Alltag(?)

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"Essen" 

Ich hatte überhaupt keine Lust, meinen neuen Mitbewohnern unter die Augen zu treten. Aber ich konnte mich ja nicht ewig in einem fremden Zimmer verkriechen, das ich ab heute meins nennen sollte. Ich warf mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in einem Kissen. "Tock tock", ein dumpfes Geräusch, das ich zuerst nicht einordnen konnte, ließ mich aufschrecken. Es war wohl meine Tür, an die geklopft wurde. Mein "Ich komme" hörte sich bösartiger an, als es gemeint war. Ich ging zur Tür, öffnete sie und schaute in das Gesicht eines Mädchens, dass mich anlachte.

Nein, Grace! Bitte sei freundlich, sie hat dir nichts gemacht. Lass bitte nur einmal deine Laune nicht an Anderen aus, sie kann nichts für deine Situation.

"Hallo, ich bin Larissa" Sie streckte mir ihre Hand hin, ich nahm sie für eine Sekunde und bemerkte mit einem Blick nach unten die längst verblassten Narben auf ihrem Arm. Sie bemerkte wohl meinen Blick, der ihr anscheinend sehr unangenehm war. Ihre Tonlage änderte sich von einer Sekunde auf die andere und sie sagte nur noch "Du sollst nach vorne in den Gruppenraum kommen, es gibt Essen." Ich lief ihr hinterher, saß mich auf den erstbesten Stuhl und blickte starr nach vorne, um den Blicken der Anderen auszuweichen, oder auch gar nicht erst zu begegnen. Ich merkte, wie mir heiß wurde, als ich auf einen Jungen aufmerksam wurde, der sich auf den Stuhl gegenüber setzte. Ich wusste, dass er mir genau ins Gesicht schaute, dafür musste ich nicht nach oben schauen. 

Grace. Beruhige dich, er wird den Blick schon von dir abwenden, wenn er merkt, dass du keinerlei Interesse zeigst.

Meine innerer Stimme, die mich tagtäglich begleitete hatte Recht. Er wandte den Blick von mir ab. "Willst du nichts essen?", ich blickte zu der Richtung aus der die Stimme kam. Ein älterer Mann, der sich mir als Herr Wilms vorgestellt hatte, schaute mich fragend an.  

Du hast Hunger. Iss gefälligst was, Grace!

"Nein, danke. Ich habe keinen Hunger" Alle schauten bei dem Klang meiner brüchigen Stimme in meine Richtung. Ich räusperte mich und schaute wieder nach unten, um keinen Blicken zu begegnen. Ich hatte mich gerade vorgerungen, zu fragen, ob ich aufstehen darf, als Herr Wilms laut sprach, "Ihr könnt aufstehen, räumt bitte euren Teller ab. Seid ein gutes Vorbild für unser neues Mädchen." Und schon wieder stand ich ungewollt im Mittelpunkt. Ich schaute den Anderen dabei zu, wie sie ihre Teller in die offene Küche brachten. Ich wartete bis keiner mehr in der Küche war und stellte meinen sauberen Teller in den Schrank, und legte mein Besteck in die Schublade. 

Ich ging wieder in mein Zimmer, zog mir gemütliche Sachen an, in meinem Fall Jogginghosen und ein T-Shirt, als es wieder klopfte. Ich ging zur Tür, öffnete sie, und schaute direkt in die grünen Augen des Jungen, der mich auch schon am Tisch so angeschaut hatte. Mir wurde leicht übel. 

"Hallo, ich heiße David." Er streckte mir seine Hand hin, wie das Mädchen vorhin und ich nahm sie. 

Wowowowow, nicht ausrasten Grace, er hat sich nur vorgestellt.

Nachdem ich lange nichts gesagt hatte, schaute er mich etwas enttäuscht an, als hätte er mehr erwartet und sagte "Naja, ich gehe dann mal wieder zu den Anderen. Falls  du Lust hast, kannst du gerne auch dazu kommen, die sind eigentlich alle ganz nett, bis auf ein paar Ausnahmen". Er lächelte ganz leicht, als er in mein Gesicht schaute und ich fing auch ganz leicht an zu lächeln. "Das überlege ich mir noch", nach diesem Satz schloss ich meine Tür und legte mich wider auf mein Bett.

Du wirst nicht mal darüber nachdenken, zu den Anderen zu gehen oder? Du hinterlässt mal wieder einen supertollen Eindruck.

Und meine innere Stimme hatte vollkommen Recht. Ich schnappte mir ein Buch und fing an zu lesen, mit der Hoffnung heute besonders schnell einzuschlafen, um meine Situation zu vergessen.

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Danke fürs Lesen.<3 Fortsetzung folgt! 


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⏰ Last updated: Jul 15, 2019 ⏰

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