Kapitel 31: Hinter der Wand

880 61 5
                                    

Vor mir lag eine längliche, grünlich beleuchtete Kammer, deren Wände von massiven Steinsäulen, gesäumt waren, an denen sich steinerne Schlangen wanden.

Durch die Dunkelheit konnte ich kaum Etwas sehen, doch an der hintersten Wand erahnte ich eine riesige Statue, die ganz in Schatten gehüllt war.

Doch mich interessierte nicht, wen oder was sie darstellte. Mich interessierte einzig und allein die Person, die vor ihr stand.

Tom Riddle.

Schnellen Schrittes eilte ich auf ihn zu, halb willens, halb unterbewusst.
"Tom! Was machst du hier? Wo sind wir?"

Über Riddles Gesicht huschte ein wissendes Grinsen.

Bevor ich es mir versah, hatte er einen Arm um meine Schulter gelegt und machte eine ausladende Bewegung. "Das hier, Sam, ist der wahrscheinlich bedeutenste und interessanteste Ort in ganz Hogwarts! Willkommen in der Kammer des Schreckens!"

Ich hätte verwirrt nach Luft schnappen und ihn von mir wegdrücken oder einen angewiderten Kommentar von mir geben sollen, doch das einzige was ich tat, war, mich fasziniert umzublicken.

"Das hier ist die Kammer des Schreckens?", brachte ich nur heraus und starrte die Statue hinter uns an. Jetzt aus der Nähe konnte ich nun erkennen, was sie darstellte.

Aus einem affenartigen Gesicht heraus starrten mich die kalten Steinaugen eines alten Zauberers an. Sein schmaler Bart fiel über seinen wallenden Umhang, ähnlich wie bei Dumbledore, nur dass er bis hinab zu seinen Füßen reichte.
Die Statue reichte komplett von der hohen Steindecke bis hin zum Boden, von wo aus ich hinaufblickte.

"Wer-", setzte ich an, obwohl ich schon zu wissen glaubte, wessen Abbild dies darstellte.

Tom legte mir die Hand auf die Schulter.
"Das ist Salazar Slytherin, du weißt, wer er ist. Er war schon immer dagegen, dass unsere Schule von Schlammblütern verschmutzt wird."

Heftig schüttelte ich den Kopf und trat einen Schritt nach hinten.

Riddle zog seinen Arm wieder zurück und musterte mich abschätzend.

"Du weißt, wie ich dazu stehe, Tom! Ich bin unter Muggeln aufgewachsen, vergiss das nicht! Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem einen oder dem anderen Blutstatus!"

Tom nickte. "Natürlich, das weiß ich. Es tut mir Leid, wenn ich mich gerade etwas...respektlos ausgedrückt habe. Ich habe nun einmal schlechtere Erfahrungen mit Muggeln gemacht als du."

Er machte eine Pause.

"Weißt du, Sam. Die Muggel ähneln uns tatsächlich. Doch im Gegensatz zu uns besitzen sie keine Magie. Für sie ist Magie etwas Unnatürliches, stellt eine Bedrohung dar. Wenn sie von den Unseren erfahren, stellt das ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf und das macht ihnen Angst. Vielleicht ist es auch Neid, der sie dazu treibt, doch wenn sie erst einmal von der Magie erfahren, versuchen sie, sie auszulöschen. Ihr habt doch sicher schon das Thema Hexenverbrennung im Unterricht durchgenommen, nicht wahr?"

Mein Mund war ganz trocken und ich konnte nicht einmal ein nervöses Schlucken fertigbringen. Ich wollte ihm nicht glauben- ich hatte Freunde in der Muggelwelt, die mich so akzeptierten, wie ich war- aber sofort schossen mir Bilder von Matthew in den Kopf, der mich hänselte, Neele, die daneben gestanden und gelacht hatte, Kinder, die wegen mir weinten, Jenny, die tausende Verbote für mich aufstellte.

"Worauf- Worauf willst du hinaus?"

Ein Grinsen zupfte an Riddles Mundwinkeln, bevor seine Miene wieder ernst wurde.

"Das kannst du dir doch sicher schon denken, oder? Muggelstämmige Kinder stellen eine Gefahr für die magische Gesellschaft dar. Sie sind ein Bindeglied zwischen den Muggeln und den Zauberern, zwei Welten, die eigentlich voneinander abgeschottet gehören. Durch sie erfahren die Muggel von uns und bevor sie wieder auf uns losgehen und auf Scheiterhaufen verbrennen, würde uns nichts anderes übrigbleiben, als diesmal den ersten Schritt zu machen.
Du bist doch ein schlaues Mädchen, Sam. Du verstehst, warum also Slytherins Schrecken ausgesandt werden muss?"

She Who Can Not Be Named Donde viven las historias. Descúbrelo ahora