Kapitel 45

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„Vielleicht sind wir altmodisch! Vielleicht ist das einfach so! Aber ich will nicht, dass sie mit einer Waffe herumlaufen muss! Diese vielleicht sogar irgendwann benutzt! Ich will nicht, dass sie so etwas erleben oder sehen muss! Sie ist meine kleine Schwester und egal, wie sehr sie mich dafür hasst! Ich will einfach nicht, dass sie allein weggeht und so etwas erleben muss! Zu erleben, wie sie sie jemanden erschießen muss und dann ihr Leben lang Schuldgefühle hat!", schrie Lucio. Seine beiden Hände umgriffen das Lenkrad so fest, dass ich Angst hatte, er würde es abreißen. Als er mich ansah, sah ich wie frustriert er war. Ariana hatte mir erzählt, dass sie sich in letzter Zeit immer häufiger mir ihrem Bruder oder ihrem Vater gestritten hatte, weil sie der Meinung war, alt genug zu sein, selbst Entscheidungen über ihr Leben zu treffen. Ich hatte bisher nur Arianas Seite gesehen und nicht darüber nachgedacht wie kompliziert es für ihre Familie sein musste.

Vorsichtig hob ich eine Hand zu Lucios Schulter. Als meine Finger seine Jacke berührten spürte ich, wie sich seine Muskeln anspannten, doch er schubste meine Hand nicht weg. „Es tut mir leid", flüsterte ich leise, „Ich hätte mich nicht einmischen sollen, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Aber du kannst Ariana nicht ewig beschützen. Irgendwann wird sie jemanden kennenlernen, zur Uni gehen und ein ganz eigenes Leben haben. Davon wirst du sie nicht abhalten können!" Ich spürte, dass Lucio etwas sagen wollte. Doch ich hob eine Hand, um ihn zu stoppen. Er ließ mich weiterreden.

„Ich sage nicht, dass sie jetzt plötzlich mitten in der Nacht allein nach Hause kommen soll, sondern nur, dass du und dein Vater ihr ein bisschen mehr Freiraum geben solltet. Wenn du Angst hast, dass ihr etwas passiert, lass sie einen Selbstverteidigungskurs belegen. Ich weiß, wie es ist mit ‚überbeschützenden' Eltern zu haben. Wenn ihr Ariana nicht selbst Freiraum gebt, wird sie sich selbst einen Weg nach draußen suchen." In Gedanken war ich bei Ella und mir. Lucio sagte nichts. Ich nahm meine Hand von Lucios Schulter, nahm meine Tasche und öffnete die Tür. „Gute Nacht, Lucio", sagte ich leise und schlug die Autotür hinter mir zu.

Als ich die Hintertür leise mit dem Ersatzschlüssel, den Celia mir gegeben hatte aufschloss, hörte ich hinter mir den Motor des Lamborghinis aufheulen. Die Lichter des Autos verschwanden in der Dunkelheit als ich die Tür hinter mir schloss. Leise schlich ich hoch zu Celias Zimmer, denn obwohl Vito wusste, dass ich hier übernachtete, wusste er nicht, dass ich erst mitten in der Nacht nach Hause kommen würde.

Celia hatte offenbar geplant wachzubleiben, bis ich da war, war jedoch gescheitert. Sie saß zusammengerollt in ihrem Sessel vor dem Fernseher, wo gerade irgendeine Werbesendung lief. Leise schaltete ich den Fernseher aus und legte vorsichtig eine Decke über Celia. Ich schlüpfte in meinen Schlafanzug und machte es mir danach auf meiner Matratze gemütlich. Auch wenn mich Celia vermutlich am nächsten Morgen dafür töten würde, dass ich sie nicht geweckt hatte, als ich zurückgekommen war, war ich dankbar dafür, dass sie schlief. So musste mir noch nicht überlegen, was ich ihr erzählen würde.


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Die nächste Woche verging erstaunlich schnell. Nachmittags half ich im Café aus und die restliche Zeit war ich mit Hausaufgaben und Schule beschäftigt. Scheinbar war es nämlich unglaublich wichtig für unsere Lehrer, direkt nach den Winterferien anzufangen, uns Referate vorbereiteten und uns für Tests lernen zu lassen. Zu meiner eigenen Überraschung bestand ich einen Spanischtest ohne zu Spicken. Zwar nur knapp, aber immerhin besser als ihn nicht zu bestehen.

Von Lucio hörte ich nichts, aber Ariana und ich hatten geplant Freitagabend ins Kino zu gehen. Doch ich sah Ariana schon früher als gedacht wieder. Als ich am Donnerstag als letzte die Boxhalle betrat - mein Bus hatte (mal wieder...) Verspätung gehabt, wärmten sich die anderen gerade auf, während Ariana und Carlos im Boxring saßen und sich unterhielten. Als sie mich sah, sprang sie auf und umarmte mich. „Carlos hat schon erzählt, dass du auch hier bist! Weißt du noch, worüber wir letztens geredet haben, dass es zu unsicher für mich ist, allein auszugehen, weil ich mich nicht selber verteidigen kann? Ich weiß nicht, was du mit meinem Bruder angestellt hast, aber jetzt hat er mir erlaubt hier Unterricht zu nehmen, und das, ohne mir stundenlang zu erzählen, dass ich mich dabei verletzen könnte!"

Carlos schnaubte. „Dafür hat er mir gedroht, dass er mir in den Kopf schießen wird, wenn du verletzt wirst...", stöhnte er, „Also bitte tu mir den Gefallen und stolper bitte nicht, oder so..." Ari und ich prusteten los. Carlos sah mich streng an. „Außerdem bist du zu spät, Lily! 3 Runden extra für dich! Ari, du kannst dich auch mit aufwärmen." Meine Augen weiteten sich. „3 Runden?! Dein Ernst?!", rief ich. Carlos grinste. „Fang besser an zu laufen, oder es werden fünf!", lachte er. Ich zeigte ihm den Mittelfinger, joggte aber trotzdem los. Ariana folgte mir.

Alex und Eric schlossen zu uns auf und verlangsamten dann ihr Tempo. „Wer ist die Neue? Und woher kennt ihr beiden euch?", fragte Alex und zeigte auf Ari. Ich verdrehte die Augen. „Erstens könntest du sie auch selbst fragen und zweitens: Wie wäre es mit einem ‚Hallo, Lily! Schön dich zu sehen!'! Das wäre auch mal nett!" Eric sprang ein: „Hallo, Lily! Schön zu sehen, dass du gleich 3 Runden extra laufen darfst, während ich dich auslache! So gut?" Ich boxte ihm gegen seine Schulter. „Au! Wieso schlägst du immer so fest zu? Du solltest echt mal lernen, Spaß zu verstehen!", stöhnte er und rieb sich die Stelle.

„Und du solltest lernen, dich nicht immer so anzustellen wie ein Mädchen! Du bist schlimmer als ich und ich bin ein Mädchen!", grinste ich, „Und um auf Alex Frage zurückzukommen: Das ist Ariana. Ari, das sind Alex und Eric" In dieser Sekunde schloss Ellen zu uns auf: „Eigentlich musst du dir ihre Namen auch nicht merken! Ignorier die beiden einfach, das tun wir alle. Sonst nerven sie dich eh nur!" Eric schmollte. „Sein nicht so gemein zu uns, Ellen! Wir haben auch Gefühle!", seufzte Alex und tat so, als würde er eine Träne wegwischen.

Eine Pfeife ertönte. „Wollt ihr vielleicht noch Kaffee und Kuchen?! Ihr sollt joggen, nicht quatschen!", rief Carlos, „10 Liegestützen, wenn ihr fertig seid!" Ein kollektives Stöhnen ging durch die Runde. „Woher ihr euch kennt, erzählst du uns dann in der Pause!", rief Eric, als er und Alex schon voraus joggten.

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Huhu :)

Ein Kapitel für euch :)

Ich hab gesehen, dass ich zu meiner Geschichte eine 'Besetzung', also Schauspieler, hinzufügen kann und dass das einige Leute bei ihren Büchern machen... Auch wenn ich viele Filme kenne, fällt mir irgendwie nichts ganz perfektes ein... Deshalb frag ich jetzt mal euch, ob ihr irgendwelche Vorschläge für einige Personen habt :D Also: Schreibt sie mir alle ^^

LG Wendy <3

Mafioso to goМесто, где живут истории. Откройте их для себя