Gescheitert

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Wie erbärmlich! Wieso hatte er nichts gemerkt, wie konnte das bloß passieren? Orion hielt ihn fest umklammert, sodass Lennox sich nicht wegbewegen konnte. Sprechen konnte er aufgrund von Orions Hand ebenfalls nicht.

„Du dachtest wohl, du kannst einfach so türmen, mein Lieber. Mittlerweile solltest du doch wissen, dass mir niemand entkommt, Lennox!", säuselte der Doktor.

Allerdings konnte Lennox unterdrückte Wut in der Stimme seines Feindes ausmachen. Er fragte sich, welche Konsequenzen dieser Zorn über seinen Fluchtversuch für ihn haben würde. Was musste er wohl als Preis erleiden?

Es fühlte sich an, als hätte er schon längst hingenommen, dass er gescheitert war. Vielleicht sollte er es auch einfach hinnehmen, dass er nichts tun konnte. Das Adrenalin, welches ihn vor einigen Minuten noch durchströmt hatte, war mittlerweile vollends verschwunden und Verzweiflung stieg in ihm hoch. Wieso nur? Wieso passierte das alles?

Aber...wenn er jetzt die Hoffnung verlor, wäre alles umsonst gewesen. Der Verlust der Alpha Cru, seiner Alea, einfach alles. Wenn er nicht mehr kämpfte, wer sollte es dann tun? Wie sollte er seiner Yavani, Nelani, Ben, Tess, Sammy, den Magischen und den Meermenschen jemals wieder in die Augen sehen, wenn er sich brechen ließ. Was wäre er dann noch mehr als ein erloschener Stern, besiegt, machtlos und unbedeutend in einer grausamen Welt? Er musste anderen mit seinem Licht Hoffnung schenken, sonst war wirklich alles verloren.

„Du weißt sicher, dass ich solche Fluchtversuche nicht einfach dulden kann. Ich hoffe du wirst sowas dummes nicht nochmal tun.", sagte Orion bedauernd.

Lennox aktivierte langsam jeden Muskel in seinem Körper, bereitete sich auf einen schnellen Angriff vor. Seine Gegner waren zahlenmäßig überlegen, auch wenn die anderen Darkoner bisher nirgends zu sehen waren. Er selbst hingegen konnte seine Arme nicht benutzen und zu allem Überfluss waren Jinx und Orion nicht ansatzweise schlechten Kämpfer. Lennox' Chancen standen schlecht.

Aber egal.

Er trat mit seiner geballten Kraft nach hinten und spürte, wie er auf einen Widerstand traf. Es fühlte sich unglaublich gut an, als der Doktor stürzte und für einen Moment derjenige war, der zu Lennox empor blicken musste.

Im nächsten Moment stürzte sich Jinx auf ihn und griff mit einer Kombination aus Tritten und Schlägen an. Lennox hatte kaum Schwierigkeiten, ihm auszuweichen, doch es war schwierig, ohne Hände anzugreifen. Tritte allein konnten gegen kampferprobte Gegner nichts ausrichten, zudem waren die Darkoner in der Nähe und Lennox ziemlich ausgelaugt.

Trotzdem ließ er sich nicht unterkriegen, sein Willen verlieh ihm Kraft und er sprang flink um seine Gegner herum.

Orion rappelte sich indessen wieder auf und schrie:

„Darkoner, hierher!"

Sein eiserner Befehlston würde die Männer sofort zu dem Kampfplatz zwingen, Lennox musste sich beeilen!

Er beförderte den Doktor wieder auf den Boden, musste dafür allerdings einen Schlag in die Seite von Jinx einstecken. Der Kampfesrausch erfasste den Oblivion und zugleich schlug sein Fluchtinstinkt zu. Ein Zweikampf gegen die größten Verbrecher dieser Zeit war vielleicht noch schaffbar - auch wenn es so formuliert etwas unrealistisch klang -, gegen eine Darkonerarmee allerdings würde er alleine nicht bestehen können.

Andererseits... Er dachte an eine Person aus seinem Straßenleben. Nicht einmal Alea hatte er von ihm erzählt, schließlich hatte Lennox es damals geschworen. Diese Person hatte niemals aufgegeben, egal wie vielen Gegnern er auch gegenübergestanden hatte und immer unerbittlich weitergekämpft.

Korsika - Hölle des Kriegers des VergessensWhere stories live. Discover now