Fünf

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Gerade saß ich auf meinem neuen Bett in meinem neuen Zimmer, denn ab jetzt wohne ich in der Zentrale. Das Zimmer war ziemlich groß, trug aber trotz der ganzen Möbel ein Gefühl der Leere und Identitätslosigkeit nach außen. Ich musste mich hier dringend mal einrichten um mich wenigstens ein bisschen zu Hause zu fühlen. Wenn ich so drüber nachdenke ist es wie in einem Studentenwohnheim hier, irgendwo tröstete mich das wenn ich bedachte dass ich meine Mitschüler so eine ähnliche Situation erleben würden.

Auf einmal klopfte es an meiner Tür und ich schnellte in die Höhe.

,,Ja, bitte?'' Meine Stimme klang zart und so zerbrechlich, immer noch geschafft von den vorherigen Ereignissen.

Oliver trat leise herein und schloss die Tür hinter sich. Er lief mit schnellen Schritten auf mich zu und betrachtete mein Gesicht eingehend.

,,Ist alles in Ordnung, Lacey? Ich meine wegen vorhin.''

Ich nickte langsam. ,,Es geht mir gut.''

Mr. Dwight hatte etwas Panik bekommen und schnell das Abschlussbankett eingeläutet um sich um dieses seltsame Ereignis zu kümmern, ohne dass alle ihn anstarrten. Ich hatte einen Happen gegessen und mich von einigen beglückwünschen lassen, bin dann aber auch schon nach kurzer Zeit auf mein mir zugewiesenes Zimmer gegangen um alles zu verarbeiten.

,,Ist mit Jay alles in Ordnung?'', fragte ich vorsichtig.

Oliver winkte ab. ,,Ihm geht's gut. Er unterhält sich mit ein paar Leuten und genießt das Buffet. Und gesundheitlich macht er auch keinen schlechten Eindruck auf mich.''

Erleichtert atmete ich aus. ,,Oli, ich weiß nicht was mit mir los ist, aber ich habe Menschen verletzt.''

Diese Erkenntnis traf mich stärker als ich gedacht hatte. Mein Atem beschleunigte sich und meine Gedanken fingen an zu rasen. Ging es Latisha gut? Was zur Hölle hab ich getan? Was stimmte nicht mit mir? War ich krank? Würde ich sterben?

,,Hey, hey.'' Oliver nahm mich in den Arm und streichelte mir sanft den Kopf.

Auch wenn er der jüngste von uns war, war er doch trotzdem um einiges größer als ich und konnte so sein Kinn auf meinem Kopf abstützen.

,,Es ist nicht deine Schuld, okay? Ich ... Ich bin sicher die Hexe war einfach etwas geschwächt. Oder dein Körper hat sich etwas gewehrt und die Kräfte schwerer aufgenommen, es ist aber sicherlich alles in Ordnung.''

Ich lehnte mich zurück und sah in seine Augen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. ,,Danke.''

Langsam löste er sich aus meiner Umarmung und trat einen Schritt zurück.

,,Ich bin eigentlich wegen noch einer Sache hier'', sagte er und sah sich im Zimmer um bevor sein Blick wieder meinen auffing. ,,Wie wäre es jetzt Mias Zimmer näher unter die Lupe zu nehmen? Es scheinen noch reichlich Leute unten im Festsaal zu sein, es wäre wahrscheinlicher nicht erwischt zu werden.''

,,Ja'', rief ich ohne zu Zögern. ,,Lass es uns tun.''

Mein Zimmer lag nicht weit entfernt von Mias, darum hatte ich bei der Zimmervergabe gebeten.

Oliver und ich liefen mit schnellen Schritten den Flur entlang, wir durften nicht erwischt. Weit und breit war zwar kein Nightfighter zu sehen, es gab jedoch noch andere Anwohner hier.

Vor ihrer Tür blieben wir stehen. Mia hatte ihren Namen eingeritzt und mit einem Edding drunter gekritzelt: ,,Wenn du ohne Erlaubnis eintrittst, veranstalte ich eine Eingeweidenparty mit dir.''

Das sah ihr ähnlich. Ihren schwarzen Humor hatte sie schon von Anfang an gehabt. Sie hatte gesagt, sie habe ihn von ihrem Vater geerbt.

Da Oliver noch kein Nightfighter war, lag es nun an mir diese Tür zu öffnen. Ich war zwar erst eine frischgebackene Kämpferin, hatte schon gelernt was ich später so tun könnte. Und das hier war mein erster Versuch. Ich atmete tief ein und aus, legte dann meine Hand langsam auf das Schloss und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich auf dieses Objekt und versuchte durch den Kontakt eine Hitze herzustellen, die aus meinem tiefsten Inneren kam. Ich spürte sie in mir lodern und ihren Weg durch meinen Arm finden. Meine Fingerspitzen kitzelten und man hörte das Schloss unter der Hitze schmelzen. Ich nahm meine Hand weg und das deformierte Metallstück fiel mit einem dumpfen Ton zu Boden. Ich sah Oliver an, der das Schloss einfach nur ungläubig anstarrte und murmelte: ,,Krass.''

The NightfightersWhere stories live. Discover now