Bandenritual

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Nach knapp einer Dreiviertelstunde saßen alle am Heck und aßen Abendbrot. Nachdem sie den Tisch abgeräumt hatten, verschwand Sammy kurz unter Deck. Nur wenige Sekunden später war er zurück. In den Händen hielt er das lateinische Buch mit den Sternbildern.
Mit einem feierlichen Gesicht verkündete er: „Sista Siska, es wird höchste Zeit, dass du Mitglied der legendären, wunderseebärigen Alpha Cru wirst.“ Mit viel Tam-Tam überreichte er Siska das Buch. Ehrfürchtig nahm diese es entgegen und sagte: „Ich danke dir, oh Drache.“ Sammy gefiel es offenbar sehr, dass Siska soviel Ehrerbietung entgegenbrachte.

Siska schloss die Augen und blätterte in dem Buch. Da Sammy sie bereits auf der Autofahrt bereits in das Ritual eingeweiht hatte, wusste sie genau, was sie tun musste. Außerdem hatte sie ein großartiges Gedächtnis.
Gerade schlug sie eine Seite auf und sagte: „Hier ist es! Ich kann es fühlen. Hier steht mein Bandenname.“ Sie öffnete die Augen und die Crew schaute ebenfalls auf die Seite.

Doch was sie dann sahen, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Auf der Seite stand ein Sternbild, welches zuerst harmlos klang, doch im Nu wurde es gefährlich.

Orion.

Alea konnte es nicht fassen. Wieso wählte das Schicksal einen solchen Namen aus? Siska war blass geworden. Mit zitternder Stimme wandte sie sich an Ben. „Wa- Was bedeutet das? Was ist die Bedeutung dieses Namens?“

Ben sah ebenfalls sehr geschockt aus, dennoch antwortete er Siska: „Orion ist das Sternbild des Jägers. Orion war ein Halbgott, er wurde durch den Stich eines Skorpions getötet. Zeus versetzte die beiden als Sternbilder an den Himmel, wo sie seither gegeneinander kämpfen.

„Ich würde dich jetzt so gerne richtig in der Alpha Cru willkommen heißen, Sista Siska, aber gerade glüht mein Drachenherz so sehr, dass ich es erst abkühlen muss", sagte Sammy kleinlaut.
Doch dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund und breitete überschwänglich die Arme aus: „Herzlich Willkommen in der Alpha Cru, Siska Orion.“ Die anderen schauten ihn verwundert an.

„Nawas denn“, protestierte Sammy, „das Schicksal hat entschieden, daran können wir nichts ändern.“ „Außerdem nützt es der Welt nichts, wenn wir, und vor allem ich, jetzt Trübsal blasen. Oder habt ihr vergessen, was die Talassiopa gesagt hat?“

Alea runzelte die Stirn. Sammy hatte Recht. Die Talassiopa hatte gesagt, dass Sammys Sprüche noch sehr wichtig für die Welt werden würden. Doch mit dem Gedanken an die Talassiopa, kam auch die Erinnerung an die schreckliche Vision vom Ende der Welt zurück. Sie erschauderte bei dieser Erinnerung. Jedoch nur für einen Moment, denn gleich darauf schaltete sich der Elvarion-Modus ein und verdrängte alle unliebsamen Gedanken.

Lennox räusperte sich vernehmlich: „Ich denke wir sollten heute alle früh schlafen gehen. Morgen ist der große Tag. Das Konzert findet um sechzehn Uhr statt.“ An Siska gewandt fügte er hinzu: „Du kannst auf dem anderen Sofa im Salon schlafen.“

Alle stimmten ihm zu und verschwanden unter Deck. Nur Ben blieb noch oben. Er wollte noch eine Weile die Sterne beobachten.
Alea fiel auf ihr Bett und schloss die Augen.
Sie wusste nicht, ob sie schlafen konnte, ihre Aufregung war viel zu groß. „Gute Nacht“, hörte sie Tess noch von oben murmeln, doch sie konnte ihr nicht mehr antworten, denn da war sie schon eingeschlafen.

Mein Alea Aquarius 9  Der Gesang der WaleWhere stories live. Discover now