Kunst

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Brad wollte mir nicht verraten, wohin er mit fuhr, "lass dich Überraschen, Angelina."
Schmollend lehnte ich mich zurück und blickte aus dem Fenster, die Stadt war hell erleuchtet und überall tummelten sich Menschen auf den Straßen.

"Angelina?"
Erst jetzt bemerkte ich, dass das Auto zum stehen gekommen war.
"Sind wir da?"
Lächelnd nickte Brad, "ja, ich parke kurz das Auto, bin gleich bei dir."
Als ich ihm hinterher sah, viel mit auf einmal eine Person im Augenwinkel auf, es war Benjamin.
Grade, als ich weg schauen wollte, traf sein Blick meinen, ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Kurz überlegte ich rüber zu gehen, doch da sah ich Brad schon auf mich zu eilen, "okay, wir können."
Er griff nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen, als wir Hand in Hand die geschwungene Treppe hoch liefen, blickte ich noch einmal zurück zu Benjamin, sein Lächeln war verschwunden, stattdessen blickte er mir nun mit einem eisigen Gesichtsausdruck hinter her.

Erst, als wir die Eingangshalle betraten, würde mir klar, wo wir waren, dies war ein Kunstmuseum.
"Gefällt es dir?"
"Ja, es ist toll."
Mein Blick glitt über die Gemälde an der Wand, über die großen Kronleuchter und schweren Teppiche.
"Es ist unglaublich."
"Komm mit", Brad hatte meine Hand nicht los gelassen und zog mich hinter sich her.
Er zeigte einem Sicherheitsmann zwei Karten, dann betraten wir den ersten Ausstellungsraum.
Er war riesig und wirkte unglaublich edel, der Boden war weiß mit einer Mamormaserung und die Wände waren in einem zarten Flieder gehalten.
"Wow."
Der Raum haute mich fast um, ein solchen Prunk war ich nicht gewöhnt, dennoch war es berauschend, die Luft roch leicht nach Farbe und altem Holz, ein leises Geflüster lag in der Luft und auf den Bildern tummelten sich Gestalten im Barockstil.
"Hier hängen eher alte Bilder", langsam durchquerten wir den Raum, "heute geht es hauptsächlich um die neueren Werke, die im hinteren Teil ausgestellt sind, sie sind von Künstlern in etwa unserem Alter, Nachwuchsmaler, ich dachte, das wäre vielleicht was für dich."
"Ja, das ist wirklich, wow, Danke."
Ich umarmte ihn kurz, "das ist toll, wirklich."
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, das ganze wirkte einfach so unwirklich.
Wir durchquerten noch vier weitere Räume, dann standen wir in dem wohl größten von allen.
In der Mitte stand eine große Bühne und um sie hatte sich schon eine Menschenmenge gescharrt.
Grade, als wir den Raum betraten, schritt eine Frau mit kurzem grauen Bob nach vorne zur Bühne.

"Sehr geehrte Gäste, das House of Arts freut sich, sie so zahlreich begrüßen zu können. Auch in diesem Jahr freuen wir uns, den Abend der jungen Künstler ausrichten zu können. Geleitet wird dieser heute von Benjamin White."
Freudestrahlend klatschte sie in die Hände, während ich sah wir Brad sich neben mir anspannte, "der hat mir grade noch gefehlt."
"Hey," vorsichtig nahm ich seine Hand, "was ist denn?"
"Nichts, ist schon gut", beschwichtigend hob er die Hände, "er ist mir einfach unsympathisch, weißt du. Ich mag ihn nicht."
"Aber lass ihn doch nicht deine Laune beeinflussen."
Grade, als ich noch etwas sagen wollte, erklang hinter uns Applaus, anscheinend war Benjamins Rede vorbei und die Ausstellung wurde eröffnet.
"Komm", Brad lächelte mich an, "lass uns die Ausstellung ansehen."
Ich nickte und nahm seine Hand, dann gingen wir zusammen in die Räume, die für die Ausstellung vorgesehen waren.
Zusammen betrachteten wir die Werke, vieles war wirklich schön und Brad entspannte sich wieder, von Benjamin war keine Spur zu sehen.
Erst als wir das Museum verließen, sahen wir ihn die Treppe vom VIP Bereich runter kommen.
Brad griff erneut nach meiner Hand und zog mich ohne ein Wort an ihm vorbei.
Als ich in Benjamins Gesicht blickte, wollte ich erst was sagen, doch sein wütender Blick hielt mich davon ab.

Am nächsten Morgen fiel Kunst aus.
"Das ist das einzig positive heute", Brad stellte sich neben mich und sah mich an, "abgesehen von dir natürlich". Unsicher strich ich mir eine Locke aus dem Gesicht, "ach was".
"Ach doch. Wollen wir frühstücken gehen?"
"Ja, klar, können wir machen."
Zusammen schlenderten wir in die Mensa und holten uns etwas zu essen.
"Also, Angelina, was machst du heute noch so?"
"Naja, nachher habe ich noch eine Germanistiklesung, aber sonst nichts, wieso?"
"Ich könnte dich ja von der Lesung abholen, wenn du möchtest."
"Gerne, was machen wir dann?"
"Keine Ahnung, lass das nachher besprechen ja? Ich muss zu Anglistik."
"Natürlich, machs gut."
Er nickte mir noch einmal zu, dann verschwand er in den Gängen.

"Angelina, huhu."
Als ich mich umblickte, entdeckte ich Sabrina, die mir zu verstehen gab, mich zu ihr zu setzen.
"Hey", dankbar, nicht alleine sitzen zu müssen, umarmte ich sie.
"Na wie geht es dir?", lachend setzte sie sich hin legte die Füße hoch.
"Ach ja, ganz gut und dir?"
"Ja, auch, nur etwas müde."
Ich nickte und damit war die Unterhaltung beendet.
Die Lesung war nicht so langweilig wie das letzte mal, dennoch war ich froh, als sie vorbei war.
"Willst du mit uns Mittag essen?"
"Oh, danke, aber ich werde schon abgeholt."
"Uhhh, von wem?"
"Brad, er ist auch bei uns ins Literatur."
"Ach der Brad."
Verschwörerisch zwinkerte sie mir zu, "ein guter Fang."
Sie lächelte mir noch einmal zu, dann huschte sie zu den restlichen Leuten aus unserer Reihe.

"Also", Brad und ich saßen draussen auf einer der vielen Grünflächen, die zum Campus gehören, "heute Abend ist eine Party, wir könnten da ja kurz vorbei schauen und dann machen wir es uns in meinem Zimmer mit einem Film gemütlich, was hältst du davon?"

"Klar, können wir machen."
Unsicher sah ich ihn an, er lag ausgebreitet auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt.
Die Party war mir nur recht, vielleicht traf ich noch ein paar neue Leute, aber der zweite Teil der Abendplanung machte mir Angst.

"Alles gut?", Brad riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja, klar, alles gut."
"Okay. Ich geh mich dann duschen und umziehen, treffen wir uns hier in zwei Stunden?"
Ich nickte nur.

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⏰ Last updated: Dec 02, 2016 ⏰

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