Von Kolander

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Der im Abendlicht noch so düstere Wald erwies sich am Morgen als luftiges, helles Wäldchen. Vögel zwitscherten, Büsche raschelten mit Kleingetier, die Sonne wärmte uns auf unserem Weg. Die Bäume um uns herum interpretierten die Idee von Wald eher gemächlich und ließen uns viel Platz.

Gerole und Alax wanderten an der Spitze nebeneinander, ihre massigen Pferde an der Leine hinter sich. Alax' Pferd hatte sich das Bein verdreht und sollte keine Lasten tragen. Gerole hatte großzügig erklärt, er würde ebenfalls zu Fuß gehen und wir sollten sein Pferd als Packtier nutzen.

Was ich von den beiden nicht nur äußerlich höchst unterschiedlichen Männern hören konnte sagte mir, sie befanden sich bestenfalls noch in der Findungsphase ihrer Freundschaft. Dem einen wird Magie gewährt durch Glauben und Opferung. Der andere beherrscht sie durch Wissen und Verständnis, ohne Gegenleistung. Klar, dass sie sich aneinander reiben.

Marlen war in den Wald gestiefelt, um ihre Kenntnisse als Pfadfinderin aufzufrischen. Klarer Anflug von, Was mein Gatte kann, kann ich schon lange, nur besser.

Neben mir lief Issa. Ihr Horizont war nicht nur aufgrund der nahen Bäume eher beschränkt. Unwahrscheinlich, dass sie etwas weiß, aber sicher ist sicher.

"Du heiratest also bald. Warum ist dein Gatte nicht mit dir gereist? Ist es Brauch, getrennt zu reisen und sich erst am Tag der Trauung zu sehen?"

Sie kicherte.

"Nein, nicht wirklich. Aber in einer der Städte errichten sie einen neuen Altar zu Ehren Zoiks. Er hilft bei der Weihung. Mein Versprochener nimmt seine Aufgaben sehr ernst."

Aus Angst, sie würde mir noch mehr von dem neuen Altar erzählen, unterbrach ich sie schnell.

"Er ist doch nicht allein gereist, hier oben? Wenn schon Gerole und Alax von Gefahren reden ..."

Sie presste die Lippen zu einem Strich zusammen, aus ihren Augen schossen Dolche.

"Nein. Er ist nicht allein gereist. Und es ist ihm auch nichts geschehen."

Ups. Rede nie zu einer jungen Verliebten davon, ihrem Zukünftigen könne etwas zugestoßen sein.

Schnell lenkte ich das Gespräch auf leichtere Themen und ließ Issa reden, was ihr nicht schwerfiel. Das Gesicht in die Sonne gereckt schritt ich den Pfad entlang, meinen kleinen Packen über der Schulter. Geroles Gaul war groß, breit und kräftig, aber auch mit hundertundeinem Sachen-die-man-ganz-bestimmt-bei-der-Hochzeit-brauchen-kann beladen. So musste jeder einen Teil selbst tragen. Da ich nur einen kleinen Packen besaß hieß das, ich durfte all mein Gepäck selbst tragen. Blödes Pferd.

Gerade spürte ich, wie sich etwas näherte, schon brach Marlen zwischen den Büschen hervor. Sie marschierte zielstrebig zu Gerole und redete leise auf ihn ein. Der Templer überlegte kurz, dann winkte er uns zu sich.

"Das sollen alle hören. Frau Marlen."

Ihre Augen schweiften weiter rastlos umher.

"Spuren. Neben dem Pfad. Pferde. Wahrscheinlich zwei oder drei."

"Andere Wanderer, Mutter? Was ist so besonders daran?"

"Diese hier verdecken ihre Spuren. Gestern dachte ich schon, da ist was. Jetzt bin ich sicher. Hufabdrücke, geknickte Zweige. Die Spuren sind frisch."

Issas Weltansicht blieb unerschüttert.

"Ich weiß nicht, was daran seltsam sein soll. Leute reisen halt. Vielleicht", grinste sie in meine Richtung, "Wieder eine Handelskarawane."

How To Kill A God - Step One: Tame The Demon [DE]Where stories live. Discover now