Mord in Silenttown

Kapitel 2

„Guten Tag Frau Kriminalhauptkommissarin Bremer. Ich warne Sie im Voraus, der Anblick wird sehr blutig werden."

„Keine Sorge, ich bin nicht zart besaitet, oder meinen Sie, weil ich eine Frau ...?"

„Nein, nein, ganz und gar nicht. Es ist nur so, dass wir es ja nicht so oft mit Mordfällen zu tun haben in Silenttown, zumindest nicht mit offiziellen, wenn ich das so formulieren darf", entgegnete Max Hülse von der Behörde für Ruhe und Ordnung und rückte schnell seine Mütze zurecht.

„Das dürfen Sie mein Lieber. Allerdings häufen sich ja Fälle sämtlicher Couleur, seitdem wir eine neue demokratische Führung haben, wenn Sie verstehen, was ich meine."

„Gewiss, da stimme ich völlig mit Ihnen überein."

„Also, was haben wir denn hier genau?", erkundigte sich Lisa Bremer.

„Gestatten Sie mir einen kurze chronologische Zusammenfassung des heutigen Morgens. Schon bei Sonnenaufgang–"

„Wann ist denn bei Ihnen genau Sonnenaufgang, Herr ...?"

„Hülse, Ruhehüter Max Hülse, Frau Kriminalhauptkommissar. Sonnenaufgang ereignete sich heute um 06 Uhr 54. Kurz danach ging bei uns auch schon eine Meldung ein, dass jemand zwei völlig verstörte Kinder, eine Tochter im Grundschulalter und ihren jüngeren Bruder, an seiner Haustür hatte, die von ihren geköpften Eltern stammelten. Ein junges wohlhabendes Paar und, soweit wir bisher einschätzen können, war es eine glückliche Familie."

„Geköpft?"

„Ganz recht, aber sehen sie sich doch selbst das Schlachtfeld an", bat Hülse an und führte Lisa Bremer den kleinen Abhang von der Hauptstraße zur Hütte hinunter, während er weiter berichtete: „Die beiden Kinder hatten oben im kleinen Dachstuhl der Hütte geschlafen und nichts von dem Drama in der Nacht mitbekommen. Als sie morgens dann Pipi machen wollten, mussten sie ihre Eltern so vorfinden." Er zeigte auf den Vorplatz, der eigentlich zum Holzhacken vorgesehen war. Mittlerweile waren überall blutige Fußspuren im Schnee zu sehen. Inmitten frischer Holzscheite lagen auch die bereits teilweise gefrorenen Körper des Paares und ihre abgetrennten Köpfe."

Bei dem Anblick musste jetzt auch die Kommissarin kräftig schlucken. „Wie ich sehe, fehlen dem Mann die Ohrläppchen", stellte sie sofort fest.

„Genau, und auch die Zunge der Frau gilt als vermisst", erwiderte Hülse und bemerkte im gleichen Moment, wie absurd seine Wortwahl klang.

Für einen Moment herrschte Stille im Schneetreiben.