Die Bank

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Sie sitzt einsam auf einer Bank, irgendwie ist es ihre Bank, sie sitzt oft hier...
Im Frühjahr wenn die Vögel zwitschern.
Im Sommer wenn die Sonne vom Himmel knallt.
Im Herbst wenn ihr der Wind das graue Haar zerzaust.
Im Winter wenn der Schnee fällt und ihr die Kälte in die Knochen zieht.
Sie kommt seit vielen Jahren. Manchmal jeden Tag.
Setzt sich auf diese Bank, als würde sie warten, aber niemand kommt.
Sie ist alleine obwohl die die sie liebt ganz in der Nähe sind.
Ihre Eltern.
Ihr Ehemann.
Ihre beiden Kinder...
Alle sind hier, in ihrer Nähe und doch ganz weit weg.
Sie friert.
Der Wind zerrt an ihr.
Um sie herum strahlen die Steine und kleinen Kerzen keine Wärme ab.
Sie hebt die Flasche zum Mund.
Trinkt einen Schluck.
Fühlt sich schuldig.
Trinkt einen weitern Schluck.
Sie will die Schuld und den Schmerz betäuben.
Die Flasche ist leer.
Mühevoll stützt sie sich auf ihren Gehstock und erhebt sich von ihrer Bank.
Langsam humpelt sie in Richtung Ausgang. Die alte Frau kehrt dem Friedhof den Rücken, für heute. Morgen wird sie wiederkommen um wieder bei ihren Lieben zu sein so lange bis sie eines Tages neben ihnen liegen wird.

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