19. Ein liebevoller Brief

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Kapitel 19 : Ein liebevoller Brief

Fassungslos starrten ich und Draco uns an. Daran hatte wohl keiner von uns gedacht, unsere Gedanken waren zu verschleiert gewesen von den ganzen Ereignissen der letzten Tage. "Ich kann es ihm wohl schlecht auf Ewig vorbehalten." seufzte Draco und warf den Kopf in den Nacken. Ich brummte etwas zustimmendes und kratzte mich am Hinterkopf.

 "Vielleicht weiß er es auch schon.. Das wäre echt schlecht." "Woher soll er das denn wissen Draco?" fragte ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Mein Vater ist unberechenbar. Der hat seine Augen und Ohren überall - Snape zählt auch dazu." erklärte Draco und verdrehte die Augen. "Und Snape hat uns mit Sicherheit schon gesehen, spätestens heute früh in der großen Halle, bei der Ausseinandersetzung mit Pansy." Da hatte Draco nicht ganz unrecht, Snape war meines Erachtens heute morgen in der großen Halle anwesend gewesen. Ich bete, dass er uns nicht verrät. Ich mein, selbst Snape hat doch ein Herz, oder nicht?

"Und was würde deine Mutter dazu sagen?" fragte ich Draco zögerlich. Er starrte irgendwo ins Leere, als er meine Frage hörte erwachte er aus seiner Starre und sah mich liebevoll an. "Meine Mutter war noch nie eine wirklich treue Gefolgin des dunklen Lords. Sie hat ein Herz, ein großes Herz, welches nur so vor Liebe sprüht. Das weiß ich zu gut, sie hat mich stets auf Händen getragen, hat alles für mich riskiert. Sie ist eine wirklich herzensgute Frau." erzählte er mit einem Grinsen im Gesicht. "Sie ist das genaue Gegenteil meines Vaters. Ich glaube, sie würde sich für uns freuen."

"Wenigstens ein gutes hat die Sache." murmelte ich betrübt und kuschelte mich an Dracos Schulter. Liebevoll legte er einen Arm um mich und zog mich enger an sich heran, hauchte mir ein paar Küsse aufs Haare und seufzte wohlig. "Uns wird nichts trennen, Mirabella. Nichtmal mein Vater. Nichtmal der dunkle Lord persönlich." Den letzten Teil des Satzes nuschelte er nurnoch, er war wohl selbst nicht wirklich von seinen Worten überzeugt. "Ich liebe dich Draco." murmelte ich in seinen Umhang und sog seinen angenehmen Duft ein - eine Mischung aus Vanillie und Pfefferminz. "Ich dich auch, meine Süße." antwortete er sanft und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Hand in Hand schlenderten Draco und ich zurück in das Innere des Schlosses. Planlos liefen wir das riesige Gebäude, genoßen einfach die Nähe des anderen. Ab und zu warfen uns die Leute, die uns entgegen kamen, verwirrte Blicke zu, na klar, sie hatten ja auch die kleine Show in der großen Halle gesehen, aber die ignorierte ich einfach. Mir war von Anfang an klar, das hier wird keine einfache Beziehung!

Nachdem ich mich von Draco verabschiedet hatte, ging ich hoch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Was die wohl jetzt von mir halten?, fragte ich mich, als ich vor dem Portät der dicken Dame stand. "Passwort?" fragte sie mich in ihrer nervig hohen Stimme. "Drachenei." murmelte ich etwas abwesend und lief schnell hinter das aufschwingende Gemälde, was den Gemeinschaftsraum freigab. Dort saßen Seamus, Lee und Neville auf dem Boden vor dem Kamin und spielten Zauberschach. 

Als ich mich auf das Sofa hinter sie setzte, drehten sie sich zu mir um und alle außer Lee warfen mir, zu meiner Verwunderung, ein liebes Lächeln zu. Plötzlich stand Lee auf und hielt mir einen Umschlag vor die Nase. "Hier, soll ich dir geben." brummte er und ich nahm ihm den Umschlag aus der Hand. "Dankeschön.. Lee." stotterte ich und stand auf. Ich lief auf den Schlafsaal der Mädchen zu und setzte mich auf mein Bett, jedoch wand ich den Blick nicht von dem dunkelbraunen Umschlag ab. Es stand kein Absender drauf, nur in geschwungener Schrift mein Name. Ich ließ meine Fingerspitzen über die Schrift gleiten, fühlte die Konturen und Züge, die der Schreiber hier hineingelegt hatte. Mit zittrigen Händen öffnete ich den Umschlag und las den Brief gebannt vor :

Liebste Mirabella,
ich kann mir vorstellen, dass du nicht wirklich etwas von mir hören willst, aber ich muss dir einfach schreiben. Es tut mir leid, was ich angerichtet habe. Ich habe dir bestimmt den letzten Funken Glaube an die guten Menschen genommen - ein schrecklicher Fehler meinerseits. Vielleicht wirst du mir diese Entschuldigung nicht abnehmen, falls dies der Fall sein sollte, kann ich dich jedoch verstehen. Ich habe echt Mist gebaut, mache ich zwar oft, aber das hier war was anderes. 

Ich habe von Lee gehört das du jetzt mit Malfoy zusammen bist. Falls das stimmt wünsche ich dir vom ganzen Herzen viel Glück - obwohl es Malfoy ist. Ich hoffe er wird dich glücklich machen und dich nicht verletzen, so wie ich es getan habe. Wir waren vor dem ganzem Mist so gute Freunde. Ich hoffe, dass das irgendwann wieder der Fall sein wird, wenn du bereit dazu bist. Du warst meine beste Freundin und das wird sich niemals ändern. Ich möchte dich aber denoch aufklären, was mein Verhalten ausgelöst hat. Meine Gefühle zu dir waren niemals vorgetäuscht, ich hoffe das weißt du. Das mit Angelina, das war ein Fehler, ich weiß nicht was mich dazu geritten hat. Und dann einen Schlussstrich zu ziehen, erschien mir als die beste Lösung. Ich akzeptiere es, das du dich für Malfoy entschieden hast, vielleicht hat er dir eine Seite von sich gezeigt, die sonst keiner kennt und die garnicht so übel ist.. was ich eher bezweifle. Aber es ist deine Entscheidung, dein Leben. Aber ich habe eine Bitte an dich, meine Liebe : Bitte Mirabella, bitte Mira. Vergib mir. 

In Liebe, dein (ehemaliger) bester Freund George
Mit vielen Lieben Grüßen von Molly, Arthur, Fred, Ron und Ginny

Eine Träne tropfte mir auf den Brief und die Tinte verwischte an der Stelle leicht. "Oh George.." hauchte ich und drückte mir das Papier an die Brust. Er hatte sich wirklich bei mir entschuldigt. Und ich hätte es niemals für möglich gehalten, das jemand so viel Liebe in ein Blatt Pergament stecken kann. Ein tiefes Seufzen verließ meine Kehle und ich streckte mich auf dem Bett lang, das Papier immernoch ans Herz gedrückt. "Ich vergebe dir."

Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔Where stories live. Discover now