Prolog

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Verkrampft schloss ich die Augen und stöhnte zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen. Die Fesseln lagen viel zu eng um meine Handgelenke herum. Keine Bewegung brachte sie zum reißen, geschweige denn sich auszudehnen. Noch einmal versuchte ich mit meiner geballten mir übrig gebliebenen Kraft an den Seilen zu zerren, aber es brachte nichts. Dem Einzigen, dem ich näher gekommen war, war eine ausgekugelte Schulter.

Ein dumpfes Lachen ertönte. Da meine Hände hinter meinem Rücken an die Wand gefesselt waren, konnte ich mich nicht abwenden von diesem Geräusch. Ich konnte meine Verachtung und Wut nur herunterspielen indem ich meinen Kopf senkte und dem Boden entgegen keuchte.

,,Mach ruhig weiter, aber die Handfesseln sind mit einem Festigungszauber belegt worden. Also wirst du dir vorher die Hände abreißen, als dass du frei kommen kannst.''

Ich richtete meinen Blick zu dem Mann, dem die Stimme gehörte. Dem Mann in Schwarz, der ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt hatte und mich mit einer Genugtuung ansah, die er sichtlich genoss. Er passte in diesen Keller wie die Faust aufs Auge. Oh wie gerne würde ich ihm gerade meine Faust auf sein Auge hauen.

Ich zitterte, hatte aber keine Angst ihm erneut zuzubrüllen: ,,Du verdammtest Monster!''

Meine Augen wanderten zu der Person, die neben ihm auf einem Stuhl gefesselt saß – meiner Mutter. Tränen traten in ihre Augen und sie biss nervös auf dem Tuch herum, mit dem man ihren Mund umband.

,,Bitte. Nimm mich! Aber lass sie gehen.''

Er sah mich zunächst ernst an, aber verfiel dann schnell in ein kurzes Gelächter.

,,Ich würde euch ja gerne beide töten, aber auch ich bin ein ehrenhafter Mann. Du bist noch ein Kind. Und im Gegensatz zu deiner Mutter hast du nichts verbrochen. Naja, noch nichts jedenfalls.''

Ich knirschte mit den Zähnen und wollte gerne auf ihn losgehen, aber meine Fesseln hielten mich davon ab und ich fiel auf meine Knie. Erschöpft blickte ich zu Boden, als ich Schritte auf mich zugehen hörte.

,,Ich kann dir nicht helfen, mein Kind. So leid es mir tut, du scheinst in Ordnung zu sein. Aber was getan werden muss, muss nun mal getan werden.''

Ohne aufzusehen spuckte ich ihm auf seine schwarzlackierten Lederschuhe, die ziemlich teuer wirkten. Aber er hatte das Geld und die Mittel.

Erst jetzt schmeckte ich das Blut in meinem Mund, aber das war gerade meine geringste Sorge.

,,Jemand kennt wohl immer noch nicht die Definition des Wortes Respekt.''

Mit diesem Satz rahmte er mir mit voller Wucht die Spitze seines Schuhs ins Gesicht. Ich schlug mit meinem Hinterkopf hart gegen die Wand hinter mir und sackte nur nach vorne über, da meine Hände immer noch an der Wand hingen.

,,Du verdienst keinen Respekt'', keuchte ich und spuckte erneut Blut auf den Boden. Ich konnte nur schwer atmen und auch kaum etwas sehen. Mein rechtes Auge war angeschwollen und mir lief es nass die Stirn herunter. Ob es Blut oder Schweiß war, konnte ich nicht mehr voneinander unterscheiden. Aber das zählte jetzt nicht mehr. Nichts zählte jetzt mehr.

Er stand nun neben meiner Mutter und zog aus seinem Ärmel einen Pflock heraus, den er zwischen seinen Händen hin und her wandern ließ, während er ihn in diesem dunklen, schlechten Kellerlicht betrachtete.

,,Nimm ... mich ...''

Der Mann schaute mich starr an und nahm auch nun eine solche Körperhaltung ein.

,,Ich erfülle nur meine Pflichten.''

Bevor ich noch etwas sagen konnte, rammte er ihr den Pflock blitzschnell ins Herz und sie schrie auf, was durch das Tuch aber nur wie ein gedämmter dumpfer Ton herauskam.

Ich schrie nach meiner Mutter so laut wie ich es noch nie getan hatte. Ich schrie und weinte um mein Leben. Ich wollte dieses Bild nicht wahrhaben und kniff die Augen zusammen. Ich wollte es aus meinem Kopf verbannen. Ich wollte alles vergessen.

Ich brauchte Fynn, wo zur Hölle war Fynn?

The NightfightersWhere stories live. Discover now