Kapitel 1

20 0 0
                                    


Verdammt, er war eingenickt. Wenn es nicht so spät wäre, hätte er das für ihn ungewohnte, aber überraschend beruhigende Vogelgezwitscher dafür verantwortlich gemacht. Das gab es im Zentrum nicht - doch hier in dieser verdammt verlassenen Gegend am Rande der Stadt! Aber es war schon dunkel. Höchstens die Rufe der Nachtkäuze oder sogar ein grunzendes Wildschwein an seiner Autotür hätte er hier noch erwartet.

Er schaute durch sein Nachtsichtgerät zur verlassenen Hütte hinunter. Sie hatten die Vorhänge aufgelassen. Wie naiv zu glauben, hier würde sie keiner beobachten. Hier, inmitten des hügeligen Waldes. Gleich wird er ihr bestimmt noch ein paar Holzscheite vor der Tür spalten. Und dann werden sie es sich vor dem Kamin gemütlich machen. Anschließend würde es dann losgehen mit ihren Liebesschreien und seinem männlichen Gestöhne. Widerlich.

Da ging auch schon die Tür des Blockhauses auf. Ein Mann trat hinaus und huschte schnellen Schrittes über die schneebedeckte Fläche zu einem kleinen Nachbarschuppen.

Wahrscheinlich das Öko-Plumpsklo. Noch nicht mal ein richtiges Badezimmer hatte diese Hütte – wie erbärmlich! Doch was machte er sich Gedanken über solche Nebensächlichkeiten. Hauptsache war, er würde dem allem schnell ein Ende bereiten. Er stieg aus seinem schwarzen Wagen, den er hinter einer Hecke geparkt hatte, schnallte sich seine Skier an und fuhr den kleinen Abhang hinab zum freiliegenden Grundstück. Das dauerte nur wenige Sekunden. Trotzdem kam er gerade noch rechtzeitig unten an, als der ahnungslose Mieter des Wochenendhauses, nur mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet fröstelnd die paar Meter vom Schuppen zum Haupthaus zurücktraben wollte. Nur nochmal vorher schnell die Blase erleichtern, was? Er fuhr ihn fast um, als er ihm auch schon das Messer in die, der Situation entsprechend bedeutenden Körperteile rammte. Aus reiner Nächstenliebe stach er auch noch mehrfach in lebenswichtige Organe. So war sichergestellt, dass das Opfer nicht unnötig lange Schmerzen erleidete und vor allem seinen Mitmenschen mit seinem Gejammere nicht länger zur Last fallen würde.

Es war kalt und er, der wieder einmal alles allein in der Hand hatte, für gesittete Ordnung zu sorgen, konnte jetzt auch noch auf die Dame des Hauses warten, die sich schon in Kürze Sorgen machen würde, wo ihr Liebling blieb. Aber solange genoss er eben noch die frische Winterluft, in die der leblose Körper vor ihm bereits keine Atemwölkchen mehr entweichen ließ. Der rote vom Mondschein erleuchtete Schnee wirkte toll.

Mord in SilenttownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt