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Meine Lungen brannten wie Hölle als ich mich fast schon zitternd an die offene Tür des Busses stütze. Angestrengt hiefte ich mich hoch und ließ mich erschöpft auf einen freien Platz neben mir sinken. Ich schloss die Augen und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich war auf der Hälte des Wegs zum Bus losgerannt, da ich mir sicher wahr sie sonst nicht mehr zu erwische. Wie sich gerade gezeigt hatte lag ich richtig. 

Mit einem leisen zischen schloss sich die Tür und wir fuhren los. Ich atmete jetzt wieder einigermaßen gleichmäßig und auch der nasskalte Schweiß war von meiner Stirn verschwunden. Mein Schweißausbruch und diese enorme Erschöpfung gerade machten mir wieder einmal bewusst, dass ich wirklich mehr Sport machen sollte...

Neben mir nästelte ein junger Mann an seinen Kopfhörern herum. Ich musterte ihn. Er sah ziemlich gut aus und musste in meinem Alter sein. Seine schwarzen dichten Haare vielen ihm in leichten Wellen auf die Stirn und machten den Blick auf seine Augen geradezu unmöglich. Noch immer versuchte er den kleinen weisen Stöpsel von seinem Ohr weg zu bekommen doch das dünne Kabel schien sich in einem seiner Ohrringe verheddert zu haben. 

"Entschuldigung" wandte ich mich an ihn. "Kann ich ihnen irgendwie helfen?".

Ich war mir nicht sicher ob es nicht seltsam rüberkam würde ich ihn das fragen, aber sollte ich einfach so tun als hätte ich es nicht bemerkt? So unhöflich war ich dann auch nicht...

Ein wenig verschreckt hob er seinen Kopf in meine Richtung und blickte mich mit seinen großen, braunen Augen an. Sie waren wunderschön. Aus diesem Blickwinkel viel mir auch das kleine Muttermal an seiner Nasenspitze auf.

"Ja...Das wäre nett..."

Seine tiefe aber angenehm warme Stimme brachte mich kurz aus dem Konzept, jedoch fing ich mich schnell.

Mit einen "Darf ich" und erhobenen Augenbrauen zeigte ich auf sein Ohr. Er nickte mir bestätigend zu und drehte seinen Kopf. Für einen kurzen Moment schien es, als hätte er einen beschämenden Ausdruck in seinem Gesicht. Konnte aber auch sein, dass ich es mir nur eingebildet hatte...

Vorsichtig zog ich am Kabel des Kopfhörers und versuchte ihm dabei seinen Ohrring nicht raus zu reißen. Das war echt nicht einfach aber nach einer Weile hinundher gefriemel hielt ich den Kopfhörer triumphierend und mit einem fetten Grinsen im Gesicht vor ihm in die Luft. 

Er klatschte einmal erfreut in die Hände und bedankte sich bei mir. Als er mir der kleinen Stöpsel aus der Hand nahm berührten sich unsere Finger kurz und ein warmes Gefühl machte sich in meiner Hand breit. Ich lächelte ihm noch einmal zu und lehnte mich dann wieder zurück.

Der Fahrer kündigte mit gelangweilter Stimme meine Haltestelle an. Ich drücke meine Tasche an mich und machte mich bereit. Der Bus hielt quitschen,  bis schließlich die Türen aufgingen. Ich stand auf und wollte meinem Sitznachbarn gerade zum Abschied winken, als ich bemerkte, dass er mit mir aufgestanden war. Verwundert grinsten wir uns an. Vorlauter rumgegrinse registrierte ich erst jetzt dass sich die Türen gleich schlossen und hastete ins Freie. 

Als ich auf dem Boden aufkam knickte ich um und verlor mein Gleichgewicht. Wärend mein Knöchel anfing schrecklich zu pochen, näherte sich mein Kopf rassant dem Boden. Ein Schrei entwich mir bevor ich mit einem dumpfen Laut auf dem Asphalt aufkam. 

"Ach du Scheiße,  geht es ihnen gut?...Okay offensichtlich nicht, aber haben sie sich schwerer verletzt? Können sie aufstehen?"

Okay, irgendwie hatte mein Unterbewusstsein sich darauf eingestellt, gleich von dem jungen Mann aufgefangen zu werden. So etwas geschah aber nur in K dramen oder Fanfictions und da war ich ja eindeutig nicht... Außerdem kann nicht jeder so eine unmenschliche Reaktionszeit haben.

Ächtzend stemmte ich mich auf die Arme. Meine rechter Ellenbogen brannte höllisch, doch ich ignorierte den Schmerz und grinste stattdessen den braunhaarigen neben mir schief an. Als ich jedoch seinen Blick registrierte fing ich herzhaft an zu lachen. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Entsetzen, Besorgnis und Überforderung. Gemeinsam sah das einfach zum schießen aus. 

"Keine Panick, mir geht es bis auf den Knöchel ganz gut. Ich glaube ich hab ihn mir verstaucht... Aber Moment..."

Mit meinen Armen und dem nicht verltzten Bein drückte ich mich vom Boden ab. Das funktionierte einigermaßen. Sobald ich mein Gewicht aber auf das andere Bein lehnte, durchzog ein stechender Schmerz meinen Fuß und ein leises Zischen entkam mir. Ich taumelte zur Seite, gefährlich nah an die Straße. Bevor etwas schlimmeres passieren konnte zog mich der Braunhaarige an meinem Handgelenk zu sich und schaute mich besorgt an. 

"So können sie auf keinen Fall nach Hause laufen. Kommen Sie ich bring sie."

Zu meinem Entsetzen drehte er mir nun den Rücken zu und ging in die Hocke. Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein!? Als ob ich mich von einem wildfremden Typen Huckepack nehmen lassen würde... 

"Ach was, stehen sie schon auf. Ich rufe einfach meine Zimmergenossin, sie soll mich holen."

Er drehte seine Kopf und schaute mich fast schon ein wenig eingeschnappt an. " Denken Sie ernsthaft, ich würde um dreiviertel Elf einejunge Frau, die sich gerade den Knöchel verstaucht hat an einer Haltestelle auf ihre Freundin warten lassen?...Na los steigen Sie schon auf, ich enführe sie schon nicht" sein Lachen war laut, aber irgendwie auch beruhigend. 

Seufzend gab ich nach und ließ mich vorsichtig auf seinen Rücken fallen. Meine Arme legte ich ebenfalls vorsichtig um seinen Hals. Er richtete sich erstaunlich schnell. Dann richtete er sich räuspernd an mich. "Wo müssen wir überhaupt hin?" 

"Bringen sie mich einfach zum Fahrrad Verleih in der Nähe des internats. Ach, und bitte sagen sie wenn ich zu schwer bin!"

"Geht klar. Sagen sie, macht es ihnen etwas aus würden wir und duzen? Ich glaube nicht, das wir so unterschiedlich alt sind und durch das ständige Sie fühle ich mich so alt..." am Ende des Satzes lachte er beschämt. Mir entfuhr ein  leises kichern und ich verfluchte mich innerlich dafür. 

"Klar gerne doch, find ich auch angenehmer."

"Darf ich fragen, wie du heist?" hängte ich hinterher.

"Super, mein Name ist Kim Taehyung aber auch gerne nur Taehyung. Und deiner?"

"Kang Johae, aber nenn mich lieber Jojo."

Er quittierte das mir einem nicken und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Ich zog mir nun mit einer Hand mein Handy aus der Hosentasche und versuchte  Rebeccas Kontakt zu wählen. Das war zwar ziemlich schwer mit meinen kurzen Fingern, aber wenig später hielt ich mir das tutende Gerät ans Ohr. Kurz fasste ich die Lage zusammen.

"Kannst du mich abholen?" fragte ich sie.

"Natürlich, wo bist du?"

Ich erklärte ihr wo sie hinkommen sollte und legte mit einem Danke, bis gleich auf. 

Wenig später sah ich auch schon den Fahrrad Verleih und nahm ebenfalls die zierliche Person wahr, die mit immer schneller werdenden Schritten auf mich zu kam.

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Das war zwar kein richtiger Plottwist, aber ich wollte das Kapi nicht noch länger machen...🤪

bye

Meeting You |KTH|Where stories live. Discover now