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3| Hauptrolle im Drama

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Gott sei Dank ist Jones mit seinem alten Wagen gekommen. Es regnet nämlich immer noch in Strömen und ich habe keine Ahnung was ich mit meinem Koffer gemacht hätte. Gerade fällt mir auf, dass ich überhaupt noch nie bei Jones in der Wohnung war und auch so keine Ahnung habe, wo sie sich überhaupt befindet. Aber da wir auf die gleiche Universität gehen, wird es wohl nicht allzu weit weg sein.

Man hört den Regen aufs Dach prasseln und ich habe schnell herausgefunden, dass ich dieses Geräusch verabscheue. Es hört sich so an, als würde etwas auf mich einschlagen. Und genauso fühle ich mich auch. Als würde alles und nichts auf mich draufschlagen.

Kara und ich haben in der Nähe der U-Bahn gewohnt, wir sind dann immer mit der Bahn zum College gefahren und jetzt, wo ich mir sicher bin, dass es kein wir mehr geben wird, weiß ich ganz ehrlich nicht wie ich jeden Morgen zu meinen Kursen kommen soll. Aber gut, dafür findet sich sicher auch eine Lösung.

Ich habe meinen Ellenbogen auf dem Fensterbrett und meinen Kopf auf meinen Arm gelehnt, während ich aus dem Fenster gucke. Ich kenne diesen Weg, auch wenn ich nicht alles erkenne durch den vielen Regen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir gleich an der Universität vorbeikommen werden.

Als mein Lieblingslied im Radio erklingt, drehe ich die Musik fast auf volle Lautstärke. Jones sieht mich etwas entsetzt an, aber das ist jetzt genau das, was ich brauche.

Komisch, Jones hält auf dem Parkplatz vor dem College und steigt aus. "Was machen wir?", frage ich und steige ebenfalls aus. Er hat den Kofferraum aufgemacht und meinen Koffer herausgeholt.

"Dir ist aber schon bewusst, dass sich die meisten Studentenwohnungen am Campus befinden, oder?", fragt er lachend nach. Das ist nicht sein Ernst. Ich wollte nie zu den Leuten gehören, die hier wohnen. Ich will mich nicht in einem Drama befinden, in dem ich die Hauptrolle spiele. Obwohl ich mittlerweile schätze, dass es schon längst so weit ist.

"Oh", ist das einzige, was ich dazu sage. Denn ehrlich, im inneren kann ich mich gerne darüber aufregen, aber Jones ist meine Rettung und ihn jetzt deswegen doof anzumachen, wäre einfach überhaupt nicht fair. Abgesehen davon, habe ich ja nicht vor, lange bei ihm zu bleiben.

Er war schon immer ein Gentleman, weshalb er jetzt auch meinen Koffer zieht. Ich gehe neben ihm her und freue mich jetzt schon, duschen gehen zu können und mir etwas Anderes anzuziehen. Ich bin nämlich immer noch klitschnass und der Stoff meiner Röhrenjeans scheuert zwischen meinen Beinen.

Wir gehen an den Wiesen vor dem Campus vorbei zu einem Hof und dann in ein Gebäude. Jones hat ebenfalls nicht erwähnt, dass sich seine 'WG' im dritten Stock befindet und es keinen Aufzug gibt.

"Wieso tust du dir so etwas an?", frage ich ihn außer Atem. Ich war noch nie ein wirklich sportlicher Mensch, wollte aber schon längst wieder mit dem Laufen anfangen.

"Meinst du jetzt die paar Stufen, die wir hochgegangen sind?", will er grinsend wissen. Ich verdrehe die Augen. "Du solltest dich damit zufriedengeben, schließlich nehme ich dich hier auf."

Ich seufze. "Stimmt auch schon wieder." Irgendwie ist mir die Situation peinlich. Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf. Ich kann nie gut mit peinlichen Situationen umgehen.

"Das muss dir nicht peinlich sein, Eve." Endlich schließt er die Tür auf und geht hinein. Ich folge ihm mal wieder dümmlich.

"Verfickte Scheiße!", höre ich jemanden fluchen.

"Max, präziser Sprachgebrauch!"

Okay. Keep cool, Evelyn. Das ist eine WG, was erwarte ich?

"Also Leute, das hier ist Evelyn, meine Cousine und sie bleibt für ein paar Tage", stellt Jones mich vor. Die drei Leute, die sich in der Küche befinden drehen sich zu uns um.

FREAKSWhere stories live. Discover now