Drei

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,,Und das heißt?'' Kat sah mich von der anderen Seite ungeduldig an, während ich versuchte mir im Kopf eine glaubwürdige Geschichte zusammenzulegen.

,,Das heißt wir ziehen weg.'' Ich lächelte matt und auch etwas traurig.

,,Das klingt aber ziemlich unvernünftig von deinem Dad...''

Ich hatte Kat sofort angerufen und um ein Treffen in unserem Lieblingscafé Marcus' & Ray's gebeten. In meiner letzten Woche als Sterbliche wollte ich so viel Zeit wie möglich mit meiner besten Freundin verbringen. Nach meiner Nightfighter Zeremonie würde ich sie nicht mehr sehen können. Ich wäre den ganzen Tag unterwegs und wenn ich den Kontakt zu ihre aufrecht erhalten würde, dann würde ich sie und ihre Familie gefährden. Und das konnte ich unter keinen Umständen zulassen. Dafür liebte ich sie zu sehr. Also musste ich das mit uns beenden. Ich musste ihr irgendeine Lüge auftischen. Ich erzählte ihr davon, dass mein Vater ein ziemlich gutes Jobangebot in Frankreich erhalten hat, das er sofort wahrnehmen müsste, da es sonst platzen würde.

,,Anstatt dich die Schule fertig machen zu lassen? Es dauert ja schließlich nicht mehr lange.''

Ich zuckte mit den Schultern und sah zu meiner heißen Schokolade, die ich langsam verrührte.

,,Es ist ein echt gutes Angebot, Kat. Er muss es wahrnehmen, sonst ist es weg. Und ich komm schon irgendwie klar.''

Ich schaute zu ihr auf und bekam ihre nachdenkliche Miene zu sehen. Sie versuchte tatsächlich logisch an die Sache ranzugehen obwohl sie sonst ein sehr emotional bestimmter Mensch ist.

,,Was ist mit Jay?'' Jetzt schaute sie mich an.

Ich wand mich von ihr ab und schaute aus dem Schaufenster, neben dem wir saßen. Verdammt. Über Jay hatte ich noch nicht nachgedacht. Mrs. Windsor hat gesagt, das Präsidium wird jeden Nightfighter, den sie kriegen können, heranziehen um sie alle in den Krieg zu schicken. Ihn somit auch. Aber da ich noch keine Nightfighterin bin und Jay und ich Sybler werden wollten, wird das Präsidium wahrscheinlich noch warten, denn zusammen sind wir stärker als einzeln. Dies bedeutet jedoch trotzdem, dass er die Schule genauso wie ich frühzeitig beenden muss. Ich bin sicher ihm macht das weniger aus als mir, aber er wird sich auch einen Grund einfallen lassen müssen weshalb er geht.

Langsam sah ich wieder Kat an, als ich sagte: ,,Das wird sich schon irgendwie klären, denke ich.''

,,Was ist mit mir?'', fragte die Blondine kleinlaut. Ihre hellbraunen Augen wurden etwas feucht, aber ich sah wie sie sich sichtlich bemühte keine Träne zu vergießen.

,,Ich liebe dich, Kat. Daran wird sich auch nie etwas ändern.''

,,Wieso fühlt sich das wie ein Abschied für immer an? Wir werden uns doch wiedersehen oder nicht?''

,,Ich ... Doch, sicher.'' Ich schluckte. Das war härter als ich dachte. Ihr niedergeschlagener Anblick brachte mich komplett raus. Es wird so schmerzen sie nicht jeden Tag sehen zu können, sie über die neusten Trends reden zu hören, sie einfach um mich herum zu haben.

Vielleicht hätte ich sie einfach per Text abservieren sollen, mit einer Hass SMS. So würde sicher sein, dass wir uns nie wiedersehen können.

Ich fasste über den Tisch ihre Hand an um sie zu streicheln. Der Versuch ihr Mut zuzulächeln traf mich wie ein Blitz. Das hier war wirklich nicht einfach, denn ihr half im Moment nicht der kleinste Zuspruch. Und mich beschlich das Gefühl, ich würde damit nicht nur sie, sondern auch mich anlügen.

Kat war an diesem Tag nicht mehr glücklich zu kriegen. Ich versuchte ihr ständig zu sagen, dass das unsere zweitbeste Woche in unserem Leben sein wird, denn unsere erstbeste hatten wir damals als wir uns als Kinder in einem Sommercamp kennenlernten. Sie war das kleine Mädchen mit den blonden Zöpfen, das Angst vor Insekten hatte (und deshalb ein ziemliches Theater veranstaltete als wir in unsere Zelte schlafen gehen sollten), Pandas vergötterte und jeden Jungen im Camp zurechtwies, was deren Männlichkeit anging. Sie war von dem ersten Tag an meine beste Freundin gewesen und daran hatte sich bis heute nichts geändert.

The NightfightersWhere stories live. Discover now