Leid des gefallenen Kriegers

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Außerhalb des Schuppens waren Schritte zu hören und leise Gespräche. Lennox kniete in den Schatten und bemühte sich, Kraft für die nächste Begegnung mit dem Doktor und seinen Handlangern zu sammeln. Seine Augen waren noch verbunden, allerdings hätte er in dem dunklen Raum auch so kaum etwas erkennen können. Es schien beinahe, als wäre die schäbige Matratze noch härter, die Luft noch kälter und als wären die Handschellen noch enger geworden.

Der Oblivion zitterte. Nicht unbedingt, weil er Angst hatte. Er wusste ganz genau, dass er sich niemals von seiner Furcht überwältigen lassen durfte. Doch Lennox fror so stark, dass er nichts gegen das Beben tun konnte. Seine Kleidung war zerrissen, teilweise feucht, trotz der stabilen Wände, die kein Licht hineinließen, herrschte eine eiserne Temperatur im Schuppen und zu allem Überfluss verlangte sein Körper mal wieder nach Wasser und Nahrung.

Die Zeit, in der er in Ruhe gelassen wurde, kam ihm unfassbar kurz vor, allerdings hatte er weitaus andere Sorgen, als er den Laut der sich öffnenden Tür vernahm. Die nagende Verzweiflung und das Wissen darüber, dass er sich nicht würde wehren können, sich vollkommen in der Hand des Feindes befand, versetzten seinen Geist in einen merkwürdigen Zustand der Leere. Als hätte jemand die Farben vom einem Gemälde entfernt und alles wäre nur noch in tristen Grautönen zu sehen, so waren auch seine Gefühle bloß ein grauer Schleier, der im Sturm seiner Gedanken immer wieder verflog und sich neu bildete um die Wahrheit zu verdecken. Lennox begrüßte diese Gleichgültigkeit, ihm war allerdings bewusst, dass sie kein Dauerzustand sein konnte. Denn ein Dasein ohne Gefühle hätte keinen Sinn, wofür sollte man kämpfen, wenn man nichts empfand?

Der Wind fegte durch die geöffnete Tür und blies Lennox hart ins Gesicht. Er hörte ein wehmütiges Seufzen, dann trat die Person auf ihn zu und urplötzlich spürte Lennox eine Hand, die ihm durch's Haar fuhr, sodass er zurückschreckte und seinen Unmut in Form eines wütenden Zischens zur Geltung brachte.

„Verzeih.", hörte er Zeirus Stimme und die Handschellen lösten sich.

Nun war die Zeit also gekommen. Der Darkonerchef zog Lennox auf die Füße, nahm die Augenbinde allerdings nicht ab. Er machte jedoch auch keine Anstalten, ihm wieder Fesseln anzulegen, was den Oblivion äußerst überraschte. Im nächsten Moment spürte er aber die starken Hände mehrerer Darkoner, die ihn vorwärtsschoben. Lennox sträubte sich aus purem Überlebensinstinkt gegen ihre Griffe. Nicht dass er eine Chance hätte. Sie waren zu stark und er momentan zu schwach. Diese Schwäche hasste Lennox über alles, denn als Krieger sollte er doch schließlich stark sein!

Lennox vernahm die Laute des erwachenden Lagers, dann das Geräusch einer Tür, bevor nur noch ein leises Blubbern und Dröhnen, wie von Maschinen, zu hören war. Ganz die Geräusche, wie sie in einem Labor üblich waren.

„Das hat aber lange gedauert!", erklang da auch schon die ärgerliche Stimme von Doktor Orion.

Dann trat jemand Lennox so gegen den Knöchel, dass er auf die Knie fiel. Im nächsten Moment riss ihm jemand die Augenbinde von Kopf und der Krieger blickte zu einem schmunzelnden Orion empor, der offenbar sehr großen Gefallen daran fand, dass Lennox vor ihm knien musste. Der Oblivion hingegen fühlte das genaue Gegenteil und legte dies in einen hasserfüllten Blick, ließ sich jedoch nicht von der Wut lenken, um sich nicht in eine noch schlimmere Situation zu bringen.

„Was gibt's denn jetzt schon wieder? Ist euch so langweilig, dass ihr nichts besseres zu tun habt, als mich zu nerven oder ist euer Niveau einfach so niedrig, dass ihr euch als Könige aufspielen müsst, um zu überspielen, wie schwach ihr wirklich seid?", sagte er an Orion und Jinx gerichtet.

Letzterer war soeben neben Orion getreten. Deeskalierend und kontrolliert war anders... Aber sollten die zwei Verbrecher doch ruhig wissen, was er von ihnen hielt!

Korsika - Hölle des Kriegers des VergessensWhere stories live. Discover now