Eine heil(e) Zukunft

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„Seid ihr alle schon fertig ? Ach kommt beeilt euch, oder sollen wir wieder die Blicke der anderen einstecken, die sich eh schon über uns lustig machen ? Joseph trödle nicht wieder so herum oder solle ich dir die Leviten lesen ?!!"„ Ja Vater ich beeile mich schon!"

So war es jeden Sonntag bei uns, wenn wir mal wieder beinahe zu spät zum Kirchgang waren. Mein Vater Reiner war dabei sehr streng, da viele aus unserem Dorfe sich über unsere erschleichende Armut lustig machten. Aber wir konnten ja nichts dafür, dass Vater seine Arbeit als Werksvorseher im Eisenwerk Maxhütte verloren hatte. „ Umstrukturierung" nannten sie dies. Als ob nicht jeder wusste wie schlecht die finanzielle Situation war. Seit Februar geht das ganze Deutsche Reich den Bach herunter.Die Mark verlor jeden Tag mehr an Wert und die Lebensbedingungen werden ebenso trübe. Mitten drinnen war ich Joseph Friesmann zwischen Elend und Hoffnung in diesen finsteren Tagen gefangen. Jeden Tag habe ich mehr die Sehnsucht nach alten glorreichen Zeiten der Vergangenheit. Na gut direkt habe ich diese Zeit nicht erlebt, aber mein Großvater, der dies noch leibhaftig erlebt hatte, schwärmte bis zu seinem Tode vor zwei Jahren noch ganz begeistert davon. Von der Disziplin, der Ordnung und dem Wohlstand, der bis in jedes Dorf Einzug erhielt. Doch viel blieb nicht mehr vom alten Glanze übrig.Also fertig machen und dann ging der Weg zur Kirche los. Man Sah immer mehr dieser Automobile, aber der Traum davon eines dieser zu besitzen, ist schon längst erloschen. Wie sollte nur ein armer kleiner Tor, der ich doch war, jemals an ein solches Gefährt kommen und außerdem war es sowieso schwer ein solches heutzutage zu ergattern.


Also weiter zu Fuß, aber wir haben dies ja auch in irgendeiner Weise genossen, „Wenigstens an der frischen Luft ." war quasi das Motto der Zeit, eher ein Trugschluss, als die Realität. Alsbald stieß mein bester Freund Max Haber zu uns. Er war, wie man damals sagte, eher ein „kerniger"Typ von Mensch, auch hatte er Sommersprossen und sah im großen ganzen nicht besonders adrett aus. Dennoch war sein Herz am rechten Fleck und ich hätte alles getan für ihn, da ich wusste dass er dies ebenso für mich getan hätte. „Guten Tag Herr Friesmann, ich soll ihnen von meinem Vater ausrichten, dass die neuen ledernen Einbände bald geliefert werden können"sagte er mit leicht zittriger Stimme zu meinem Vater. Wieso er dies tat ist leicht zu erklären, da mein Vater die Statur von einem Hünen besaß. Mit seinem grauen Schnauzbart und des adretten Sakkos stand er ebenso im Bild der Zeit.„Gut, das freut mich zu hören. Richte ihm aus, dass es kommenden Dienstag recht wäre zu liefern" erwiderte er. Max und ich begrüßten uns mit einem forschen Händedruck und als wir endlich in die Kirche eintraten hatte ich auch schon den Gottesdienst vollkommen vergessen. Es gab für mich nur eine Sache von Interesse und dies war auch gleichzeitig der Grund dafür, warum ich überhaupt jeden Sonntag die Motivation fand mir dies wieder anzutun. Und zwar Marlene. Sie war das schönste Mädchen im ganzen Dorf, aber jedes mal, wenn ich sie sah traute ich mich nicht mehr mit ihr zu reden,auch wenn es eigentlich keinen Grund per se dafür gab. Unsere Familien kannten sich ja schon seit gefühlt einer Ewigkeit und wir hatten schon als kleine Kinder ein wenig Kontakt, seitdem konnte ich ihr karamellblondes Haar und ihre strahlenden Augen einfach nicht aus meinen Gedanken verbannen. Ich schwor mir schon als 12 jähriger,dass ich diesen Engel auf Erden einmal Heiraten werde, aber dennoch brachte ich den Mut nicht auf auf sie zuzugehen. „ Hör auf so zu starren oder dir fallen wahrscheinlich noch die Augen aus. Warum gehst du nicht einfach zu ihr hin und bittest sie um ein Rendezvous ?Wegen deinem Vater ?" „Ja Max genau deswegen" entgegnete ich energisch und gereizt. Jedes mal die selbe Leier. Ich weiß ja, dass er es nett meint aber bevor er solche Anweisungen gibt, sollte er erst einmal selbst Erfahrungen sammeln. Aber leider hatte er wiederum auch mit dem letzteren Punkt recht. Ich tat es bisher nie aufgrund der Vorgeschichte unserer Väter.

Eine heile ZukunftWhere stories live. Discover now