Bei Elli

8 0 0
                                    

Diese Erklärung war so unglaublich und doch fällt ihr keine Bessere ein. Es war irgendwie einleuchtend, dass nur Gott selber ihren Mann auferstehen lassen kann. „Also ich würde jetzt wirklich gerne etwas essen". „Natürlich", sofort springt Elli aus dem Bett „was möchtest du? Egal ich mach dir einfach alles was ich da hab" Sie lässt ihm keine Zeit zum Antworten. Die Frau war einfach zu aufgeregt. Es war unmöglich ruhig zu bleiben, denn nicht jeder bekommt die Chance noch einen Tag mit einem geliebten Menschen zu verbringen und sich eventuell auch richtig verabschieden zu können. Arthur hat sich vor seinem Tod entschlossen seinen Körper der Wissenschaft zu spenden und ohne einem Begräbnis und einem Grab ist es für viele in der Familie bis heute schwer, zu verarbeiten, dass das Familienoberhaupt nicht mehr hier ist.

Als Arthur die Treppen hinunter geht riecht er Eier, Speck und Kaffee. Für ihn war es eine Erleichterung endlich nicht mehr darauf zu achten, was er isst oder trinkt, und es war ein ganz besonderes Gefühl nach so langer Zeit wieder komplett fit zu sein. Man kann es nicht in Worte fassen.

Er hatte einen Tag um alle wieder zu besuchen. So eine Chance darf man nicht verstreichen lassen, er wusste, dass zwei seiner Enkel ihn seit ein paar Monaten besonders stark vermissen und seine Mama, regelmäßig war er sie als Geist besuchen und es brach ihm das Herz, wenn er die Tränen in ihren Augen sah, als sie über ihn sprach. Und er hatte so viel mit seinem Sohn zu klären, aber er weiß, es ist nicht genug Zeit um alles aus der Welt zu schaffen.

„Elli, du weißt, dass ich nicht nur für dich zurückgekommen bin oder?", natürlich weiß das ein Teil von Elli, aber ein bisschen enttäuscht ist sie schon. Sie wollte selbstsüchtig sein und den Tag alleine mit ihrem Mann verbringen, doch das kann sie den anderen nicht antun. Sie alle haben Zeit mit dem geliebten Familienmitglied verdient. Vor allem seine Mutter, die immer so viel für sie getan hat. „Ja, ich weiß. Also jetzt isst du erstmal und nach dem Essen fahren wir zuerst zum Sebastian. Dann rufe ich die Lydia und die Maria an und wir treffen uns alle bei der Mama." Dankend lächelt Arthur seine Frau an. Sebastian ist besagter Sohn, Lydia seine Ex-Schwiegertochter und Maria einer seiner 5 Enkelkinder und jeden einzelnen dieser Menschen, vielleicht mit Ausnahme von Lydia, vermisst er schrecklich.

Elli kann es immer noch nicht fassen. Seitdem sie in der Küche stand bis zu dem Moment als sie sich neben ihren Mann setzt, laufen ihr die Tränen über die Wangen. Mit einem Lächeln das am besten beschrieben wird als „ich kann es immer noch nicht fassen" sieht ihm beim Essen zu. „Willst du nicht beim Sebastian anrufen, ob er überhaupt zu Hause ist?" Elli riss es aus ihren Gedanken. Ja, das war eine gute Idee. Arthur hatte schon immer einen besseren Überblick als sie, ihn riss so schnell nichts aus der Ruhe. „Ich hab jetzt auch so ein Smartphone-Ding. Die Maria hat mir das eingerichtet. Du weißt ich weigere mich ja eigentlich gegen alles Moderne, aber dieses WhatsApp ist nicht schlecht."

Nach zwei Mal Leuten hebt ihr Sohn ab, so schnell ist er normalerweise nicht. Wahrscheinlich hatte er auch schon so ein Gefühl beim Aufwachen. „Hallo Mama", meldet er sich „Hallo, bist du heute zu Hause?" „Ja, warum? Willst du vorbei kommen?" „Ja, ich wäre so circa in 40 Minuten bei dir" „Passt, die Kinder werden sich freuen."

Gott sei Dank ist ihr Kind so ahnungslos wenn es darum ging, Emotionen aus der Stimme zu lesen. Es wird sicher eine großartige Überraschung.

„Ok, also ich mach mich jetzt fertig und dann fahren wir. Musst du dich auch fertig machen? Brauchst du irgendwas?", wird Arthur gefragt. „Nein, nein, ich kam fertig auf die Welt" Überlasst es ihm in solch einer Situation einen Witz zu reißen. Mit einem seufzenden Augenrollen geht Elli wieder rauf sich fertig zu machen.

„Also wirklich, da wach ich auf und der Arthur liegt neben wir. Was für ein Wunder", redet sie mit Baby, ihrem Kater.

Als Elli bei Sebastian anläutet, zittern ihre Hände vor Nervosität. Sie kann sich aber nicht erklären warum. Alles was sie tut ist mit ihrem verstorbenen Ehemann ihren Sohn zu besuchen, das ist eigentlich keine große Sache.

Im Aufzug wird ihre Nervosität immer stärker. „Komm runter Maus. Wird schon nicht so schlimm werden", beruhigt sie Arthur und nimmt ihre Hand. Für die Frau war es schön ihren Ruhepol wieder neben sich zu haben. Dieses Gefühl muss sie in ihrem Gehirn abspeichern, damit sie es abrufen kann, wenn sie es braucht.

DieTür der Wohnung steht schon offen als sie ankommen. Als Sebastian sieht wengenau da seine Mama mitgebracht hat, traut er seinen Augen kaum. Er kannförmlich spüren wie ihm das Blut aus dem Gesicht läuft und seine Augen gefühltso groß wie ein Baseball werden. Vor ihm steht wirklich sein Vater.

Eine 24-Stunden ChanceWhere stories live. Discover now