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Nachdem Woody die Puschen kontrolliert hat, hüpft sie aus dem Bettchen. Eine neue Woche beginnt. Ronja ist gut drauf, es scheint gerade alles mehr oder weniger harmonisch. Sie wünscht sich für Alice, dass sie die Entscheidung treffen kann, die für sie gut und richtig ist. Hätten wir vielleicht unser Gespräch von gestern noch vertiefen sollen? Selbst wenn, daran kann sie jetzt ohnehin nichts mehr ändern. Vielleicht kommen sie ja noch einmal dazu. 

Woody ist fertiggemacht für die Parkrunde. Klatsch. Es ist 07:53 Uhr. 

„Oh Woody, heute sehr zeitig." 

Heute ohne Zwischenstopp bei Joe geht sie in den Park, den Weg entlang bis zum See, an den sie sich setzt. Der See ist nicht zugänglich für Menschen, sondern allein den Tieren und der Natur, so weit wie möglich, überlassen. Ringsherum ist es grasbewachsen. Auf der Seite, auf der sie sich befindet, ist eine größere Wiese. Ein Stückchen Natur inmitten der Stadt, was sie nur zu gern und ausgiebig genießt.

An manchen Tagen zieht sie zu gerne ihre Schuhe aus, ertastet mit ihren nackten Füßen das Gras unter sich. Ab und zu feucht und kühl, ein anderes Mal trocken. Je näher sie dem See kommt, desto klarer wird die Luft. Teilweise strömt ihr bei leichter Brise der süßliche Duft von Blumen entgegen. Jedes Mal wieder ist es ein wundervolles befreiendes Gefühl, das sie durchflutet und dankbar in sich aufnimmt. Den Kopf dabei leicht anhebend, die Arme etwas vom Körper wegstreckend, die Zehen leicht in den Boden drückend, die frische klare Luft einatmend. Sich mit der Natur verbunden fühlen. Wundervoll und herrlich. 

Von der Parkrunde zurück geht sie erneut voller Inspiration an ihren Aquarellblock und greift zu Grün und Blau. 

◦◦◦◦◦◦

In der Hoffnung, mit Elmar ein bisschen länger reden zu können, geht Ronja etwas früher los als sonst. Dort angekommen, setzt sie sich, wie sie nun weiß, auf die Steintreppe. Ronja muss über sich selbst schmunzeln, dass sie es immer für eine sehr schöne breite Sitzfläche gehalten hat, es in Wahrheit jedoch eine Treppe ist. 

„Hallo Ronja." 

„Hallo Elmar." 

„Warum sitzt du da eigentlich jeden Tag?", presst er fragend hervor. 

„Weil ich den Platz mag. Ich genieße hier einfach ein paar Minuten diesen Ort. Und was ist mit dir, Elmar, wie kommt es, dass du hier jeden Tag zur gleichen Zeit langläufst?" 

„Ich mag meine Routinen. Und ich mag Boote und das Wasser." 

„Ich mag auch Routinen, sie geben einem Halt und Sicherheit. Möchtest du ein bisschen von dir erzählen?" 

Stille ... Keine Antwort folgt ... Weiterhin Stille ... 

„Elmar, bist du noch da?" 

„Ja." 

„Soll ich lieber konkrete Fragen stellen?" 

„Ja, das ist leichter für mich." 

„Okay. Wie alt bist du?" 

„Ich bin 17 Jahre alt. Aber bald bin ich 18 Jahre alt. Und wie alt bist du Ronja?" 

„Ich bin 28 Jahre alt. Wirst du deinen 18. Geburtstag feiern?" 

„Frau Peters sagt, sie backen einen Kuchen." 

„Das ist schön. Welcher ist dein Lieblingskuchen?" 

„Käsekuchen." 

„Ach echt? Meiner auch." 

„Zwei Gemeinsamkeiten." 

„Ja, das stimmt." 

„Bis morgen Ronja." 

„Bis morgen Elmar. Hat mich gefreut." 

Freudig sowie nachdenklich bleibt sie noch einen kleinen Augenblick dort sitzen und lässt das Gespräch Revue passieren. 

◦◦◦◦◦◦

Im Le Petit angekommen. 

Alice ist direkt zur Stelle, um Ronja augenblicklich ihren Café und ihr Croissant zu servieren. Dadurch bekommt Ronja das Gefühl, dass Alice sich noch schuldig fühlt. Hoffentlich kann ich ihr dieses Gefühl wieder nehmen. Bis Alice Feierabend hat, isst sie gemütlich ihr Croissant. 

Pünktlich Feierabend gemacht, gesellt sich Alice zu Ronja, die sie neugierig zu Elmar ausfragt. Ronja erzählt vom Treffen. 

„Und, was glaubst du, wer Frau Peters ist?" 

„Ich weiß es nicht. Wenn es sich ergibt, frage ich das mal nach." 

„Vielleicht wohnt er in einem Betreuten Wohnen oder so." 

 „Ja schon möglich. Er scheint aber ein netter junger Mann zu sein." Warum aber? Es gibt kein aber. Das war dumm von dir, Ronja. 

„Frag ihn doch, wann genau er Geburtstag hat. Vielleicht können wir ihn ja hier im Café wenigstens einladen. Also wenn das für dich okay ist und überhaupt nur, wenn er das natürlich möchte." 

„Oh Alice, das ist eine wunderbare Idee." 

„Ich habe dein Bild aufgehängt. Ich mag es echt sehr." 

„Oh schön. Also wann lädst du mich zu dir ein?" 

„Diese Woche habe ich Mittwoch und Donnerstag frei. Aber du kannst auch an einem anderen Tag von hier aus mit zu mir kommen. Sag ruhig, wann es dir am besten passt." 

„Mittwoch könnte ich ab mittags oder am Freitag nach deiner Arbeit?" 

„Ja dann lass uns doch Freitag sagen, das klingt doch gut." 

„Schön." 

◦◦◦◦◦◦

Auf dem Rückweg geht Ronja natürlich zum motley's rein. Sie hatte am Samstag, wie es der Zufall möchte, genau die Farben bestellt, die ihr nun im Kopf herumschwirren. 

Den restlichen Abend verbringt sie, wie so oft montags zunächst auf der Terrasse, später auf ihrem Sofa, dabei ihrem Hörbuch lauschend, um dann erholt ins Bettchen zu verschwinden. Es war einer schöner Tag. 

ImpressionsweiseWhere stories live. Discover now