Kapitel 4

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„Was denken Sie, womit wir es hier zu tun haben, Frau Kriminalhauptkommissarin? Eifersucht?", fragte Hülse.

Breitbeinig stand Lisa Bremer aufrecht und gedankenverloren mit den Händen in den Hüften da und schaute sich in der Landschaft um, die so viel natürlicher aussah als das Zentrum von Silenttown. Dort gab es keine Bäume mehr, denn so gab es auch keine Geräusche mehr, das jährliche Herbstlaub zu beseitigen. Und dann dieser herrliche Schnee. Nach Jahren der Dürre hatte es hier in der Region endlich mal wieder geschneit. Natürlich sind die dicken Flocken auf den beheizten Straßen der Innenstadt nicht liegengeblieben. Sie nahm nochmal einen tiefen Atemzug und inhalierte förmlich die frische Luft des umliegenden Nadelwaldes. Erst danach fühlte sie sich bereit zu antworten: „Nein, in dem Fall hätte der Täter oder die Täterin von den Kindern gewusst."

„Glauben Sie ernsthaft, für solch ein Massaker könnte eine weibliche Person verantwortlich sein?", entgegnete der Ordnungshüter und dachte dabei an die neueste Statistik, in der der Anteil der Frauen in Gefängnissen bei 3 Prozent lag.

„Was soll denn jetzt wieder dieser Quatsch, Hülse? Ist doch völlig egal, ob Mann, Frau, beides oder keines von beidem, wenn man irre ist, kriegt man alles hin und das würde ich hier einfach mal spontan als durchgeknallt bezeichnen."

„Das ist richtig, Frau Hauptkommissarin."

„Bisher ist nur klar, es ist eine Person, die die Taten alleine begeht. Es gibt hier definitiv nur eine Spur im Schnee. Und die Einstichstelle beim männlichen Opfer deutet auch eher auf zukünftige Hinderung bei Geschlechtsakten hin. Obwohl, das Opfer hatte auch gerade seine Blase im stillen Örtchen erleichtert, aber da kann doch eigentlich keiner etwas dagegen haben. Zudem sind ihm beide Ohrmuscheln und ihr die Zunge entfernt worden. Also mal davon abgesehen, dass sie jetzt sowieso tot sind, hätte sie ihm auch mit noch vorhandenem Kopf zukünftig nicht mehr an seinen Ohrläppchen lecken können."

„Interessante Überlegung", bestätigte Hülse etwas irritiert über die Bilder, die durch diese eigenwilligen Überlegungen seiner Kollegin in seinem Gehirn hervorgerufen wurden.

„Ich werde darüber erst einmal Geheimhaltung vereinbaren lassen. 'Paar tot in Wochenendhaus gefunden' wird der Presse zwar nicht ausreichen, aber wir dürfen dem Mörder auch nicht mit zu vielen Details Genugtuung verschaffen. Ich befürchte jedenfalls, von den Kindern wusste er gar nichts. Deren Schutz hat jetzt höchste Priorität!"

„Sicher, Frau Hauptkommissarin. Ich werde das sofort weiterleiten."

„Und lassen Sie mich bitte wissen, was bei der Spurensicherung herauskommt. Vielleicht fühlt sich da ja auch jemand zu sicher. Bei dem Spektakel, was hier veranstaltet wurde, ist bestimmt auch ein wenig viel Euphorie dabei gewesen, dann passieren meistens Flüchtigkeitsfehler. Und die Schuhabdrücke im Schnee, die zu den Fahrzeugspuren hinführen, ich meine, das wäre doch absurd, wenn wir da nichts rauskriegen würden."

„Ich werde sie natürlich auf dem Laufenden halten, Frau Hauptkommissarin."

„Danke, und Hülse? Bitte nennen Sie mich nicht immer Hauptkommissarin!"

„Ja, sicher, Entschuldigung Frau ...äh ..."

„Lisa Bremer, mein Name."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 23, 2023 ⏰

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