine Dusche stellen. Ich war vielmehr darauf angewiesen, dass man mir bei solchen Dingen half, auch wenn ich das nicht guthieß.

Und deshalb folgte ich nun zwei Bediensteten zu dem Waschraum, den ich am Tag zuvor mit Seungmin genutzt hatte. Dabei fand ich die Zeit, die beiden Sklaven vor mir zu mustern. Sie beide waren gut gepflegt, trugen schlichten, aber gut verarbeiteten Leinenstoff und schienen auch ansonsten körperlich gesund zu sein. Vermutlich behandelte man sie also gut und ihr Leben im Palast hatte auch für sie Vorteile. Ich hingegen würde mich noch daran gewöhnen müssen, dass die Sitten zu dieser Zeit anders waren und ich nicht von einer gleichberechtigten Gesellschaft umgeben war.

Im Waschraum angelangt, beeilten sich die zwei Männer, mir alle möglichen Badeessenzen und Duftöle bereitzustellen, die Wassertemperatur zu prüfen und große Leinentücher über die Wannenränder zu legen. Auf der Seite, wo sich der Einstieg befand, wurden weitere trockene Tücher abgelegt und dann drehten sich die Bediensteten zu mir.

Gestern hatte Seungmin die Sklaven weggeschickt, nachdem sie ihm geholfen hatten, seine Kleidung zu lösen und in die Wanne zu steigen. Ich jedoch wusste selbst nicht, ob ich es über mich brachte, einen anderen Menschen Tätigkeiten verrichten zu lassen, die ich selbst bestens beherrschte.

Deshalb stoppte ich den Mann, der nun auf mich zukommen wollte, mit einer kleinen Handbewegung. „Bitte lasst mich nun allein."

Der Sklave zögerte sichtlich überrascht, aber senkte dann einsichtig den Kopf, was ihm sein Begleiter gleichtat. Dieser schien sich aber eine direkte Nachfrage nicht verkneifen zu können. „Junger Herr, können wir euch wirklich nicht behilflich sein?"

Rasch schüttelte ich den Kopf und verbalisierte es dann nochmal höflich. „Nein, danke. Ich komme allein zurecht."

Wieder verneigten sich beide und verließen anschließend den Raum, natürlich erst nach der Bemerkung, dass ich jederzeit nach ihnen rufen könnte, sollte ich etwas brauchen.

Ich verdrehte nur die Augen und versuchte mir vorzustellen, was Yeosang wohl zu solch unterwürfigem Verhalten sagen würde.

Vermutlich hätte er irgendeinen dummen Spruch rausgehauen, der mich zum Lachen gebracht hätte. Sowas wie: „Und wenn man denen befielt, zu springen, fragen die noch wie hoch. Ach was, sie würden mit dem Maßband nachmessen, um niemanden zu enttäuschen."

Ein ironisches Lächeln spielte kurz um meine Mundwinkel, bevor der Schmerz des Verlustes wieder einsetzte und ich die Anwesenheit meines besten Freundes geradezu herbeisehnte.

Aber eilig schob ich diesen aussichtslosen Gedanken zurück, legte mein Gewand genau vor der Wanne ab und stieg dann ohne Schwierigkeiten in das angenehm warme Wasser. Zunächst stand ich einige Sekunden unschlüssig da, bevor ich mich langsam ins Wasser sinken ließ und Wärme genoss, die meinen Körper umgab. Nun verstand ich auch, wozu die Tücher den Wannenrand bedeckten. Sie bewahrten meinen Rücken davor, das kühle Kupfer der Wanne zu berühren. So konnte ich mich nun entspannt zurücklehnen und schloss die Augen, um mich auszuruhen. Langsam lockerte ich meine Muskeln und blieb eine ganze Weile fast reglos sitzen, bis ich endlich zu den Badezusätzen und einer kleinen Bürste griff.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt