🌊 Kapitel 3 🌊

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Knisternd entflammt sich meine Zigarette, als ich auf meinem Bettrand sitze. In genau zehn Minuten muss ich fertig gerichtet sein und zum Flughafen fahren. Damit ich meine Schwester und Jordy abholen kann.

Jordy.

Ihr Name schwirrt in meinem Kopf herum wie der Zigarettenrauch der gerade aus meiner Nase quillt. Seit gestern Abend, seit dem Mike meinte, dass er mir das Geheimnis verraten muss. Seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken außer an sie. An den Sommer in Alaska, an die Zeit mit ihr. Ihre Haare, ihre Augen, ihre Figur, ihre Finger überall auf meinem Körper und an die Nächte mit ihr zusammen in meinem Zimmer. In Alaska!

Der Alkohol, das Nikotin, nicht einmal eine Nacht mit Zorey haben mich dazu gebracht nicht mehr an sie denken zu müssen, an diese Schuldgefühle die wie ein Stein in meinem Magen sitzen. Es ist als wäre alles wieder da. Alle Empfindungen aus der Zeit, in der wir zusammen waren, alle Gefühle und alle kleinen Details, die ich an ihr so geliebt habe.

Wenn ich Zorey küsse, dann denke ich darüber nach, dass es Jordy sein könnte. Wenn ich mit Zorey schlafe, dann denke ich an die Nächte mit Jordy.

Und wenn ich die kleinen Merkmale von Zoreys Körper küsse, dann muss ich an Jordys denken und daran, wie sie dabei immer die Hand in meinen Haaren vergraben hat. Es fühlt sich an, als hätte ich sie erst gestern verlassen. Als wäre ich erst gestern in Alaska in den Flieger gestiegen. Dabei ist es schon über sieben Jahre her. Und sieben Jahre sind eine verdammt lange Zeit.

Ich drücke die Zigarette aus, blicke noch einmal auf Zorey, die noch immer Nackt in meinem Bett schläft. Ihr Haar ist zerzaust, die Laken zerwühlt. Der Alkohol und die Erschöpfung der Nacht werden sie noch eine Weile ruhigstellen. Wäre ich nicht gefühlt die halbe Nacht, wach gelegen, dann würde ich jetzt definitiv auch noch schlafen. Aber das heutige Vorhaben lässt mich wach werden.

Damit ich nicht aussehe, wie ein Drogenabhängiger, gehe ich duschen. Lasse das warme Wasser über mich laufen und wasche den kalten Rauch, den Schweiß und den Alkohol von meiner Haut. Danach suche ich mir etwas zum Anziehen. Ein weißes Shirt, eine Lederjacke und eine Jeans reichen vollkommen aus. Mit der Sonnenbrille verstecke ich meine blauen Augen und meine Augenringe vor der Öffentlichkeit. Unter der umgedrehten Cap, meine schwarzen Haare. Ich schlüpfe in ausgetragene Chucks, schnappe meinen Geldbeutel, mein Handy und die Autoschlüssel. Noch einmal sehe ich auf Zorey, wie sie immer noch schlafend in meinem Bett liegt. Vielleicht hätte ich sie wecken und wegschicken sollen. Aber sobald sie merkt, dass ich nicht mehr da bin wird sie wahrscheinlich von selbst gehen. Es ist eine stumme Vereinbarung zwischen uns.

In der Küche, braue ich mir einen starken Kaffee zum Mitnehmen, bevor ich dann in meinen Wagen steige und los fahre in Richtung Flugplatz.

Obwohl es noch recht früh am Morgen ist, ist richtig viel los in Los Angeles, eigentlich ist immer viel los hier! Geschäftiges Treiben, gibt es hier gefühlt zu jeder Tageszeit so auch jetzt. Ich höre Radio, die neusten Charts, trommle auf dem Lenkrad herum und hoffe, dass ich rechtzeitig ankomme, weil ich hier im zähfließenden Verkehr etwas feststecke. Noch etwas, was ich an Los Angeles wirklich hasse. So etwas gibt es in Sitka nicht. Es gibt auch kein Hupkonzert wenn man nicht gleich weiterfährt.

Ich schaffe es sogar, zwei Minuten, vor Ankunftszeit des Fliegers am LAX zu sein, parke den Wagen, direkt vor dem Ankunfts-Terminal und stecke mir, an den Wagen gelehnt, eine Zigarette an.

Gerade kann ich es mir nicht vorstellen, Jordy wieder zu sehen. Ich kann mir nicht vorstellen wie sie aussieht, ob sie sich verändert hat oder wie ich auf sie reagieren soll. Vielleicht hätte ich die Zeit gestern sinnvoll nutzen sollen und die Sozialen Netzwerke nach ihr durchsuchen sollen. Denn so klopft mein Herz jetzt viel zu schnell in meiner Brust. Ich bin aufgeregt, wie die Liebe meines Lebens nach sieben Jahren aussieht. Selbst eine zweite Zigarette bringt mich nicht wieder runter. Ich bin Aufgeregt. Als wäre es mein erster Auftritt vor einem Millionenpublikum. Ein bisschen als wäre ich wieder fünfzehn, wäre gerade von Alaska hergezogen und hätte Lampenfieber vor dem ersten großen Gig. Oder, ich müsste Sydney Klein noch einmal nach einem Date fragen. Das beliebteste Mädchen der Schule.

Alaska Love - für immer und ewig - WATTPAD FASSUNGOù les histoires vivent. Découvrez maintenant