3. Wiederholbare Wiederholungen wiederholen sich zum wiederholten Male wieder

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Ob Namen, Verben, Personalpronomen oder ganze Satzstrukturen, manche Autoren scheinen ein wirkliches Problem mit Abwechslung in ihren Texten zu haben. Zwar ist Monotonalität noch eher verzeihlicher als eine schlechte Orthographie oder Grammatik, aber mit der Zeit kann es dem Leser doch ziemlich auf die Nerven gehen.



Ich schreibe in kurzen Sätzen. Dadurch lest ihr sie recht schnell. Und zuerst ist das auch gut. Und dann wiederhole ich manche Wörter. Und dann mache ich das wieder. Ich kann das ungeniert den ganzen Tag lang machen. Und dann wiederhole ich ganz ungeniert manche Wörter. «Das geht euch auf die Nerven», sagt ihr? «Das tut es mir auch.», sage ich ungeniert. Und dann wiederhole ich manche Wörter wieder ganz ungeniert. Nerve ich euch schon?


Vermutlich wisst ihr jetzt, worauf ich hinauswill. Ja, bei diesem Beispiel habe ich masslos übertrieben und das war auch beabsichtigt so. Brechen wir das mal als Übung auseinander:

Zuerst einmal zum Satzbau, der wirklich einfach gewählt wurde, denn fast der ganze Abschnitt besteht aus Hauptsätzen im Aktiv, deren Syntax aus der langweiligen Subjekt-Prädikat-Objekt-Struktur besteht. Für etwas mehr Abwechslung empfehle ich, diese etwas zu variieren. Aus «Ich kann das ungeniert den ganzen Tag lang machen», könnte

«Das kann ich ungeniert den ganzen Tag lang machen.»,

«Ungeniert kann ich das den ganzen Tag lang machen.»,

«Machen kann ich das ungeniert den ganzen Tag lang.»,

«Machen kann ich das den ganzen Tag lang ungeniert.» oder

«Den ganzen Tag lang kann ich das ungeniert machen.» werden. Ihr seht also, dass ihr -zumindest, was die Satzstruktur angeht- völlige Freiheit habt. Also nutzt sie auch gefälligst!

Die wenigen Nebensätze, die ich verwendet habe, werden nicht mit Kommata abgetrennt, sondern haben ein «und» am Satzanfang. Das kann mach auch rein theoretisch so machen, aber da sollte man aufpassen, dass man diese Art von Sätzen nicht zu häufig verwendet, denn ansonsten läuft man Gefahr, unprofessionell zu klingen. Wenn wir das jetzt auf mein Beispiel anwenden, könnte für «Ich schreibe in kurzen Sätzen. Dadurch lest ihr sie recht schnell. Und zuerst ist das auch gut. Und dann wiederhole ich manche Wörter.»

«Ich schreibe in kurzen Sätzen, wodurch ihr sie recht schnell lest, doch dann wiederhole ich manche Wörter.», eine weitaus elegantere Lösung sein. Natürlich sollt ihr jetzt nicht jeden Satz unnatürlich in die Lange ziehen. Das ist fast noch schlimmer, als immer nur kurze Sätze zu verwenden, da der Leser bei Schachtelsätzen doch recht schnell den Überblick verlieren kann.

Und zuletzt natürlich noch die Wiederholung von Wörtern. In den meisten Fällen wiederholen Autoren gerne Namen («Sam ging zum Einkaufszentrum... Sam suchte etwas in seiner Tasche... Es dauerte lang, bis Sam das Geld fand...»), Personalpronomen («Er hatte braune Haare, die er sich aus dem Gesicht strich, obwohl er wusste, dass er ohnehin schon perfekt aussah. Na ja, er war ja immerhin einer dieser Bad Boys, da musste er dieses Klischee schon aufrechterhalten.») oder eben bestimmte Adjektive oder Adverbien, so wie «ungeniert» im oberen Beispiel. Eine gute (und vermutlich auch ziemlich offensichtliche) Lösung für dieses Problem ist das Benutzen von Synonymen, also Wörter, die dieselbe Bedeutung haben. Für «ungeniert» könnten «dreist», «hemmungslos» oder «unverfroren» als passende Synonyme verwendet werden. Aber Achtung: Wenn ihr eine Liste von Synonymen im Internet findet, benutzt nur die Wörter, von denen ihr zu einhundert Prozent die Bedeutung kennt, da es doch stark auf den Kontext ankommt, wann ein Wort benutzt werden kann und wann nicht.

Zum Schluss möchte ich euch noch sagen, dass Wiederholungen nicht zwingend etwas Schlechtes sein müssen. Passend eingesetzt, können sie als wunderbares Stilmittel eingesetzt werden und einer Sache entweder eine Betonung oder sogar eine humoristische Note verleihen. Allerdings sollte man zuerst die Regeln kennen, bevor man sie bricht, weshalb ich euch empfehle, anfangs Wiederholungen zu vermeiden, bis ihr sie dann schliesslich bewusst in euren Texten verwenden könnt.

Und was ist jetzt die Moral dieses Kapitels?

Setzt Wiederholungen bewusst ein und lasst sie nicht einfach ausversehen in euren Text rutschen!

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⏰ Last updated: Oct 25, 2019 ⏰

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