Tag eins, zwei und drei

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Seit dem ersten Moment, in dem ich sie entdeckt hatte, hatte ich die alte Kaffeemühle Frieda getauft. Ich bezahlte zwölf Euro fünfundneunzig für sie, ließ sie mir in die Zeitung von gestern einwickeln, klemmte sie unter meinen Gepäckträger und radelte nach Hause. Dort angekommen wickelte ich sie wieder aus, fuhr zärtlich mit dem Finger über das dunkle Holz und stellte sie in das Regal in meiner Küche. Sie passte genau in die Lücke zwischen dem Salzstreuer und dem alten Marmeladenglas mit dem losen schwarzen Tee, den ich seit Jahren nicht mehr trank, als hätte dieser Platz schon immer auf sie gewartet.

In den nächsten Tagen beobachtete ich Frieda. Sie strahlte, wenn morgens die Sonne auf sie fiel, nahm es ungeniert hin, wenn man nach dem Mittagessen den Salzstreuer unvorsichtig zurückstellte, sodass die Salzkörnchen über das gesamte Regalbrett fielen, trug besonders abends im weichenden Licht ihre feine Maserung im Holz zur Schau und nachts glänzte die metallene Kurbel geheimnisvoll. Am dritten Tag, als ich hoffte, dass sie sich schon einigermaßen eingelebt hatte, getraute ich mich, mir auf der Arbeitsfläche, wo sie es von ihrem Platz im Regal aus gut sehen konnte, einen Filterkaffee zu machen. Ich nahm die schwarz polierte Kaffeemaschine, füllte Wasser ein und nahm den Filter aus dem Schrank hervor. Dann zögerte ich. Mit einem unsicheren Blick über die Schulter atmete ich durch und kramte das Kaffeepulver aus der Schublade, maß drei Teelöffel ab, wobei ich bemerkte, dass meine Hand zitterte. Seit Jahren kaufte ich nun schon gemahlenen Kaffee, und es tat mir im Innersten meines Herzens weh, dass Frieda auf diese Art ihren Unnütz feststellen sollte. Besser gleich als später, sagte ich mir, sie wird darüber hinwegkommen, redete ich mir ein und versucht es selbst zu glauben. 


Kaffee mit FriedaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt