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Mein Kopf dröhnte.

Was ist passiert?
Du hast letzte Nacht auf der Party Ed gelassen, dass er dir Alk gibt und hast dich dann volllaufen lassen. Danach glaube ich bist du-
Schrei doch nicht so!
Lass mich mal ausreden! Also... Danach bist du, glaube ich mit Ed im Haus geblieben, während die anderen draußen Sachen gezündet haben? Und das letzte woran ich mich erinner' ist, dass ihr beiden hier ins Zimmer getorkelt seid und rumgemacht habt.
Was?! Wie kann das nur sein?

Ich fasste mir am den Kopf und massierte mit meinen Fingern meine Schläfen. Doch der Schmerz ging nicht weg.
Ich wollte aufstehen, doch ein Arm um meine Hüfte hielt mich zurück. Als ich meinen Kopf umdrehte, blickte ich erschrocken auf Ed, der nur in Boxershorts neben mir lag. Doch ich war nicht besser angezogen. Ich hatte nichts weiter, als meine Unterwäsche noch an.

Ed's Arm vorsichtig anhebend um ihn nicht zu wecken, setzte ich mich an den Bettrand.
Einige Augenblicke drehte sich alles und ich hatte Angst umzukippen. Doch der Schwindel legte sich wieder und es blieb eine Übelkeit zurück.
Ich stand auf und stolperte zum Türrahmen.
"Darling", murmelte Ed hinter mir gedämpft. Ich hörte wie er sich aufrichtete und gähnte. Als ich ihn anblickte, sah ich sein mitgenommenes Gesicht und selbst seine wunderschönen blaugrauen Augen, schienen matt.
Er verdeckte sein Gesicht in seinen Händen und stützte sich auf seinen Knien ab.
Ich lehnte mich an den Türrahmen und ließ den Schwindel über mich ergehen. Wenige Sekunden später stellte ich mich wieder aufrecht hin und schwankte einigermaßen sicher auf das Bad zu.

Alter... Wenn deine Eltern hier gewesen wären... Die wären bei deinem Anblick jetzt durchgedreht!
Ich blickte in den Spiegel und erschrak. Ich hatte Augenringe über diesen eine Nacht bekommen und mein Gesicht war bleich.
Alkohol tut dir nicht gut, Schätzchen.
Mir wurde augenblicklich übel und ich fiel zum Glück vor der Kloschüssel auf die Knie und übergab mich.

Ich weiß nicht wie viel Zeit verging, aber irgendwann stolperte auch Ed zu mir ins Bad und übergab sich ebenfalls. "Nicht gerade die beste Art am ersten Tag vom neuen Jahr aufzustehen."
Kommentierte Ed, als ich mir das Gesicht wusch und den grässlichen Nachgeschmack von Übergebenem ausspülte.
Als ich fertig war und Ed das selbe erledigte, betrachtete ich weiter unser Spiegelbild.
Also eher Ed's.
Ich musterte seine Arme und das Tattoo. Er hatte nur auf seinem linken Arm einen Pfotenabdruck tätowiert und ansonsten waren keine weiteren Tattoos, außer dem an seiner Wade, sichtbar.

Ich wollte mich schnell an ihm vorbeidrängen, damit er nicht meine Narben sah, aber ein plötzlicher Schwindel brachte mich dazu, mich an der Wand zu stützen. Als ich dann weitergehen wollte, hielt mich Ed am Handgelenk fest und ich blieb stehen. Er drehte mich zu sich und schaute auf meinen Bauch.
Er streifte mit seinen Fingern drüber und ich bekam automatisch eine Gänsehaut.
"Was ist da passiert?" Ich wusste, dass er das fragen würde. Früher oder später hätte er die Narben eh gesehen.
Als ich zögerte und meine Arme nervös vor meinen Bauch hielt, stellte sich Ed langsam vor mich und nahm meine Hände.
"Also, das ist mir ein bisschen unangenehm, aber ich habe meine Niere an meine Schwester gespendet." Er schaute mich verwirrt an. "Und es ist mir unangenehm, weil meine Schwester dann später gestorben ist." Mir kamen Tränen in die Augen, die ich mit meinem Arm wegwischte. "Aber das erklärt mir noch nicht, warum auf beiden Seiten eine Narbe ist." Sagte er streng.
Ich bekam ein mulmiges Gefühl, weil Ed mich nur in Unterwäsche sah.

Was wenn ihr-?
Nein, bitte nicht!

Ich stolperte zurück in unser Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen.
"Ähm... Ed?"
"Ja?"
"Ähm... Also..." Fing ich an, als er reinkam und sich neben mich setzte.

"Also... Weißt du, dass ich eine Schwester hatte?"
Ed schüttelte langsam seinen Kopf.
"Naja, sie ist während sie Geburt gab verstorben und ihr Neugeborenes auch. Das ist jetzt die Kurzfassung, die lange Geschichte erzähle ich dir irgendwann anders." Wieder nickte er stumm.
"Als ich gerade mal 15 war, bekam Rosie Nierenprobleme und natürlich wurde dann nach einer passenden Niere gesucht. Wie zu erwarten kam ich als ihre jüngere Schwester in frage und stimmte der OP auch sofort zu. Es ging ja um meine Schwester." Ich machte eine Pause, als ich über Rosie erzählte.
"Die Ärzte kamen mir so vor, als hätten sie mich aufhalten wollen dem zuzustimmen, doch ich war fest entschlossen und meine Eltern gaben ihr 'Ok'. Im OP gab es dann einpaar Komplikationen bei mir und später wurden auch bei mir Nieren Probleme festgestellt. Das musste sich dann nach wenigen Monaten entwickelt haben. Wie auch immer. Dann kamen bei mir halt meine Eltern in frage und wie zu erwarten stimmten sie diesmal auch sofort zu mir eine ihrer Nieren zu spenden. Mich operierte ein junger Arzt und er machte vor Nervosität auf der falschen Seite einen Schnitt. Lange Rede, kurzer Sinn, die Ärzte haben Fehler gemacht und ich hab eine Niere meiner Eltern."
Ich hätte zwar nicht unbedingt so enden müssen, aber über Rosie konnte ich jetzt definitiv nicht mehr reden.

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