Chapter 58

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Zwei Wochen später

Die letzten Tage waren der Horror für mich. Ich hasste mich selber für das, was ich auf der Hochzeit getan habe. Ich wollte das immer mit jemandem machen, der mir viel bedeutete und dem ich viel bedeutete. Kendall war mir schon wichtig. Sehr, sehr wichtig sogar. Aber ich war ihm bestimmt nicht so wichtig, wie er meinte. Und genau an ihn hatte ich meine Jungfräulichkeit verloren.

Ich hasste mich dafür, dass ich mich drauf eingelassen habe. Aber er hat mir so schöne Dinge gesagt, die er bestimmt nicht ernst gemeint hat. Ich hätte ihn auch genauso gut wegschubsen können. Nicht, dass ich es nicht gewollt oder es mir nicht gefallen hätte. Aber auf der Hochzeit unserer Eltern im Gartenhaus, während um die 60 Gäste im Haus feierten? So hatte ich mir mein erstes Mal nun wirklich nicht vorgestellt. Gott, wenn ich das jemandem erzähle, nahm man mich doch nicht mehr für voll.

Die folgende zwei Wochen nach diesem Ereignis ignorierte ich Kendall. Ich konnte ihn nicht anschauen, geschweige denn in die Augen gucken, ohne an dieses Ereignis zurückdenken zu müssen. Ich verschanzte mich in meinem Zimmer und kam nur noch selten - hauptsächlich zum Essen - raus.

Ich war so unglaublich froh, dass ich endlich mein Abi in der Tasche hatte und Kendall nicht mehr in der Schule sehen musste. Ich hatte mich für die Uni bereits eingeschrieben und gammelte jetzt zu Hause rum, bis mein Semester endlich anfing.

Es war der erste Montagmorgen in den Ferien. Keiner außer Kendall, Austin und mir war zu Hause. Dad und Viola waren arbeiten, die Zwillinge waren verreist und Cole besuchte Zoey. Die beiden waren zwar noch nicht zusammen, aber das dauerte bestimmt nicht mehr lange. Sie waren einfach total ineinander verliebt.

Ich stand auf und ging runter in die Küche zum Frühstücken. Oder Mittagessen. Je nachdem, wie man es nennen wollte, wenn man um 12:13 Uhr aufstand und etwas aß. Ich holte mir eine Schüssel aus dem Schrank und füllte sie mit Schokomüsli. Gott, ich liebte das Zeug einfach.

"Guten Morgen, Lou.", begrüßte mich ein zu gut gelaunter Austin. Ich sah ihn skeptisch an. "Stimmt ja, du bist ein ja Morgenmuffel." "Warum bist du schon so fröhlich?" "Chris und ich fahren nachher nach Köln und schauen uns Wohnungen an." Das hatte ich völlig vergessen. "Ach ja. Dann viel Spaß und Erfolg.", murmelte ich unmotiviert.

"Was ist los mit dir, Lou? Du bist seit der Hochzeit so in dich gekehrt." Sollte ich ihm wirklich davon erzählen? Ich konnte mit Austin über alles reden. Er war immerhin mein bester Freund. "Ich hatte auf der Hochzeit Sex im Gartenhaus.", sagte ich gerade heraus und blickte dabei beschämt auf mein Müsli, das mir plötzlich verdammt interessant erschien.

Nach außen hin sah es vielleicht so aus, als wäre ich desinteressiert oder unbeeindruckt. Aber innerlich sah es ganz anders aus. Mein Kopf explodierte fast vor lauter Gedanken. 'Hatte er es wirklich so gemeint, was er mir gesagt hatte?' - 'War es für ihn genauso wie für mich?' - 'Mochte er mich oder war das nur eine einmalige Sache für ihn?' All diese Fragen und noch tausend mehr schwirrten mir im Kopf herum. Keinen einzigen Tag gab es mehr, an dem er nicht in meinen Gedanken war. Und das schon länger, als mir lieb war.

Austin schaute mich mit geweiteten Augen und offenem Mund an. "Sex?" Ich nickte. "Im Gartenhaus?" Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. "Ja, ich weiß. Ich hatte mir mein erstes Mal auch nicht so vorgestellt. Nur ist es einfach passiert." "Mir wem?" Also wenn ich vorher schon nicht rot wie eine Tomate gewesen war, dann spätestens jetzt.

Wenn man vom Teufel sprach. Genau in diesem Augenblick kam Kendall in die Küche. Ich sah schnell zu ihm hin und dann wieder zu Austin. Seine Augen weiteten sich noch mehr. "No way! Are you fuckin' serious right now?!" War ich denn so leicht zu durchschauen? Ein kurzer nichtssagender Blick und er wusste, was Sache war? "Das nehme ich als ja."

Another Bad Boy StoryWhere stories live. Discover now