Sanierung ab den 60er Jahren

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2. Sanierung ab den 1960er Jahren

Die Altstadt in den 60er Jahren war von Zerstörung gezeichnet. Nicht nur die Einnahme der Stadt durch die polnische Armee, einige Jahre zuvor und später wieder durch die deutsche Armee setzten ihr zu, sondern auch Straßenkämpfe und Artillerie. Hinzu kam der politisch ungewollte Aufbruch, der die Kämpfe unter anderem verursachte. Somit verschlechterte sich die Beschaffenheit der Türme und Gebäude, die nicht instand gehalten wurden, zunehmend. Abgesehen davon war es vielen Immobilienbesitzern gar nicht möglich finanzielle Mittel und Material zu beschaffen, um die nötigen Arbeiten ausführen zu können. Wurden die Gebäude nicht durch menschliche Ursachen zerstört, brachte der zeitlich bedingte Verfall zusätzliche Zerstörung. Ein altes, aber zutreffendes Sprichwort aus jener Zeit lautet: „Ruinen schaffen ohne Waffen". Dieses drückt aus, dass eine ständige Wartung nötig ist, um ein Gebäude zu erhalten. Vor allem die Bürger der Stadt Bautzen setzten sich für den Wiederaufbau ihrer historischen Altstadt ein, jedoch lange ohne Erfolg, da es die Regierung teilweise auch verbot beziehungsweise nicht wollte.

Durch eben diese prekäre Situation folgten weitere Probleme, die es zu beseitigen galt. Circa 30 % der Wohnhäuser unterlag vollständiger Zertrümmerung und nahezu alle anderen Wohnungen befanden sich in einem unbewohnbaren Zustand. Fließendes Wasser und sanitäre Anlagen fehlten vollständig. Undichte Dächer, kaputte Fallrohre und schlechte Fundamente führten letztlich zur Unterwässerung der Wohnungen. Außerdem drohten die Fassaden der noch stehenden Häuser einzustürzen.Mit den wenigen Geldern, die die Stadt besaß bzw. bekam, wollte man die Wahrzeichen der Stadt, wie die Türme der Altstadt, nicht dem Verfall preisgeben. Trotz mangelnden Baumaterials begann man bereits in den 1950er Jahren einige Türme aufzubessern und in einem kleinen Umfang auch Wohnhäuser zu renovieren. Jedoch gab es grundlegende Schwierigkeiten, die die Sanierung 1960 nur in gewissem Maße ermöglichten. Das fehlende Material stellte nur ein Problem dar. Besonders kenntlich wird dies durch ein Beispiel aus den 50er Jahren, bei der Erneuerung des Reichenturms am Rande der Altstadt.Um den von Artillerie gezeichneten Turm vor dem Zusammenstürzen zu retten, rüstete man ihn 1947 ein. Die Besonderheit der Einrüstung lag darin, dass das Gerüst nicht von unten nach oben aufgezogen war. Die Holzlatten, die ein tragbares Gestell bildeten, begannen erst mit dem Beginn der Kuppel des Turmes. So gelang es den Arbeitern den Turm von 1953 bis 1955 oberhalb zu stabilisieren. Ungefähr 200 neue Granitsteine bedeckten fortan die Kuppel, was sich im Nachhinein als schlecht herausstellte, weil sich der Turm durch ein fehlendes Fundament neigte und umzukippen drohte. Da wieder die Mittel fehlten den Reichenturm aufwendig zu stützen, entschieden das Bauunternehmen Ernst Hans Hentschke, der Architekt Vietze, Mitwirkende des Institutes für Denkmalpflege Dresden und die Technische Hochschule Dresden ein neues Fundament, bei einer extravaganten Rettungsaktion, zu schaffen. Der Turm neigte sich bereits und schnelles Handeln war nun Voraussetzung. Sie trugen den Bauschutt unter dem Turm ab und schufen ein neues Fundament, welches Stück für Stück aufgeschüttet wurde.

Ein weiteres schwerwiegendes Problem stellten die Unternehmen dar, die die Bauaufträge zum Wiederaufbau einzelner Gebäude erhielten, denn sie wurden nach und nach abgezogen und nach, unter anderem, Berlin geschickt. Die Hauptstadt musste ebenfalls neu aufgebaut werden und es lag im Ermessen der Regierung, sich vorerst darauf zu konzentrieren. Wie sollten jetzt aber dringende Arbeiten an sowohl Wohnhäusern, als auch Wahrzeichen der Stadt getätigt werden? Neben Baurohstoffen fehlten nun auch die Facharbeiter. Schließlich fanden sich kleine Industriebetriebe, die sich beim Erhalt der Historie beteiligten.Im Interesse der Einwohner fanden punktuelle Sanierungen statt, aber trotz allen Anstrengungen, die Altstadt zu rekonstruieren, konnte die Zerrüttung nicht gestoppt werden, schlichtweg weil alle nötigen Mittel Verwendung in den Neubauten im Osten der Stadt fanden und somit Zeit verging.

Geschichte der Stadt BautzenWhere stories live. Discover now