Kapitel 5

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Viel zu schnell war der Sonntag gekommen.
Gemeinsam stehen meine Mutter und ich gerade vor dem Herd. Wir sind damit beschäftigt Abendessen zu kochen. Jeden Moment konnten Sahira und Kerros vorbeikommen und meine Mutter wollte sich es nicht nehmen lassen mir beim Kochen zu helfen. Seit dem sie weiß, dass ich ausziehe, ist sie kaum von meiner Seite gewichen. Mit jeder Kleinigkeit wollte sie mir helfen und ich musste ihr auch mit jeder noch so kleinen Sache helfen. Einerseits ist sie kaum auszuhalten, aber andererseits verstehe ich sie. Da Lynk auch in Kabisera wohnt und ich jetzt ebenfalls wegziehe, ist sie bis auf meinen Vater ganz allein. Sie will es zwar nicht eingestehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr heimlich das Herz bricht.

Da heute mein letzter Tag ist, durfte ich mir aussuchen, was wir zu Abend essen. Ich habe mir Kartoffel-Kürbis Auflauf ausgesucht. Es ist mein absolutes Lieblingsessen und unglaublich einfach zu machen. Als Beilage bereite ich im Moment einen grünen Salat zu. Meine Mutter fängt währenddessen an den Tisch zu decken.
Mein Vater hat sich schon seit einer halben Ewigkeit im Badezimmer verbunkert. Keine Ahnung was er da drinnen macht, aber langsam sollte er dann mal rauskommen.
Ich stelle den fertigen Salat auf den Tisch und begebe mich schnell in mein Zimmer zum Umziehen. Eigentlich ist es mir völlig egal wie ich aussehe, wenn Sahira und Kerros kommen, aber Vater hat darauf bestanden, dass ich mich etwas schöner anziehe, schließlich ist es ja mein letzter Tag. Ich hole eines meiner Lieblingskleider raus und bürste mir noch schnell durch die Haare. Das Kleid ist pastell-grün, mit dunkelgrünen Blumen bestickt. Mir gefällt, wie es den rötlichen Ton meiner Haare hervorbringt. 

Ich hopse wieder die Treppe hinunter doch bevor ich unten ankommen, höre ich ein Klopfen von der Tür. „Ich geh schon!", rufe ich meinen Eltern zu.
Sobald ich die Tür öffne, fallt mir Sahira in die Arme. „Ich kann es nicht fassen, dass du morgen gehst", sagt sie mit einem unterdrückten Schluchzen. Ich entgegne ihre Umarmung mindestens genauso fest. „Kannst du mich nicht mitschmuggeln?" fragt sie scherzhalber während sie mich wieder loslasst.
Mit einem Lacher antworte ich ihr „Ich glaube Kerros hätte da etwas dagegen." Er stimmt mir sofort zu und nimmt mich ebenfalls fest in die Arme. 

Als wir uns schließlich genug umarmt haben, machen wir uns auf den Weg in die Küche. Dort holt mein Vater gerade den Auflauf aus dem Ofen. Sobald mich meine Mutter sieht kommt sie mit Tränen in den Augen entgegen. „Kalia. Meine kleine Lia." Sie sieht mir fürsorglich in die Augen und nimmt meine Wange in ihre Hand. „Kaum zu glauben, dass du uns morgen verlässt." In ihren Augen kann ich förmlich ihr Herz brechen sehen.
Etwas mitgenommen von ihren Emotionen nehme ich sie schnell in die Arme, bevor sie noch zu weinen beginnt.
Sahira und Kerros haben sich bereits niedergelassen und plaudern fröhlich mit meinem Vater. Da wir uns schon von klein auf kennen, sind sie natürlich mit meinem Vater auch schon vertraut. Ich geselle mich zu ihnen und wähle den Platz zwischen Kerros und dem leeren Platz meiner Mutter. Sie wischt sich noch schnell zwei kleine Tranen von der Wange bevor sie sich ebenfalls niederlasst.
Mein Vater räuspert sich erwartungsvoll vom Kopf des Tisches und sieht mich mit stolzen Augen an. „Um auf meine kleine Tochter anzustoßen, habe ich mich entschlossen etwas Spezielles zu öffnen. Als deine Mutter und heirateten, haben wir ein besonderes Geschenk von meinem Vater bekommen. Deine Mutter und ich haben damals beschlossen, auf eine außergewöhnliche Gelegenheit zu warten. Ich denke heute ist der Tag gekommen", währenddessen hat er sich schon auf den Weg zu einem Kuchenschrank gemacht. Aus diesem holt er nun eine Weinflasche. Ich kenn mich nicht besonders gut aus, aber diese sieht schon relativ teuer aus. „Papa, das muss wirklich nicht sein. Er bedeutet viel mehr für euch als für mich", erwidere ich etwas geschockt. „Ach, Blödsinn. Sonst würden wir den nie austrinken", entgegnet er fröhlich.
Er öffnet die Flasche ohne Probleme und leert jedem ein Gläschen. Er nimmt sein Glas in die Hand und stoßt mit erhobener Hand auf mich und meine Zukunft an.
Obwohl ich eigentlich keinen Wein oder dergleichen mag, schmeckt dieser sogar gut. 

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now