Ausflug ins Neue

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Nachdem ich mich umgezogen hatte, betrachtete ich mich kritisch im Spiegel:  Ich trug ein normales schwarzes T-Shirt, dass einen aufgedruckten Schriftzug "Mrs.Fangirl" trug und dazu meine ripped Shorts und meine schwarzen Lieblingsvans. War das überhaupt ein geeignetes Outfit? Für mich war es eines der bequemsten die ich tragen konnte, doch wie würde es Shawn gefallen? Ich schüttelte den Kopf um die hormonreichen Gedanken abzuschütteln. Ich durfte keinesfalls mich nach der Meinung eines auf der ganzen Welt bekannten Teeniestars fragen. Das konnte mir egal sein, denn ich musste auf Abstand bleiben. Ich mochte ihn doch eigentlich nicht. Doch gestern Nacht hatte alles geändert. Wie er mich angesehen hatte und sich um mich gekümmert hatte, hatte nicht nur einmal Herzklopfen bei mir ausgelöst. Seine verstrubbelten Haare und die besonderen Augen, mit denen er mich mit verträumten Blick angesehen hatte. Wie er mich im Arm gehalten hatte und ich seinem Herzschlag gelauscht hatte. Was dachte ich da überhaupt?! Ich konnte jetzt keinesfalls gebrauchen, Gefühle für ihn zu entwickeln.  Ich würde nach den Ferien nach höchstwahrscheinlich nach Harvard gehen und er tourte um die Welt. Und außerdem hatte ich mich erst vor kurzem von meinem Freund getrennt. Oder er sich von mir. Das konnte man schlecht sagen, weil er mich betrogen hatte... Mit meiner anderen Freundin Lucy zu Hause. Lucy. Lucy Parkers. Lucy Skyla Parkers. Alleine an den Namen zu denken, löste bei mir einen üblen, bitteren Nachgeschmack aus. Komischerweise war das Ganze genau einen Tag nach Shawns Konzert gewesen.  Und der schlimmste Tag meines Lebens. Laura meinte immer dass ich mich wegen dem Vorfall nicht bestrafen sollte und dass ich keine Schuld trug. Doch das war es eben. Ich war Schuld. Schuld an dem was sich in der Nacht zugetragen hatte. Schuld dass sie jetzt tot war.

Wenn Shawn dass alles über mich wissen würde. Was ich alles falsch gemacht hatte und wie sich alles ereignet hatte. Er würde sich von mir fernhalten. Er hätte mich nicht getröstet, schließlich hatte es ein Mensch wie ich nicht anders verdient. Aber am schlimmsten, er hätte nicht für mich gesungen. Dieses Lied. Seine Stimme hatte eine echte Freude ausgelöst, die ich seit diesem Tag nicht mehr verspürt hatte. Außen hin schien es vielleicht so, dass ich glücklich war. Doch glücklich war ich erst wieder gewesen, als er für mich gesungen hatte. Vielleicht mochte das kitschig klingen, aber es war die Wahrheit. Ich wollte ihn nicht enttäuschen und das würde passieren, wenn ich ihm näher kam, als ich es eh schon tat. Er würde anders über mich denken, wenn er es wusste und ich wollte einfach das eingermaßen glückliche Mädchen sein, dass plötzlich ein Fan geworden war. Nicht mehr, nicht weniger. Nur eine Handvoll Leute wussten, was sich an jenem Abend ereignet hatte: Meine Eltern, Matthew und Laura, Anja und ihre Eltern und mein Ex Freund, der die Sache aber ganz anders sah, als die übrigen Wissenden.
Ich atmete zweimal kurz durch und lief die Treppe hinunter. Tante Brenda hielt mich trotz ihrer vorherigen Standpauke nicht auf und murmelte nur etwas von "heutiger Jugend" als ich ihr berichtete dass Shawn mit mir einen Ausflug machen wollte.
Mit hopsenden Schritten lief ich vor die Haustür, natürlich nicht bevor ich meinen Rucksack geschnappt hatte, verstaut mit den wichtigsten Sachen: Mein Handy,  Kaugummi, Hausschlüssel und natürlich ein Buch für alle Fälle.
Gerade als ich Shawn suchen wollte, kam er um die Ecke. Er kam auf mich zugelaufen und blieb dann unschlüssig vor mir stehen. Mit sanftem Blick betrachte er mich von oben bis unten, während sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Ich sah ihn auch genauer an: Er trug passend zu seiner Jeans ein schwarzes T-Shirt.  Aber nicht irgendein T-Shirt: "Gryffindor! ", quiekte ich aufgeregt und zeigte auf ihn. Er sah an sich herab und eine leichte Röte zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Fast schon schüchtern erwiderte er: "Ja." Ich trappelte ungeduldig auf der Stelle hin und her und meinte dann: "Gryffindor ist das beste Hogwarts Haus das es gibt! Ich bin auch Gryffindor!" Er strahlte mich an und sagte dann: "Dann sind wir ja Haus Freunde,  wie es aussieht, oder? " Ich nickte kräftig und er fragte: "Was ist dein Patronus?" Übermotiviert antworte ich : "Rotes Eichhörnchen!  Und deiner? " Er sah mich stolz an und erklärte: "Ein Löwe. Aus was besteht dein Zauberstab? "
Ich überlegte kurz: "Lorbeerholz, Drachenherzkern, Länge 14 1/4 und sehr flexibel. Deiner? Sicher ist er nicht besser als meiner."
Er sah mich mit einem Grinsen an: "Dein Zauberstab ist sicher auch ganz toll und so, aber meiner ist nicht zu übertreffen:  Feuerholz mit einem Phönixfederkern, Länge 12 1/4 und mittlere Flexibilität. " Ich verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn empor: "Meiner ist trotzdem besser. " Shawn trat näher und beugte seinen Kopf hinunter,  sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten: "Ach ja? " Unsere Nasenspitzen berührten sich und trotzdem wich ich nicht zurück. Sein Blick fiel auf meine Lippen. Er würde doch nicht..? "Ja mein ähm Zauberholz ist besser.", stotterte ich und mein Herz klopfte heftig. "Ah Zauberholz.", meinte er und hebte ruckartig wieder den Kopf, sodass sich mein Herzschlag normalisierte.  Zauberholz? Hatte ich soetwas dämliches wirklich  gesagt? Er nahm meine Hand in seine,  als wäre es etwas komplett selbstverständlich, dann beugte er sich zu meinem Ohr und flüsterte: "Vielleicht diskutieren wir beim Frühstück weiter. Ich glaube nämlich wir werden von jemanden nicht so begeisterten beobachtet." Mit der freien Hand wies er auf das Fenster, hinter dem Matthew stand und Shawn grimmig anschaute. Sobald er sah dass ich ihn gesehen hatte verschwand er kopfschüttelnd aber lachend hinter dem Vorhang.

wait for me | s.mWhere stories live. Discover now