Das Winterfest - Teil 2

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Ich würde sie umbringen! Ich würde sie eigenhändig erwürgen, alle beide! Schon unterwegs hatte ich ein ungutes Gefühl gehabt und jetzt waren meine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. Wir standen alleine in einem ominösen Teil irgendeines Waldes, es war längst dunkel, den Schneewehen nach zu urteilen war ein heftiger Sturm im Anmarsch und keine Unterkunft in Sicht. So hatte ich mir meinen ersten Abend auf Schloss Silbermeer nicht vorgestellt.

Auf dem Gesicht meiner Cousine breitete sich wachsende Panik aus.

„Was heißt das, du weißt nicht, wo wir sind? Du musst doch wissen, in welchen Teil dieses Waldes du uns schickst!" Meine sonst so furchtlose Cousine funkelte Aleksander wütend an.

Dieser hob abwehrend die Hände. „Es war die richtige Richtung! Ich kann mir selbst nicht erklären, wieso wir noch nicht angekommen sind."

Ich bemühte mich, meinen Ärger hinunterzuschlucken und wickelte meinen Mantel enger um mich, bevor ich das Wort an die beiden richtete.

„Wir müssen einen Unterschlupf für die Nacht finden. Ein Sturm zieht auf." Wie auf Kommando wehte es Aleksander die Kapuze vom Kopf.

„Wir könnten auch einfach zurückgehen." Raven warf einen Blick auf die Richtung, aus der wir gekommen waren.

Ich schüttelte den Kopf. „Das halte ich für keine gute Idee. Es ist schon längst dunkel, unsere Spuren verweht und es hat weiter abgekühlt. Wir würden nie zurückfinden."

„Wir werden warten müssen, bis sich der Wind gelegt hat, bevor wir morgen versuchen können, einen Weg zurückzufinden." Auch Aleksander schien nervös geworden zu sein, er war längst nicht mehr so selbstsicher wie noch vor ein paar Stunden.

„Wo sollen wir hier einen Unterschlupf finden? Ich sehe nichts als Bäume!" Raven schwenkte ihre Lampe, die ringsum die kargen Stämme beleuchtete.

Ich machte ein paar Schritte weiter in den Wald hinein. „Wir müssen in Bewegung bleiben. Und lass um Himmels Willen die Lampe nicht aus den Augen!" Ein Blick zurück verriet mir, dass Raven und Aleksander mir folgten.

Eine Weile lang stapften wir durch den Schnee, immer schwerer vorankommend. Aleksander schienen die lustigen Kommentare ausgegangen zu sein und meine Cousine war auch still geworden.

„Wir werden hier noch sterben!"

Ich drehte mich zu einer verfroren wirkenden Raven um. Mittlerweile konnte ich nicht einmal mehr etwas dagegen sagen – es sah wirklich nicht gut aus für uns. Die eisige Luft stach beim Einatmen in der Nase, meine Zehen spürte ich schon seit geraumer Weile nicht mehr und meine Schritte wurden immer schwerfälliger. Wenn wir nicht bald einen Unterschlupf fanden, war es aus. Ich ließ den Blick über die dunklen Schatten zwischen den Bäumen schweifen, die Augen gegen den scharfen Wind zusammengekniffen.

„Stopp!" Raven taumelte an meine Seite, als ich plötzlich stehen blieb und auf einen dunklen Umriss hinter den Baumstämmen zeigte. „Das könnte eine Höhle sein!"

Bei meinen Worten kam wieder Leben in die beiden und zusammen stapften wir in Richtung der Steinformation, die ich vorhin gesehen hatte. Je näher wir kamen, desto schneller wurden wir. Als das Licht der Lampe tatsächlich auf einen Höhleneingang fiel, hätte ich vor Freude am liebsten losgeheult. Alexsander und Raven schien es ähnlich zu gehen. Sobald wir unter dem großen Felsen, der von mehreren kleinen gestützt wurde, hindurchgegangen waren, hörte der Wind auf, um unsere Ohren zu pfeifen.

„Ich dachte schon, man könnte uns in ein paar Tagen als Eisskulpturen bergen!" Raven ließ sich erleichtert an die erdige Wand sinken, die Arme um den Oberkörper geschlungen. Ich hob die Gaslampe vom Boden auf und machte ein paar Schritte tiefer in die Höhle hinein, bis ein großer Fels den Weg versperrte. Die Wände waren teilweise mit Erde bedeckt und der Boden war hier, weiter hinten, staubig, aber trocken.

Die Chroniken von Silber und GoldUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum