09. Hippogreif Seidenschnabel

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Kapitel 9: Hippogreif Seidenschnabel

"Beeil dich Mira, wir kommen noch zu spät!" rief Hermine mir zu, als sie Richtung Ausgang stürmte. Müde schlurfte ich die Treppe herunter. Ich hatte die Nacht über nur wenig geschlafen, ich konnte es immernoch nicht fassen, das ich von einen auf den anderen Tag mit George Weasley zusammen war. Die ganze Nacht musste ich mich mit den Fragen von Hermine plagen, die sie mir aufgeregt gestellt hatte : Wie ist das passiert? Seit wann läuft da was zwischen euch? Küsst er gut? Bei der letzten Frage fing ich unweigerlich an zu schmunzeln. "Was grinst du schon wieder so, Mira?" fragte Hermine mich mit einem neckischen Grinsen. Sie stand neben mir und schob mich langsam aus dem Schloss heraus, Richtung Ländereien. Wir hatten gleich Pflege magischer Geschöpfe bei Hagrid, unserem neuen Lehrer. "Hallo, Mirabella?" Hermine wedelte mir mit einer Hand vor dem Gesicht herum. Ich wollte garnicht wissen, wie bescheuert ich gerade gucken musste. "Seit heute morgen bist du durchgehend am Grinsen. George hat dir wohl total den Kopf verdreht." kicherte sie und zog mich nun an der Hand weiter über das Gelände. "Gut möglich Hermine. Ist ja auch komisch oder? Ich kenn ihn seit ein paar Monaten und bin schon mit ihm zusammen. Merkwürdig ist das schon." murmelte ich und trat gedankenverloren einen kleinen Stein vor mir weg. "Ist nunmal Liebe auf den ersten Blick." schwärmte Hermine und ich gluckste vor mich hin. War es das? Liebe auf den ersten Blick? Klingt ja echt zu schön um wahr zu sein..

"Guten Tag Kinder, ich hab heut' ne richtige Überraschung für euch! Na kommt mal mit." begrüßte uns Hagrid. Mit schnellen Schritten lief er vor uns hinweg, durch einen kleinen Wald. Ich lief neben Hermine und Ron, die gerade eine Diskussion über unsere Bücher führten. 'Das Monsterbuch der Monster'. Ein Buch mit gewissem.. Eigenleben. Wenn man es falsch behandelte oder den Gurt zu schnell öffnete, griff es einen mit lautem Gebrüll an. "Das Ding ist lebensgefährlich Hermine! Wie kannst du das nur gut finden?" fragte Ron Hermine mit einem herablassenden Ton. "Du hasst ja eh alle Sorten von Büchern." antwortete Hermine und streckte ihm die Zunge raus, woraufhin ich leise vor mich hinkicherte. "Ich stimme Ron aber zu Hermine, die Dinger sind echt gefährlich." fügte ich der Diskussion hinzu und sah auf das Buch in meinen Händen. Es brummte leise vor sich hin. "Siehst du Hermine, Mira stimmt mir auch zu." sagte Ron mit einem Siegerlächeln auf den Lippen. 

"Ey Potter, du warst ohnmächtig? So richtig ohnmächtig?" Draco fuhr Harry lachend an, dicht gefolgt von seinen Gefolgsleuten Crabbe und Goyle. Er sprach wohl über den Vorfall im Zug, wo Harry von einem Dementor angegriffen wurde. Harry sah Draco mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte. Ron stellte sich schützend neben seinen Freund : "Halt doch dein Maul, Malfoy!" Nun zogen sich die Slytherin-Jungs schwarze Kaputzen über ihren Kopf und ahmten die Dementoren nach. Mehrere Schüler verfielen in lautes Lachen.Warum war Malfoy über die Ferien nur wieder zu so einem Arschloch mutiert? Wütend stapfte ich nun auch neben Harry und Ron. Kurzerhand schubste ich Draco ein Stück nach hinten. "Lass Harry in Ruhe du Kröte." zischte ich zwischen meinen zusammengedrückten Zähnen. Draco sah mich mit großen Augen an. "Halt dich da raus, Comez." brummte er und zog seine Kumpanen mit sich. "Danke Mira, danke Ron." murmelte Harry und grinste uns an. "Wozu hat man denn Freunde?" strahlte ich ihn an und lief zurück zu Hermine. 

Ein großer Kreis bildete sich nun um Hagrid, der in der Mitte einer Lichtung stand. Neben ihm erschien ein großes, mit blau-grauen Federn bestücktes Wesen. Es hatte den Körperbau eines Pferdes, aber einen Adlerkopf. Außerdem hatte es große, fedrige Flügel. Anmutig stolzierte es neben Hagrid, der ihm etwas zuwarf, was das Wesen sofort verschling. "Ih, tote Frettchen." quiekte jemand hinter mir. "Darf ich vorstellen Kinder, das ist Seidenschnabel!" rief Hagrid und die Schüler blickten immernoch das seltsame Tier an, ohne einen Ton von sich zu geben. Harry fasste sich nach einer Weile wieder. "Hagrid, was ist das?" fragte er mit einem irritiertem Unterton in der Stimme. "Das Harry ist ein Hippogreif. Hippogreife sind sehr stolze Geschöpfe müsst ihr wissen. Sie sind sehr schnell beleidigt und glaubt mir, so einen Hippogreif sollte man nicht verärgern." erklärte Hagrid. Interessiert reckte ich meinen Hals über die Leute vor mir. "So, wer tritt vor und begrüßt ihn?" fragte Hagrid in die Runde und klatschte in die Hände. Sofort traten alle einen Schritt zurück, nur Harry und ich blieben vorne stehen. "Ihr beide? Na dann, kommt mal her!" rief Hagrid und sah uns erwartungsvoll an. Hinter mir konnte ich genau die Blicke der anderen spüren. Ein Stückchen rechts von mir konnte ich Draco erblicken, der mich gebannt ansah. Warum glotzt der so blöd, fragte ich mich und schnaubte. Mein Blick wanderte zu Harry, der links neben mir stand. Er sah mich mit großen Augen an. "Na kommt schon!" Hagrid tippte mit seinem riesigen Fuß auf den Waldboden. 

Zögerlich traten Harry und ich nun neben Hagrid und sahen zu ihm hinauf. "Ihr geht nun langsam auf ihn zu, verbeugt euch und wartet, bis er sich auch vor euch verbeugt, kapiert?" Ich nickte langsam und trat einen Schritt auf Seidenschnabel zu. Ihm entfuhr ein leises Grummeln. "Nicht so schnell Mirabella, ganz vorsichtig.." flüsterte Hagrid mir zu. Harry war direkt neben mir und ahmte mir jede noch so kleine Bewegung nach. Nun verbeugte ich mich vor dem Hippogreif und wartete ab, Harry tat es mir gleich. Mit einem Auge schielte ich hoch zu Seidenschnabel, der einen Schritt auf mich und Harry zutrat und uns musterte. Mein Herz raste vor Angst. Wer weiß, was dieses Tier mit seinen Klauen aus uns machen könnte? 

Nach langer Zeit verbeugte sich auch Seidenschnabel vor uns. "Nun könnt ihr ihn streicheln." Langsam richteten ich und Harry uns auf und traten auf das Tier zu, welches sich uns langsam näherte. Ich streckte meine Hand aus und sah dem Tier beruhigend in die großen, schwarzen Augen. Es streckte seinen Schnabel nach vorne und legte ihn in meiner Hand ab. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Harry streichelte dem Hippogreif behutsam über den Hals. "Wisst ihr was, jetzt dürft ihr sogar auf ihm reiten." "Wa-was?" stotterte ich doch schon hob mich Hagrid auf den Rücken von Seidenschnabel, der ein Geräusch machte, was einem wieherndem Pferd sehr nahe kam. Als Hagrid noch Harry hinter mich setze, brummte Seidenschnabel vor sich hin. "Reißt ihm ja keine Federn raus, das würde er euch übel nehmen!" rief Hagrid uns noch zu, bevor er dem Hippogreif einen Klaps gab. Sofort bäumte sich das Tier auf und stürmte los. Hermine sah mich mit einem panischen Blick an und ich krallte mich instinktiv in den Federn von Seidenschnabel feste, Harry hielt sich an meiner Taille fest. Innerhalb einer Sekunde schwang sich das Tier in die Luft und Harry schrie auf. Nach und nach wurde das Gemurmel der anderen Schüler leiser bis wir schließlich aus dem Wald heraus waren und über das Schulgelände flogen.

Schon seit knapp 10 Minuten kreisten ich und Harry auf Seidenschnabels Rücken über das Gelände von Hogwarts. Es war wunderschön, sogar noch besser als auf einem Besen zu fliegen. Meine langen, schwarzen Haare wehten durch den Flugwind in Harrys Gesicht. "Das kitzelt Mira!" lachte er und hielt sich meine Haare aus dem Gesicht. "Sorry.." kicherte ich und sah, wie Seidenschnabel langsam zur Landung ansetzte. Hermine und Ron winkten mir und Harry wild zu. "Danke übrigens nochmal. Wegen gerade." sagte Harry plötzlich. "Ist doch kein Problem, wirklich!" grinste ich und hielt mich wieder etwas grober an Seidenschnabel fest, da dieser nun auf den Boden aufsetzte und noch eine Runde trabte. Um uns herum standen die anderen Schpler, die uns begeistert zuklatschten. "Schöne Sache Harry und Mirabella, schöne Sache!" rief Hagrid und klatschte begeistert. Schnell schwang ich mich zusammen mit Harry von Seidenschnabels Rücken und wir lächelten uns an. 

Plötzlich kam Malfoy aus der Menge gestampft und lief bedrohlich auf Seidenschnabel zu, der sofort aufschrie. "Du bist garnicht gefährlich du hässliches Scheusal!" brüllte er und baute sich vor dem Hippogreif auf, der nun auch eine aggressive Haltung annahm. "Nein Draco, nein!" brüllte Hagrid noch, doch Seidenschnabel kam ihm zuvor. Er bäumte sich vor Draco auf und schlug ihn mit seiner Klaue nieder. Er traf ihn direkt am Arm. Hagrid packte sich ein totes Frettchen von seinem Gürtel und warf es weit von sich weg. "Geh weg du.. du dummes Ding." Nun wand er sich Draco zu, der wimmernd auf dem Boden lag. Die restlichen Schüler waren schon zu ihm geeilt. "Keine Bange, es ist nur ein Kratzer." stammelte Hagrid unbeholfen. Er wusste mit dieser Situation eindeutig nicht umzugehen. "Hagrid!" Hermine lief zu ihm herüber und deutete mit einer kurzen Handbewegung auf Malfoy. "Er gehört sofort in den Krankenflügel." "Ehm, ja klar. Ich bin der Lehrer, ich mach das." seufzend hob Hagrid Malfoy hoch, der immernoch wimmerte. "Ihnen werde ichs zeigen. Ihnen und ihrem Mistvieh!" jammerte er und Hagrid stapfte zusammen mit ihm ins Schloss. 

"Was ist nur in ihn gefahren? Hat er Hagrid vorhin nicht zugehört?" fragte ich meine Freunde, als wir im Gemeinschaftsraum saßen. "Es ist Draco, den interessiert sowas nicht. Bestimmt wollte er dir imponieren, nachdem du ihn vorhin so zur Schnecke gemacht hast." gluckste Ron und hob verschwörerisch eine Augenbraue. Als Antwort bekam er ein Kissen von mir ins Gesicht. "Halt die Klappe, Weasley." lachte ich und die anderen stimmten mit ein. "Naja, egal. Seidenschnabel wusste sich ja gut zu wehren. Aber ich wette, das wird Folgen haben.. Armer Hagrid." murmelte Harry vor sich hin. "Armer Seidenschnabel.." fügte ich hinzu und ließ mich tiefer in das Sofa sinken.

Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔Where stories live. Discover now