4 | ↠ You and I got lost in it

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31. Dezember 2012 | New York

Justin Timberlake hatte sich wirklich Mühe gegeben, die gemietete Halle in eine richtige Partylocation zu verwandeln. Wo auch immer man hinsah, überall war Silvesterdekoration zu finden, als wüsste man nicht bereits ohnehin, dass wir das Jahr 2013 begrüßen würden. Die vier riesigen Zahlen, die Justin an die Wand geklebt hatte, räumten die letzten Zweifel aus. Vielleicht war dies aber auch einfach nur Vorsicht, damit die Partygesellschaft auch mit einem durchaus bereits gut gefüllten Alkoholpegel noch wusste, welchen Anlass wir eigentlich feierten.

Auch die Bar, an der ich zwei rote Becher mit Bier füllen ließ, ließ keine Wünsche offen. Doch die wenigsten Gäste wussten dies wahrscheinlich zu schätzen, zu verwöhnt waren wir alle bereits von den Annehmlichkeiten des Promidaseins. Eine der wenigen Ausnahmen bildete da sicherlich meine Freundin, die aufgeregt angefangen hatte zu kreischen, als sie vorhin die große Auswahl an bunten Cocktailschirmen gesehen hatte.

Taylor zuliebe klaute ich mir nun zwei Cocktailschirmchen in grün, ihrer Lieblingsfarbe, und steckte sie in unsere Bierbecher.

„Meine Freundin steht auf die Schirme", erklärte ich dem Barkeeper grinsend, als ich seinen irritierten Blick bemerkte.

Er erwiderte mein Grinsen. „Glaub mir, Jüngelchen, das ist wahrlich nicht das Merkwürdigste, was mir heute untergekommen ist. Ihr Stars seid ein komisches Volk."

Kurz war ich versucht, nachzufragen, was ihm heute alles schon an komischen Eigenarten begegnet war, aber sein geschockter Blick ließ mich befürchten, dass ich die Antwort wahrscheinlich lieber erst gar nicht kennen wollte.

Ich bedankte mich bei dem Barkeeper und ging dann einige Schritte durch den Raum, bis ich einer deutlich betrunkenen Kendall ausweichen mustse, die nur noch schwankend unterwegs war und mich beinahe mit ihrem Cocktail überschüttete.

„Pass doch auf", murmelte ich und konnte das Mitglied des Kardashian-Clans gerade noch auffangen, bevor sie eine Begegnung mit dem marmornen Fußboden hatte.

„Danke, Harvey." Kendall grinste mich an.

„Harry, nicht Harvey", murmelte ich augenverdrehend. Man sollte meinen, dass sie sich meinen Namen langsam einmal merken könnte, schließlich war sie mit Taylor befreundet. Aber sie weigerte sich streng und bedachte mich stattdessen mit hundert anderen Namen.

„Wie auch immer, Hershey. Wir sehen uns." Kendall winkte mir einmal zu, was zu leichten Gleichgewichtsproblemen führte und torkelte dann weiter.

Sie würde Mitternacht sicherlich nicht mehr erleben, wenn sie jetzt schon so dicht war und den neuen Jahresbeginn in einer Ecke verschlafen. Aber das war nicht mein Problem.

Seufzend bereute ich es, mich von meiner Freundin zu dieser Party überreden lassen zu haben. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einer Stunde der einzig halbwegs nüchterne Anwesende sein würde und das machte keinen Spaß.

Mein Blick suchte Taylor in der Menge, was nicht lange dauerte, da ich sie überall erkennen würde. Es war, als zog mich ihr Anblick beinahe magisch an.

Gegen den Pfosten gelehnt stand ich eine Zeitlang einfach nur da und starrte meine Freundin an, die sich gerade angeregt mit Cara unterhielt und auf vielfältige Gestik zurückgriff. Dabei strahlten ihre blauen Augen so sehr, dass ich es selbst vom anderen Ende des Raumes erkennen konnte. Zweifelslos erzählte sie gerade etwas über ihre Familie oder ihre Katzen, die ihrer Meinung ebenfalls Teil ihrer Familie waren – eine Aussage, die schon viele Diskussionen zwischen uns ausgelöst hatte.

Doch schlussendlich war immer ich derjenige gewesen, der die Diskussion beendet hatte. Solange Taylor glücklich war, nahm ich jede Niederlage gerne in Kauf. Alleine ihre angedeuteten Grübchen, die immer dann entstanden, wenn sie einen Streit gewann, waren es definitiv wert.

Wonderland || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt