Part 1: Mündlichkeit

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You will never

understand the damage

you did to someone until

the same thing is done

to you.

That's why I'm here.

...~Karma~...


Percy hatte sowieso schon keinen guten Start in den Tag. Er hatte seinen Wecker am Abend vorher vergessen zu stellen, kam dadurch, dass er verschlafen hatte, zu spät zur Schule und durfte sich deshalb über eine Stunde Nachsitzen freuen. Doch dazu sollte es nie kommen...
Eigentlich dürfte man ja erwarten, dass der Tag dann nur noch besser werden konnte, aber auf seinem Weg in die nächste Stunde verschwamm plötzlich alles vor seinen Augen. Erschrocken krallte sich Percy im Türrahmen seines Klassenzimmers fest und legte eine Hand auf den Mund, als sich die Übelkeit einen Weg durch seinen Magen bahnte.
Und dann ... war er nicht mehr da.
Der Halt gebende Türrahmen verschwand und er stürzte nach Luft schnappend zu Boden. Alles um ihn herum wirkte verschwommen und verschleiert. Trotzdem nahm er die Stimme wahr, die jetzt erklang: „Ach, sieh an. Unser letzter Gast ist auch angekommen."
Percy verkrampfte seine Hände und stellte fest, dass er von Sand umgeben war. Nur langsam bekam er die vibrierende Hitze mit, die sich wie ein schwerer Teppich um ihn legte. Mit einem Mal wurde er hochgerissen und sah sich seinem Stiefvater gegenüber. Leider nicht Paul, sondern Gabe. Sofort riss sich der Dunkelhaarige los und stürzte wieder in den Sand.
„Interessant.", sagte er, aber es war nicht die Stimme, die Percy erwartet hatte. Es war eine Frauenstimme.
Percy schluckte die Übelkeit herunter. Gabes Augen glühten rot, als er sich zu ihm herunterbeugte, „Sag mir, Percy Jackson, wessen Gestalt ich in deinen Augen bin."
Als er nicht antwortete, legte sie ihm eine Hand um den Hals und die ursprüngliche Panik des Jungen vor dem Ersticken kehrte zurück. Angstvoll umklammerte er Gabes Handgelenke und versuchte sie von seinem Hals loszubekommen, aber er schaffte es nicht, weshalb er schließlich hervorwürgte: „Gabe."
Im selben Augenblick waren seine Atemwege wieder frei und er kam würgend auf dem Sand auf. Der Mann umkreiste ihn, „Ich bin Nemesis, die Göttin der Rache. Du musst wissen, jeder sieht mich anders, aber er sieht immer eine Person, die er hasst. In deinem Fall ist es dein alter Stiefvater."
Langsam kam Percy wieder zu sich und nahm das erste mal seine Umgebung war. Sie befanden sich inmitten einer riesigen Wüste, die in jede Richtung bis zum Horizont reichte. Hinter Nemesis stand ein anderer Mann. Sein Gesicht war hässlich: Zu große Augen, eine lange Hakennase und ein kleiner Mund, aus dem bereits so viele böse Worte gekommen waren, von denen der junge Halbgott keine Ahnung hatte. Auf seinem Kopf trug er eine übergroße Narrenkappe, die ihm fast schon vom kleinen Kopf rutschte.
Und neben ihm, in Ketten aus himmlischer Bronze gelegt, sah Poseidon seinen Sohn aus fast schon traurigen Augen an. Percy verstand die Welt nicht mehr, war sich aber im Klaren, dass hier etwas ganz und gar nicht gut lief.
„Dad...", würgte er hervor und versuchte zu ihm zu gelangen, doch Nemesis stellte sich ihm in den Weg.
„Poseidon wird nichts geschehen... Zumindest nicht körperlich."
Das beruhigte ihn ungefähr so sehr wie eines von Apollos schrecklichen Haikus. Mit einer Handbewegung ließ der andere Gott mit der Narrenkappe zwei Steinblöcke aus dem Sandboden hervorschießen und zerrte den Meeresgott auf einen von ihnen. Durch seine Kräfte verschmolz er die Ketten mit dem Stein, sodass Poseidon nichts anderes tun konnte, als sich sichtlich wütend hinzusetzen.
Nemesis schritt von hinten an den Halbgott heran und drückte ihn an der Schulter auf den zweiten Steinblock. Auch an seinen Handgelenken erschienen die Ketten aus Himmlischer Bronze, die ihn an den Stein fixierten.
Nun saßen sich Percy und Poseidon genau zwei Meter voneinander entfernt gegenüber.
„Was soll das?!", fragte der Halbgott entrüstet und versuchte gar nicht erst an den Ketten zu ziehen. Sie würden nicht einfach so nachgeben. Das wusste er aus Erfahrung.
„Wir fangen am Besten am Anfang an.", sagte Nemesis und nickte dem Gott an Poseidons Seite zu. „Das ist Momos, der Gott des Tadels und des Spottes. Er hat noch eine Rechnung mit den Olympiern offen und da ich die Göttin der Rache bin, stehe ich ihm hierfür zur Verfügung."
Sie kniete sich vor Percy hin, „Kennst du seine Geschichte, Junge?"
Als er nicht antwortete, redete Momos zum ersten Mal: „Es gab mal einen Wettbewerb zwischen Zeus, Prometheus und Athene. Diese scheinheiligen, dummen, Ar...-"
„Momos!", unterbrach ihn Nemesis mit strengem Blick.
Momos räusperte sich, „Sie hatten mich auserkoren als Schiedsrichter zu fungieren, was ich natürlich mit Freuden tat. Zeus hatte, wie du als Halbgott hoffentlich weißt, einen Stier, Prometheus den Menschen und Athene das Haus erschaffen und ich sollte bestimmen welche Erfindung die Beste war. Ich habe meine ehrliche Meinung abgegeben und wurde zur Belohnung vom Olymp gejagt und Poseidon war einer der Götter, der nur zugesehen und nicht eingegriffen hat."
Momos stieß ein Knurren in die Richtung des Gottes aus, der ihn wütend anfunkelte, „Ausnahmsweise hatten die drei damit mal recht. Du hast an allem etwas auszusetzen gehabt! Deine Aufgabe war einfach: Entscheide, was am besten ist. Und du hast es versaut."
Percy verdrehte kaum merklich die Augen, als sich die beiden Unsterblichen anfauchten wie die Tiere. So gedacht, kam der Vergleich auch ziemlich nahe dran.
Momos schritt auf seinen Zahnstocherbeinen auf den Dunkelhaarigen zu und erklärte: „Ich konnte keinem von ihnen die Krone geben, weil alle schlampig gearbeitet hatten. Ich meine, warum hat Zeus die Hörner seiner ... Kreatur nicht unterhalb der Augen gemacht? Das arme Ding sieht ja gar nicht, wohin es mit seinen Hörnern sticht. Und Prometheus's Mensch? Ich bitte dich, deine Rasse ist so hinterhältig. Es wäre viel kluger gewesen, das Herz außerhalb des Körpers zu platzieren, damit man sieht, was für einen Menschen man vor sich hat. Und wo wir gerade von klug sprechen. Von Athene hätte ich auch mehr erwartet. Was ist, wenn man nervtötende Nachbarn hat, wie zum Beispiel euch, Lord Poseidon? Wäre es dann nicht einfacher, wenn das Haus Räder hätte, damit man in diesem Fall umziehen könnte?"
„Wartet mal kurz...", unterbrach Percy den Gott, die Stirn in Falten gelegt. „Wollt Ihr mir damit sagen, dass Ihr die letzten Jahrtausende damit verbracht habt, euch zu überlegen, wie Ihr euch an meinem Vater rächen könnt? Das ist Schwachsinn. Warum nicht Zeus, der euch vom Olymp verbannt hat? Ihr habt selbst gesagt, dass mein Vater nichts getan hat."
Momos wandte sich vom Meeresgott ab, und verdrehte die Augen, „Die anderen kommen ja auch noch dran, Junge. Aber Poseidon war mir schon immer ein Dorn im Auge. Sagen wir es mal so: Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Du wirst demnächst viel Zeit mit deinem Vater verbringen. Wenn er Lust hat, kann er dir ja erzählen, was vorgefallen ist."
Percy wagte es nicht, einem der Götter in die Augen zu sehen. Hier saß er nun, und wurde anscheinend für etwas bestraft, was sein Vater vor Jahrhunderten verbrochen hatte. Und doch verstand er nicht, was er mit Poseidons Bestrafung zu tun hatte.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, fing Nemesis – immer noch in Gabes Gestalt – an zu erklären: „Wir werden euch zusammen in die Vergangenheit schicken. Aber ihr habt keinen Einfluss auf die Zukunft. Egal, was ihr tut. Ihr werdet den Menschen im Nachhinein vorkommen, wie eine Halluzination oder ein Traum. Als wärt ihr niemals dort gewesen. Ihr werdet Helden kennenlernen, und Zeugen verschiedener, geschichtlicher Ereignisse sein."
„Und was ist daran deine Rache?", knurrte Poseidon, aber es klang eher danach, als ob er genervt von der Zeitverschwendung wäre.
Momos lächelte ihn spöttisch an, „Percy wird jedes mal aufs Neue Zeuge einer deiner Sünden sein. Das wird passieren."
Dann beugte er sich zu Poseidon herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, sodass Percy die nächsten Worte nicht verstehen konnte: „Die Rache? Ich bitte dich. Genieße die Zeit mit deinem Sohn lieber, anstatt es als Zeitverschwendung anzusehen. Denn am Ende deiner Verhandlung wird Percy dich verabscheuen."
Die Augen des Meeresgottes weiteten sich, und er starrte Momos erschüttert an, „Das kannst du nicht! Nein! Das werde ich nicht zulassen!"
Sein Blick traf den verwirrten von Percy, der besorgt die Stirn runzelte, als er die einsetzende Wut in den Augen seines Vaters sah.
Momos schüttelte den Kopf, als er keckernd lachte, „Ich würde gerne sehen, wie du das versuchst."
„Können wir dann endlich zur Sache kommen?", Nemesis schnaubte gelangweilt, und pustete sich dabei eine von Gabes fettigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich will nicht länger in diesem verdammten Körper feststecken, also lass uns den Jungen und seinen Vater endlich losschicken. Dieser Mann... stinkt und schwitzt ganz widerlich."
„Dann wisst ihr wenigstens, womit ich die ganzen Jahre zusammengelebt habe.", murmelte Percy und schauderte, als er einen Blick in die Richtung der Göttin wagte.
Momos grinste breit und hässlich, „Na schön. Aber nur, weil sie zwischen jeder Reise sowieso wieder hierher kommen."
Er hob beide Hände, und schüttelte seinen Kopf, sodass die Glöckchen an seiner Narrenkappe läuteten. Die Glöckchen fingen an, zu leuchten, und machten Percy schläfrig. Deshalb dauerte es nicht lange, bis seine Augenlider zufielen, so sehr er auch versuchte, es aufzuhalten.
Das Läuten wurde immer ebenmäßiger, bis er nicht einmal mehr eine Melodie ausmachen konnte. Das brauchte er auch gar nicht, denn im nächsten Moment wurde alles schwarz.



Hey,

Und willkommen zu meiner neuen Geschichte. :))

Erst mal eine kleine Warnung: Ich werde die Altersempfehlung vielleicht sogar auf 18 hochstellen. Das antike Griechenland und die Mythen der griechischen Mythologie sind ja nicht gerade Märchen über Feen und Prinzessinen. Und ich habe für diese Geschichte einiges geplant, bei dem viel Blut fließen wird.

Mehr gibt es eigentlich erst einmal nicht zu sagen. Ich hoffe einfach, dass euch die Geschichte gefallen wird. <33

Ganz liebe Grüße,
Laura :**

Trials of PoseidonWhere stories live. Discover now