Zwei

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,,Alle Nightfighter begeben sich unverzüglich in den Organisationssaal. Ich wiederhole: Alle Nightfighter begeben sich unverzüglich in den Organisationssaal'', ertönte eine Stimmte durch die Lautsprecher in der Zentrale und brachte damit einen Haufen von Füßen in Bewegung.

Ich schritt mit Jay durch das riesige Foyer, das prachtvoll dekoriert und eingerichtet wurde. Der Marmor verzierte den Boden, während zwischen schönen Säulen hin und wieder eine teuer wirkende Skulptur auf einem Podest präsentiert wurde. Es gab schöne Sitzgelegenheiten, Tische und Monitore. Doch bei dem Foyer beließen es die Nightfighter auch schon mit dem Prallen, denn hier empfingen sie gegebenfalls Gäste oder notfalls auch Kunden, die deren Hilfe brauchten.

,,Ich würde am liebsten jetzt schon mitlaufen und losziehen um zu kämpfen!''

Jay liebte das hier wirklich. Er lebte dafür und er starb auch dafür. Abgesehen davon, dass das hier seine Pflicht war, war es auch sein Sinn im Leben. Er wollte da raus und Leben retten. Jedes Mal wenn er von unserem Beruf sprach, hatte er dieses Leuchten in seinen Augen.

Er hat die Nightfighter schon mal mit Ärzten verglichen. Wir befreien die Menschheit von ihren Bakterien und machen sie irgendwo wieder gesund. Ich weiß nicht, vielleicht sind wir ja eher so etwas wie eine Verhütungspille, die das Schlimmste verhindert.

,,Du wirst noch genug Zeit dafür haben, Jay'', sagte ich, während wir versuchten nicht im Weg der Nightfighter zu stehen, die sich gerade ihren Weg zum Organisationssaal bahnten.

,,Zuerst solltest du dich eher darum kümmern, dass du einen guten Abschluss bekommst.''

,,Das ist es doch, Lacey'', er hielt mich am Arm fest und sah mich belustigt an.

,,Das zählt alles nicht. Nichts davon ist von Bedeutung für uns. Sobald wir Nightfighter sind, werden wir für immer kämpfen. Wir werden bis zu unserem Tod gegen das Böse ankämpfen.''

Er lächelte mich bei dem Gedanken zufrieden an. Ich schluckte den riesen Kloß in meinem Hals herunter, der sich dort gebildet hatte.

,,Da macht ein lächerlicher kleiner Abschluss nichts, nicht wahr?'' Er strich mir sanft über den Arm,

während ich ein wenig die Stirn runzelte. Er hatte ja recht, aber trotzdem wollte ich das eigentlich durchziehen. Ich hatte das Gefühl, das war ich meinem Noch-Altem-Ich schuldig.

Als er meinen inneren Konflikt bemerkte, fasste Jay mein Kinn an. ,,Falten stehen dir nicht, Lace.'' Dann lächelte er mich sanft an, während er weiterhin kurz mein Gesicht analysierte. Seine hellbraunen Strähnen fielen ihm ins Gesicht, diese hellbraunen Augen suchten eine Bestätigung in meinem Blick dafür, dass alles richtig war, was passieren würde.

Kat hatte Recht. Jayden war hübsch. Das ist mir aber jetzt nicht zum ersten Mal aufgefallen. Schon damals als ich ihn beim Training beobachtete und sich seine Muskeln unter seinen dunkelblauen Sportshirts abzeichneten. Oder wenn er damals in unseren Lehrstunden in der Zentrale so konzentriert die Texte las und den Inhalt sichtlich in sich aufsog, während die Sonne durch das Fenster genauso hineinschien, dass sein Haar schon fast blond erschien und seine Augen ein kleines Leuchten hatten, als er kurz zu mir rüber sah. Aber soweit würde das nicht kommen. Wir wussten, dass wir Sybler werden würden und bei den Nightfightern gibt es Regeln. Regeln, die es zu befolgen gilt um das Gleichgewicht unserer Nachtwelt zu erhalten, im entferntesten Sinne auch das der Welt. Und Regel 2 besagt, dass keine Sybler eine romantische Beziehung miteinander eingehen dürfen. Wir müssen unser Leben für die Menschen riskieren. Es darf nicht einmal eine kleine Chance bestehen, dass wir uns eher gegenseitig beschützen würden.

Jay entfernte sich von mir und fragte im Davongehen: ,,Später 'ne Runde Training?''

Ich lächelte ihm hinterher. ,,Ich versohl dir den Hintern.''

The NightfightersWhere stories live. Discover now