Von Kassandra

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Au. Au. Au.

Müde lugte die Sonne zwischen den Tannenwipfeln hindurch, vom Abendwind sanft in den Schlaf gewiegt. Der Pfad schlängelte sich einer Mutprobe gleich in den düsteren Wald.

Ich sank auf einen Stein, zog die Stiefel aus und massierte meine geschundenen Füße. Werd mir noch ne Blase laufen. Wenigstens meine helle Leinenhose und das dünne Baumwollhemd behaupteten sich heldenhaft gegen den kühlen Wind. Wär schön, wenn man mit Portalen überall hin käm. Au.

Wie von der Kreatur beschrieben hatte ich den Templer gefunden. Am Abend desselben Tages saß ich nun hier auf dem Stein und betrachtete meine neuen Reisegefährten. Marlen und Issa kamen gerade den Pfad entlang. Marlen erläuterte ihrer Tochter die Wege des Zoik. Sofort zuckte mein Kopf zu Gerole, der Templer aber mischte sich nicht in ihre Lektionen ein.

Ein waschechter Templer in Kettenhemd und Langschwert. Ziemlich sicher kann er Magie wirken. Gerole von Hagen war eine beeindruckende Gestalt. Seine Locken klebten verschwitzt an Kopf und Nacken, seine Brust hob und senkte sich ob des langen Marsches, doch mit sicherer Stimme erklärte er den Waldrand zum Platz der Abendrast.

Marlen beendete ihre Predigt, irgendetwas über den Wert des Vergänglichen, und suchte nach Alax. Der Magier war zurückgeblieben und untersuchte einige Pflanzen.

Komische Reisegruppe, bestaunte ich die orangen beleuchteten Hügel, aber besser als allein ...

"Auf, komm mit."

Ich blickte an Marlen hoch. Mit strengem Blick nickte sie zur Seite.

"Wir kümmern uns um das Essen und machen ein Feuer."

Ich zwang meine Füße zurück in ihre ledernen Gefängnisse – Au – und humpelte ihr nach. Dabei hielt ich mich unauffällig von Gerole fern.

Einerseits hatte mich der Templer bereitwillig in seine kleine Gruppe aufgenommen, wie auch schon Marlen und Issa. Doch stellten ihn meine Antworten auf seine Fragen nicht wirklich zufrieden. Was weiß ich auch über Zoik den Stoischen? Etwa so viel wie ein Panagea von höherer Beschwörungsmagie.

Bereits bei unserem Treffen heute Mittag hatte er mich über meine spirituelle Seite ausgefragt.

Ob ich denn eine Folgerin des großen Zoik sei, wenn ich mich ihnen schon angeschlossen habe. Noch nicht, hatte ich brav geantwortet. Ernst war er fortgefahren, eine junge Frau solle zwischen Markt und Herd Platz für den Tempel haben. Gerade noch hatte ich mir verkniffen zu fragen, wo er denn Platz für meinen Stiefel habe. Er offenbarte mir, Zoik sei einer der Alten Acht, der hohen Götter, der Schirmherr der Beständigkeit.

Von da an war die Unterhaltung abwärts gegangen, aber er hatte die Hoffnung an mir nicht aufgegeben. Marlen als eifrige Gläubige unterstützte ihn gerne in seinen Ausführungen. In Gegenwart des Templers wurde sie nie müde, ihr Wissen über Zoik mit ihrer Tochter und mir zu teilen. Still lauschte ich ihren Bräuchen und Traditionen.

Issa kümmerte sich bereits um Geroles Pferd. Erleichtert machte ich mich an die Feuerstelle. Pferde auf Ferun sind so massig und ham so große Zähne. Weiß nich was mit Issa falsch ist, dass sie so vernarrt is in die Viecher.

Kurze Zeit später saßen wir um die Feuerstelle. Zwar war das Feuer nicht von mir, Marlen hatte mir nach einigen Versuchen den Feuerstein entnervt aus der Hand gerissen. Aber ich kann sitzen und meine neuen Gefährten teilen ihr Essen mit mir. Erfreut nahm ich zur Kenntnis, Zoik der Stoische bestand auf keine langatmigen Reden vor, nach oder während des Essens.

Gerole fragte munter drauf los, er kannte Marlen und Issa auch noch nicht. Sie hatten sich ihm erst an diesem Morgen angeschlossen, kurz bevor sie mich getroffen hatten.

How To Kill A God - Step One: Tame The Demon [DE]Where stories live. Discover now