Lafora

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Der magische Tunnel führte sie in rasender Geschwindigkeit an den unterschiedlichsten Landschaften vorbei. Lennox musste Orion nun allein festhalten, doch dies war offenbar kein Problem. Siska, Ben, Tess und Sammy waren erneut von den grünen, glitzernden Blasen eingehüllt.
Diese verhinderten, dass sie in Berührung mit dem Wasser kamen und versorgten sie mit Luft.

Staunend blickte Thea sich um. „Wo sind wir hier? Was ist das?“, gebärdete sie in Aleas Richtung.

Bereitwillig erklärte sie: „Die Muschel war ein Geschenk der Talassiopa. Der Tunnel wird uns direkt ins Herz des Ozeans führen. Dort wartet die mächtigste Lafora, Grarmathacht, sie wird Orion richten.“

Den Namen der Lafora buchstabierte sie.
Orions Miene bestand aus Furcht und Entsetzen. Erneut versuchte er sich loszumachen, doch Lennox' Griff konnte er nicht entkommen.

Thea blickte sich immer noch um und Alea konnte ahnen, was sie dachte. Es war wie im Traum.
Auch Cassaras hatte keine Chance, seine Faszination zu verbergen.
Nach einigen Augenblicken landeten sie im Herz des Ozeans, wo sie bereits erwartet wurden.

Grarmathacht hatte offenbar schon alles vorbereitet. Auf dem Boden befanden sich zwei leuchtende, blaue Kreise.

Die Lafora begann zu sprechen: „Seid gegrüßt. Von der Talassiopa erfuhr ich, dass euer Vorhaben gelungen ist. Das Ritual kann beginnen.“
Sie wandte sich an Orion: „Aquilius Orion, Sohn der Jorun Orion und des Finnoliold, du bist hier um für mehrere Verbrechen gerichtet zu werden.“

In Orions Augen war die Furcht zu erkennen und Alea konzentrierte sich auf sein Stimmungsspiel. Es war das erste Mal , dass sie es sehen konnte.

Vorherrschend waren ein orangener Strudel und die gelbe, zackenartige Angst. Auch der Strudel zeichnete dies ab. Jedoch konnte Alea, ganz klein und unscheinbar, gut verborgen, noch etwas erkennen.

Zarte, rot-gold schillernde Wellen. Liebe. Dieses Gefühl konnte Alea mittlerweile am Besten erkennen. Doch sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Grarmathacht fuhr fort: „Aquilius, du hast viele Verbrechen begangen, bei denen unzählige Menschen und Magische leiden mussten.
Du bist in die heilige Schatzkammer der Nixen eingedrungen und hast eine wertvolle Muschel gestohlen.
Du hast zwei Dutzend stolze Darkoner zu deinen Sklaven gemacht und einen Virus ausgesetzt, der fast alle Meermenschen getötet hat.

Desweiteren hast du die Elvarion der letzten Generation sowie ihre Freunde gegen dich ausgespielt und sie mit Gewalt leiden lassen. Wiederholt hast du Gretzerteams organisiert und dir durch das Müllabladen großen Reichtum verschafft. Außerdem hast du ein Mittel gegen Magische entwickelt und planst, sie mit einem Virus auszulöschen.“

Orions Miene zeigte keine Regung. Scheinbar fand er es zwecklos jetzt noch zu widersprechen. Grarmathacht erhob erneut die Stimme: „Und nun schwimm in den rechten Kreis Aquilius.“

Augenblicklich gebärdete Orion sich wie wild und versuchte erneut zu flüchten, doch Lennox umklammerte ihn weiterhin.

Dann zog er ihn grob in Richtung der Lafora. Offenbar war dies sehr schmerzhaft, denn Orion unterdrückte wohl einen Schmerzenslaut. Lennox interessierte das jedoch nicht. Er schleuderte den Doktor beinahe in den Kreis. Orion fiel zu Boden, rappelte sich allerdings gleich darauf wieder auf und versuchte, aus dem Kreis auszubrechen. Doch er prallte ab, als würde er gegen eine unsichtbare Wand laufen.
Er war gefangen!

„Wer möchte das Ritual mit ihm durchführen?“, erkundigte sich die Lafora.

Alea meldete sich zu Wort. „Ich würde es gerne tun. Aber kann ich es mit Lennox zusammen machen?“

Die anderen blickten sie überrascht an. Die Augen der Lafora ruhten auf ihr. „Nun, das könnten dann zwar viele Emotionen auf einmal sein, da ihr beide eure eigene Geschichte mit ihm habt, aber ich sehe sonst keinen Grund, der dagegen spricht.“

Zusammen mit Lennox schwamm Alea in den zweiten Kreis. „Was müssen wir tun?“, fragte Lennox.

„Lasst einfach all eure Gefühle zu. Ihr werdet eure Erlebnisse mit Aquilius sehen. Es wird zwar nur einige Sekunden dauern, aber ihr könnt trotzdem gründlich darüber nachdenken, wie ihr euch dabei gefühlt habt. Seid ihr bereit?“

Alea nickte und Lennox nahm ihre Hand. Während sie ihre Augen schloss, bereitete sie sich darauf vor, was jetzt kommen würde. Das Wasser um sie herum begann leicht zu brodeln. Da zuckten Bilder vor ihrem geistigen Auge vorbei.
All ihre Erlebnisse mit Orion. Wie die Lafora gesagt hatte, ließ Alea alle Gefühle zu.

Sie spürte alle Emotionen in sich hochsteigen, die sie mit all diesen Situationen in Verbindung brachte. Wut, Hass, Angst, Trauer.

Nach wenigen Sekunden war es vorbei. Alea öffnete die Augen. Lennox hielt noch immer ihre Hand. „Ihr könnt den Kreis jetzt verlassen.“  Sie schwammen heraus und auch die anderen kamen neugierig näher.

Sie blickten Orion an und erwarteten eine Reaktion. Die Kreise hatten sich mittlerweile aufgelöst.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ins Leere. Er hatte sich die Hand vor den Mund gepresst. „W... was habe ich nur getan?“, stammelte er.

Ben übernahm das Reden. „Ich denke, wir sollten zur Crucis zurückkehren.“
Alle stimmten zu und Alea wandte sich nocheinmal an Grarmathacht. „Vielen Dank. Sie haben uns einen großen Gefallen getan.“

„Gern geschehen. Wie mir die Talassiopa mitteilte, werden wir uns schon bald wiedersehen.“

Alea kam nicht dazu, über diese Worte nachzudenken, denn die anderen hatten erneut einen Kreis um Orion gebildet.
Sie schloss sich ihnen an und dachte an ihr Ziel: die Crucis.

Schon teleportierte sie die Obsidianmuschel zurück.

Mein Alea Aquarius 9  Der Gesang der WaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt