3. Kapitel

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Während sich das Papier langsam durch die Walze nach unten schob, wählte er die Schnelltaste für Maries Handy. Da sie vermutlich wieder irgendwo im Gebäude unterwegs war, erreichte er sie so meist schneller, als wenn er es an ihrem Schreibtischanschluss versuchte. Nach einer kurzen Weile hörte er, wie sie sich am anderen Ende meldete. „Was gibts, Partner?“ „Das Dechiffrierteam hat etwas gefunden. Kannst du mal eben in meinem Büro vorbeischauen? Ich kriege das Fax gerade rein“ erklärte Nick. „Klar, ich komm in 5 Minuten, ich muss hier noch fix was erledigen, okay?“ Ein Klicken bedeutete ihm, dass sie aufgelegt hatte. Mit leichter Aufregung wartete er, bis das Papier komplett durchgezogen war, dann nahm er es in die Hand, um einen ersten Blick darauf zu werfen.

„Sehr geehrter Mr. Jackson,

der von ihnen angeforderte...“

Flink überflog er die für ihn unwichtigen Zeilen, bis er zu dem kam, wonach er eigentlich suchte.

„Die Zahlenkombination, die der hinterlassenen Nachricht vorangeht, markiert eine Anzahl an Worten im nachfolgendenen Text, welche aneinandergereiht wiederrum einen neuen Text ergeben. Folglicherweise ergibt die Kombination -2-5-88-138-270-402-404-405-242-479-280-501- ausgeschrieben und richtig kombiniert:

" Ich bin an einem Ort mit wundersamen Tieren, morgen um acht Uhr"

Rasch las er den Text noch ein zweites, dann ein drittes Mal durch, bevor es ihn wie ein Blitz durchfuhr. Während er das Telefon vom Tisch fischte, hörte er, wie es an seiner Tür klopfte. Obwohl er ihr schon tausendmal gesagt hatte, sie solle einfach reinkommen, ließ sie es sich nicht nehmen, ihn auf diese Weise zu ärgern. „Darf ich hereinkommen, Mr Jackson?“ hörte er sie säuseln. Er hatte den Hörer bereits am Ohr, als er ihr antwortete. „Marie, verdammt, lass das und komm rein. Wir müssen umgehend...Ja hallo? Ernie? Sag mir doch mal bitte, was es derzeit für Ausstellungen in der Stadt gibt? Irgendetwas mit verrückten Tieren, vielleicht Schlangen oder Eidechsen oder so ein Kram? Nichts? Warte mal..an einem Ort mit...Ern, haben wir derzeit einen Zirkus in der Stadt? Eine Abendvorstellung? Um 8? Sehr gut.“ Wenige Stunden später saßen Marie und Nick in ihrem schwarzen BMW und machten sich mit quietschenden Reifen auf zu einer hastig auf einen Zettel gekritzelten Adresse. Die ganze Fahrt über herrschte ein angespanntes Schweigen zwischen den beiden.

Kurze Zeit später standen sie vor einem riesigen, gelb-orangenen Zelt. Hastig zog Nick seine Dienstmarke heraus, als der Mann am Schalter ihm den Eintritt verweigern wollte und lief einfach weiter. Schnurstracks hielt er auf das Zelt zu, obwohl er gar nicht wirklich wusste, wonach er Ausschau halten sollte. Ärgerlich zog er den Reisverschluss seiner Jacke nach oben. Den Zirkus hatte er schon immer gehasst, als Kind wurde er nie warm mit ihm und er hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen. Eigentlich dachte er, dass Marie sicher mit irgendeinem Spruch ankommen würde, denn sie wusste von dieser Abneigung, doch zu seinem Erstaunen blieb sie still und folgte ihm mit ernster Miene. „Hast du eine Ahnung, nach was genau wir eigentlich suchen, Nick?“ fragte sie ihn, während sie auf den Haupteingang zusteuerten. „Ich habe bisher gehofft, dass ich es wüsste, wenn ich es sehe, Marie. Um ehrlich zu sein, hab ich überhaupt keine Ahnung, warum wir hier sind. Dieser Typ hat uns ja null Anhaltspunkte gegeben, um ihn zu erkennen, alleine der Ort wird ja wohl nicht reichen. Wer weiß, was dieser Verrückte sich dabei gedacht hat, aber es ist immer noch besser, hier vor Ort zu sein, falls doch etwas passiert dass wir verhindern können, meinst du nicht auch?“ Sie nickte mit grimmiger Miene. „Wenn wir diesen Typ heute erwischen, nehm ich ein dickes Schaumbad, dass sag ich dir.“ Unweigerlich musste Nick lachen. Marie und ihr seltsames Ritual, immer wenn sie einen Mörder gefasst hatten, gönnte sie sich abends ein Bad und legte dabei ihre Lieblings-Jazzplatten auf, während sie sich alleine bei Kerzenschein einen guten Whiskey gönnte. Eins musste man ihr lassen, dachte Nick, Stil hatte sie.

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⏰ Last updated: Mar 16, 2014 ⏰

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B100|) - Tagebuch des GrauensWhere stories live. Discover now