Durch's Portal

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Am Abend desselben Tages rüttelte der Wind an den bunten Büschen und Spitzbäumen auf Ral Kadur. Mit Erwachen des Waldes steigerte sich das Rascheln und Pfeifen zu einer wilden Sinfonie.

Der stark überwucherte Waldboden und die Farne waren bereits in Schatten getaucht. Die Abendröte der von den Wipfeln verschluckten Sonne färbte den Himmel in tief orangenen Schimmer. Die Wolken leuchteten hier in Blau, dort in Lila. Irritiert kniff ich die Augen zusammen.

Warum leuchtet hier alles so grell?

Erst zum zweiten Mal war ich auf Ral Kadur, doch die exotische Sphäre mit ihren lebendigen Wäldern und knallig leuchtenden Farben war mir in Erinnerung geblieben. Ral Kadur. Heimat der Voodoo-Jünger. Sarea schnaubte. Die sollen bleiben wo der Regen fault. Wir sind hoffentlich schnell wieder auf Ferun.

Dichtes Unterholz schützte mich vor direkter Sicht. Alleine kauerte ich geduckt am Hang, die Wiese unter mir in fahles Grau getaucht. Ich streckte das Bein aus, lockerte meine Muskeln. Zum wiederholten Mal fummelte ich an meiner zähen Lederweste herum. Den minimalen Schutz bei größtmöglicher Bewegungsfreiheit hatte ich mit zusätzlichen Kettenteilen um Schultern und Brust ergänzt. Dazu trug ich einen breiten Kettenhemdring über der ledernen Hose, ähnlich einem sehr kurzen Rock. Immer wieder zog ich die Riemen fest, vertraute ihnen nicht. Hinter Zweigen und Sträuchern versteckt durchdrang ich die hereinbrechende Nacht.

"Er ist da unten."

Am frühen Abend hatten wir das Dorf auf Ferun erreicht. Vor etwa einer Stunde war ich aus dem Portal gekommen. Wie von Kolander aufgetragen hatte ich mich zwischen Portal und alter Poststation auf die Lauer gelegt. Niemand war gekommen. Zwischendrin hatte es auf der tropischen Sphäre angefangen zu regnen wie aus Zubern. Jetzt endlich kam jemand den Weg entlang.

Einer der drei Magier. Ich spüre seine Macht. Die Dorfbewohner sagten, er käm meist am frühen Abend. Warum ist er so spät? Vielleicht der Regen? Bin selbst durchnässt wie ein Waschbär. Hat zum Glück wieder aufgehört.

Doch das Warten hatte sich gelohnt, da war er. Auf dem Weg zum Portal. Getrennt von den anderen beiden Dienern Zoiks, welche wohl in der alten Poststation warteten.

Allein im Wald, hier auf Ral Kadur. Das kann gefährlich sein, he, he.

Abwesend schlug ich nach einer Ranke, welche sich um meinen Knöchel legen wollte. Ließ den Magier nicht aus den Augen. Immer wieder prüfte ich, ob ihm noch jemand folgte. Wohin ihn seine Schritte führten.

"Eilig hat er's. Vielleicht weil er so spät ist."

Wenn er noch ins Dorf will, muss er sich beeilen. Die Sonne geht schon unter. Hm. Wenn er so weiterläuft ...

Der Trampelpfad war im Abendlicht nur eine Lücke im Meer der Farne und Gräser.

... Kommt er genau vor mir vorbei! Der Pfad führt direkt am Hang entlang!

Wie hatte ich das nicht bemerkt? Lautlos verfluchte ich meine Unachtsamkeit. Das ereignislose Warten hatte mich unvorsichtig werden lassen.

Aber hier hinter den Sträuchern, am flachen Hang über ihm, sollte ich ausreichend geschützt sein.

Wagemut und Tatendrang stimmten murmelnd bei, wenig überzeugt. Sollte. Könnte. Vielleicht.

Betont ruhig atmete ich tief durch, entspannte meine Sinne. Als Abissaij hatte ich nicht nur schnellere Reaktionen, ich spürte auch Lebensfunken in der Umgebung. Das Problem war, konnte ich etwas fühlen, konnte es mich vielleicht auch fühlen. Darf nicht auffallen. Aber wenn Gerole und Alax meine Kräfte nicht gespürt ham, dann der hier hoffentlich auch nicht.

How To Kill A God - Step One: Tame The Demon [DE]Where stories live. Discover now