Prolog

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Mit großen Augen sah ich zu meinem Freund, der schwer atmete und mich aus wütenden, grünen Augen anfunkelte. Langsam realisierte ich was er getan hatte und die erste Träne bahnte sich über meine Wange. Mein Körper fing an zu Zittern und meine Atmung verschnellte sich um das Vierfache. Seine Stimme war leise, glich einem leisen Geflüster, doch ich verstand ihn klar und deutlich. "Solltest du noch ein einziges Mal, so mit mir reden, wird es nicht mehr so schön enden." Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, genauso wie mein Herz. Mit einem letzten, arroganten Zischen verschwand er aus meinem Zimmer und ich hörte nur noch wie die Tür unten ins Schloss geknallt wurde, was mich dazu brachte zusammenzuzucken. 

Ich saß immer noch auf dem hellbraunen Parkettboden, während ich durch das Fenster betrachtete wie langsam die Sonne unterging. Mein Hand ruhte noch auf meiner leicht pochenden Wange und mein Kopf konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Wie sollte ich denn auch, wenn mein Freund, mit dem ich seit über zwei Jahren glücklich zusammen bin, die Hand gegen mich erhebt. Das war das erste Mal und ich wusste wirklich nicht wie ich darauf reagieren sollte. Jeder anderen Person würde ich raten, sich sofort zu trennen, doch ich wollte mich nicht von ihm trennen. Ich liebte ihn doch! Liebte er mich denn noch? Bestimmt war er einfach nur überfordert und wusste sich nicht zu helfen. Bestimmt war es dass, schließlich würde er mir niemals absichtlich Schmerzen zufügen, dafür kannte ich ihn schon lange genug. 

Zum wiederholten Male diese Nacht war ich aufgewacht, durch einen Alptraum und ich fragte mich was er gerade machte. Wahrscheinlich schlief er, was ich auch tun sollte, jedoch nicht konnte. Ich drehte mich nach links und mein Handy vom Nachttisch zu nehmen. Ich ging auf WhatsApp, wo ich zuerst in seinen Chat ging. Auf meine Nachricht hatte er noch nicht geantwortet, jedoch hatte er es gelesen. Wieder spürte ich einen Stich in meinem Herzen, besonders als ich dann Vincent's Status sah. Laut dem Video, saß er auf Max' Sofa und trank einen Shot nach dem Anderen. Seine Augen waren rötlich und ich fragte mich ob dass wirklich nur der Alkohol war. Das Stechen in meiner Brust wurde stärker und ich legte das Handy wieder auf seinen Platz zurück.

Der Wecker riss mich aus meinem Schlaf, der sowieso keinen Sinn gemacht hatte. Fast die ganze Nacht lag ich wach, während meine Gedanken nur bei ihm waren. Ich blickte auf mein Handy und sah eine neue Nachricht, die ich sofort öffnete. Sie war von ihm. 

'Um halb acht stehst du draußen, sonst fahre ich ohne dich.'

Es war gerade noch halb sieben, als würde ich eine Stunde Zeit haben. Ich stand auf, machte mein Bett, und holte mir eine schwarze Jeans, sowie ein weißes Top aus dem Kleiderschrank. Im Bad putzte ich mir die Zähne und trug mein Lieblingsparfüm auf, das einen süßlichen Geruch besaß. Im Zimmer holte ich noch mein Handy und meinen Rucksack, bevor ich auch schon meine Schuhe anzog. Die Wahl traf heute meine weißen Nike's. "Schatz?", hörte ich plötzlich einen lauten Ruf und zuckte kurz erschrocken zusammen. Ich wusste nicht dass meine Eltern zu Hause waren. "Der Flieger geht in einer halben Stunde, als komm, wir müssen fahren. Hast du Valerie schon das Geld überwiesen?", fragte meine Mutter mit ihrer förmlichen Stimme, die sie immer in der Arbeit aufsetzte. Ich hörte noch wie mein Vater 'Ja' sagte, bevor die Tür laut ins Schloss flog. Ich sah auf die Uhr, ignorierend dass es mich verletzt hatte, dass sie mich nicht einmal begrüßten, fünf Minuten hatte ich noch. Ich flitzte nach unten und packte mir noch meine Bankkarte ein um in der Mittagspause noch zur Bank zu gehen, damit ich später was zu Essen kaufen konnte. 

Angespannt schaute ich zu ihm, er jedoch sah stur nach vorne. "Ist alles okay?", fragte  ich ihn vorsichtig, da ich Angst hatte etwas falsches zu sagen. "Ja klar. Abgesehen davon, dass du rum läufst wie eine Schlampe. Der Ausschnitt ist so tief, dass man dein Bauchnabelpiercing bald betrachten könnte." Seine Stimme war ruhig, doch die Schärfe und die Verachtung waren deutlicher denn je. Ich verstand sein Problem nicht. Es war ein normales Top, dass nicht ansatzweise etwas derart beschriebenes zeigte. "Was ist los?", versuchte ich es abermals ruhig. "Hab ich dir doch gerade gesagt." Er bog scharf nach rechts und um ein Haar, währen wir in das entgegengesetzte Auto gekracht. "Was soll der Scheiß!" Ich war lauter als beabsichtigt, jedoch war es nicht mein Ziel, danach ins Krankenhaus zu fahren. Wieso war er so zu mir? Ein Klatschen ertönte und ein Brennen machte sich in meiner Wange bereit, jedoch die Andere Seite, als die von gestern Nacht. Wie von selbst legte ich meine Hand darauf und sah mit ungewollten Tränen in den Augen zu ihm, er jedoch fuhr weiter, als wäre nichts gewesen. "Ich habe es dir gestern Nacht schon gesagt. Sprich so mit mir wie es sich gehört und zeig Respekt." Seine Stimme war eiskalt und sein Gesicht undurchdringlich. 

"Sam.", flüsterte ich hoffnungsvoll, doch bekam ich keine Antwort.  

Protect meWhere stories live. Discover now