Kapitel 36

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Endlich wieder ein neues Kapitel! Nach diesem Kapitel gibt es vorrausichtlich nur mehr zwei weitere Kapitel, also viel Spaß beim Lesen! :)

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Braxtons POV

Noch bevor eine Wache auch nur blinzeln kann, breitet sich ein Kribbeln in meinen Händen aus und die Zeit bleibt stehen. Etwas verwirrt beobachtet Rohan zunächst die Angestellten um ihn herum, doch schließlich wendet er sich mir zu, als hätte er vergessen, dass ich auch ein Chronos bin.

„Was machst du hier? Ich dachte ich hätte dir ausgiebig erklärt, erst zurückzukommen, wenn du einen Plan hast. Und jetzt kommst du hier einfach so reinspaziert?"
Rohan senkt verlegen seinen Blick. „Ich habe einen Plan", murmelt er kleinlaut. Von seinem Plan sehe ich allerdings nichts, er konnte nicht einmal seiner Mutter widersprechen.

„Und was wäre dieser Plan?" Gespannt warte ich auf seine Antwort doch er mustert immer noch den Boden. „Ich habe mit Sir Herol gesprochen", flüstert er schließlich in die unnatürliche Stille.
„Sir Herol?", frage ich verblüfft. Darauf nickt er mir lediglich zu.

Ein erschöpfter Seufzer entkommt mir und mir bleibt nichts anderes über als mich nach hinten auf den Stuhl fallen zu lassen. Was hat sich dieser Junge bloß gedacht. Das ist so ziemlich die dümmste Idee, die er nur haben konnte.

„Na gut", sage ich angestrengt während ich meine Schläfen massiere. Gedanklich laufen mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf und die meisten Enden in Chaos. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass Rohans Plan geklappt hat und Sir Herol mit den Wachen gesprochen hat.

Ich erhebe mich wieder von meinem Stuhl und beobachte meinen Erstgeborenen. Sorge ist ihm ins Gesicht geschrieben und die dunklen Augenringe weisen auf schlaflose Nächte hin. Bei seinem Anblick schmerzt mein Herz. Keiner meiner Kinder sollte jemals derartige Sogen haben. Das einzige, was ich für sie wollte, war ein glückliches Leben, doch da habe ich wohl versagt.
„Wir müssen wohl einfach warten und sehen, was passiert." Abwesend stimmt er mir zu.

„Falls sie dich ergreifen wollen, stoppe ich wieder die Zeit, dann kannst du fliehen." Schweigend fixiert Rohan den Boden und nickt mir erneut zu. Er räuspert sich und stehlt sich breitbeinig vor den Tisch. „Bereit?", frage ich ihn.
„Ja", antwortet er entschlossen.

Das Kribbeln kehrt in meine Hände zurück und die unnatürliche Stille wird durch die alltäglichen Geräusche im Schloss ersetzt. Gespannt halte ich die Luft an und beobachte die Wachen.
Doch aus unerklärlichen Gründen rührt sich Keiner von der Stelle. Rohan erwidert meinen überraschten Blick und ein triumphierendes Schmunzeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

„Hört ihr schlecht? Ergreift ihn!" Rohannes schriller Schrei lässt mich kurz zusammenzucken, aber auch nach diesem Befehl rührt sich Keiner.
Rohan nähert sich dem Esstisch und verschränkt zufrieden seine Arme vor der Brust. „Jetzt wo ich deine Aufmerksamkeit habe, wirst du mir zur Abwechslung mal zuhören."

Seine direkte Aussage lässt auch Rohanne zurückweichen. Dies hat sie wohl wirklich nicht erwartet. „Ich hatte ein ganz nettes Gespräch mit Sir Herol." Bei seinem Namen weiten sich ihre Augen. „Stellt sich heraus, dass er schon seit einiger Zeit an deinen Führungskräften zweifelt und wie man sieht, empfinden unsere Wachen das gleiche."

Langsam macht sich Panik in ihren Augen breit und ihr verzweifelter Blick landet auf mir. Es fällt mir zwar nicht allzu leicht nicht zu reagieren, aber dies hat sie sich selbst zu verdanken.

Plötzlich weicht der panische Ausdruck aber wieder aus ihrem Gesicht und ihr üblicher eiskalter Blick kehrt zurück. „Was willst du schon machen", fragt sie und wendet sich wieder unserem Sohn zu. „Ich bin noch immer Königin und daran kannst du nichts ändern."

„Ach ja? Über wen willst du herrschen, wenn keiner mehr auf dich hört? Nicht einmal deine eigene Familie ist auf deiner Seite. So langsam solltest du es einsehen, deine Zeit als Herrscherin ist vorbei und du kannst nichts daran ändern." Rohan paust kurz um das Gesagte einsickern zu lassen.
„Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du stellt dich dem Gericht, oder du verlässt das Land. Die zweite Variante hört sich vielleicht harsch an, aber meiner Meinung nach ist es die Angenehmere. Ich bezweifle, dass die Juroren begeistert von dir wären und wer weiß, was sie für Strafen auf Lager haben."
„Das kannst du nicht machen", erwidert sie entsetzt. „Braxton, sag' doch was!"

„Tut mir leid, aber er hat recht. Du hast dich in jemanden verwandelt, den ich nicht mehr wiedererkenne. Du hast das Wohl aller anderen aus den Augen verloren."

Geschockt mustert sie mein Gesicht. Sie öffnet ihren Mund, sagt jedoch nichts. Erschlagen setzt sie sich zögerlich zurück auf ihren Stuhl. Sie senkt ihren Blick und lässt besiegt ihre Schultern hängen. Nach einigen stillen Sekunden hebt sie wieder ihren Kopf. Sobald ich ihr Gesicht zu sehen bekomme, zieht sich mein Herz etwas zusammen.
In ihren Augen haben sich Tränen gesammelt. Noch nie habe ich meine Frau weinen gesehen.

Siewendet sich Rohan zu und schluckt sichtbar. Ein einziges Nicken von ihr genügt und sofort entfernen sich die Wachen von deren Position und nähern sich Rohanne. Freiwillig hebt sie sich von ihrem Stuhl und lässt sich schweigend von den Wachen in den Kerker führen.

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now